Kapitel 7: Ein Wintermord

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Als der Schnee fiel schien es, als wollte er kein Ende finden. Die Bewohner räumten die Massen so gut es geht weg und versuchten Straßen und Häuser von der kalten Flut zu befreien. Vor einigen Tagen hatten sich mehrere Lawinen vom Berg gelöst und haben einen Telefonmast mitgerissen, somit war die Festnetzleitung tot und durch den Sturm funktionieren die Mobiltelefonnetze nicht mehr. „Verdammt nochmal!“ schimpfte Clara, als sie feststellen musste, dass sie noch immer keine Verbindung hatte. Zum Glück war es warm im Haus und sie schaltete den Fernseher ein. Es war kurz vor Acht und sie wollte schauen, ob die Nachrichten eine Besserung der Lage vorhersagten. „Und nun zum Wetter. Danke Bob! Der ganze Nord-Osten ist von einem heftigen Schneesturm heimgesucht. Dieser lässt die Gegend rund um Concens nicht in Frieden. Viele Passstraßen wurden schon gesperrt und haben viele kleine Gemeinden abgeschnitten. Unsere Gebete gehen an die Gemeinden und wir hoffen, dass bald Besserung eintritt. Und nu..“ Der Fernseher flackerte und es war nur noch ein gestörter Empfang. Das Licht ging zeitgleich aus und es war dunkel. Die Nacht hatte das Dorf verschluckt und Clara suchte in der Küche nach einer Taschenlampe. Kerzen wurden in den anderen Häusern angezündet und Lichtkegel von Lampen suchten in der Dunkelheit umher. Clara suchte ihre Winterstiefel und Mantel, zog sich Schal, Mütze und Handschuhe an und ging nach draußen. Sie klopfte an der Tür von Mrs. Hollow und es dauerte nicht lange, da wurde die Tür geöffnet. Mr. Hollow stand vor ihr in kompletter Wintermontur. „Oh sie müssen Clara sein, nicht wahr?“ sagte der ältere Herr und lächelte. „Ich geh nun rüber zum Dinner. Wenn ein Stromausfall mal wieder passiert, gehen ein paar von uns den Berg hinter der Kirche hoch. Dort haben wir unseren eigenen Generator, der die Stadt wieder mit Strom versorgt. Er hält zwar nicht lange, aber genau für diese Notfälle ist er gedacht.“ Mr. Hollow stapfte an ihr vorbei. Der ältere Mann sah von der Zeit gezeichnet aus. Tiefe Falten zierten sein Gesicht, schütteres graues Haar verlor langsam den Kampf gegen die Glatze und seine eingefallenen Augen waren der Beweis, dass er schon am Ende seiner Kräfte war. Trotz alledem lächelte er und sagte: „Gehen sie ruhig rein. Meine Frau wird sich über Gesellschaft freuen. Sie hat immer ein wenig Angst, alleine im Dunkeln zu sein.“ Danach kämpfte er sich gegen den Wind und die umher wirbelnden Schneeflocken, die sein Gesicht peitschten. Clara ging in das, mit Kerzen beleuchtete, Haus und schloss die Tür. „Mrs. Hollow? Sind sie da?“ fragte sie in die Stille hinein. „Clara sind sie das? Ich bin in der Küche.“ rief Heather aus der Küche und Clara ging zu ihr. „Schön dass sie hier sind. Ich mach mir an diesen Tagen immer sorgen um meinen Mann. Wissen sie, er ist nun mal nicht mehr der Jüngste und geht aber mit den Jüngeren hoch um den Generator anzuschalten. Meistens ist er vereist oder irgendwelche Leitungen sind gebrochen, dann sind sie Stunden da oben, in der Kälte und versuchen ihn wieder zu reparieren.“ Heather schien besorgt und war aufgewühlt. Sie lief in der Küche sinnlos umher und Clara wurde schon ganz verrückt, nur vom zu sehen. „Jetzt beruhigen sie sich doch, es wird sicher alles gut gehen. Wir machen uns jetzt was Warmes zu trinken und ich warte mit ihnen hier, bis ihr Mann wieder da ist, ok?“ Mrs. Hollow lächelte und schien ein wenig erleichtert.

Die vier Männer, Mr. Hollow, Andrew Campell, Steve Kruger und Mike Gallahand gingen durch den Schneesturm. Es dauerte eine Zeitlang bis sie endlich die Kirche erreichten und beschlossen eine kurze Rast einzulegen. Sie waren durchgefroren, hungrig und brauchten etwas Warmes um ihre müden Knochen wieder fit zu bekommen. Hollow war der älteste von ihnen, Achtundsiebzig Jahre und trotzdem wollte er immer dabei sein. Mike war hier, weil er dachte er konnte sich so beweisen, aber er war mehr tollpatschig, als eine wirkliche Hilfe. Campell und Kruger waren vom Sheriffbüro. Kruger, ein Sadist vor den Herren, scheuchte den neuen Mitbewohner und spielte sich gerne als Chef auf. Campell, der Ruhigere von beiden Polizisten, sagte kaum etwas. Er war mehr so die Art Mensch, der alles Ausführt ohne es zu hinterfragen. Kruger hämmerte an die Kirchentür. „Mephis, oh verehrter Pater, bitte lasst uns rein!“ brüllte er gegen den kalten Wind. Die Kirchentür öffnete sich und Mephis schaute auf die vier verschneiten Gestalten. „Der Herr hat euch erwartet. Kommt und ruht euch kurz aus.“ Kruger, Campell, Hollow und Gallahand gingen hinein. „Schließ die Tür Mike, aber schnell! Willst du, das unser Werter Priester sich verkühlt?“ Kruger schnauzte gerne so rum und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Meine Kinder“ fing Mephis an. „Nehmt euch was ihr braucht, denn der Herr gibt euch Kraft. Kraft für die Prüfung die euch bevor steht. Ihr werdet auf die Probe gestellt und wenn ihr wirklich an den allmächtigen Herrn glaubt, werdet ihr alle wiederkommen. Doch seit gewiss, ihr werdet dort auch den Tot finden.“ Die Vier senkten ihre Köpfe und dankten im stillen Gebet. Der Priester verschwand in seinen Gemächern und ließ die Männer alleine. Gallahand war ein wenig nervös. „Wie weit ist es noch bis zum Generator?“ Kruger schnaufte. „Halt deinen Mund verdammt. Frischling und schon blöde Fragen stellen. Das kann ich nicht ab.“ „Beruhig dich, Steve.“ Fluchte Andrew. „Verdammt nochmal, wir sollen den scheiß Generator anschmeißen und dann geht’s wieder nach Hause! Lass es uns durchziehen und lass es gut sein.“ Hollow trank seinen Kaffee und biss etwas von dem Brot ab, was der Priester parat gestellt hatte. Nachdem sich alle gestärkt hatten, machten sie sich wieder raus in den Sturm. Die Tür öffnete sich schwerer, weil der Sturm stärker geworden und der Schneefall zugenommen hat.

Die Mordokai Trilogie: Das DorfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt