In deinen Schuhen-Für immer du!

Im Haus

Wir sitzen nun seit geschlagenen 15 Minuten auf Alinas Sofa uns gegenüber und haben beide noch kaum ein Wort gesprochen. Sie hat mich in ihr Haus und direkt ins Wohnzimmer geführt. Das Ganze Haus duftet so wunderbar nach frisch Gebackenem, aber die Kekes auf dem Tisch erklären wohl warum. Sie hat mir einen Kaffee angeboten und diese Kekse. Das waren aber auch die einzigen Worte die wir seit meinem Eintreten hier gesprochen haben. Ich bin immer noch überwältigt davon, sie schon wieder zu sehen und sie scheint zu sehr irritiert zu sein, über meinen Aufzug. Zumindest zu kennen scheint sie mich in "dieser Welt" nicht. Und irgendwie bin ich auch nicht gewillt ihr zu sagen, dass ich sie kenne.

"Also...", höre ich plötzlich ihre Stimme sagen: "Was mich am meisten irritiert, abgesehen von ihrer...na ja...Bekleidung...warum halten sie einen Damenstiefel in der Hand? Sie sind doch kein Frauenmörder oder Verrückter den ich jetzt in mein Haus gelassen habe?", sie kichert etwas unbeholfen, was ungemein süß ist und fügt schmunzelnd hinzu: "Ich bin übrigens Alina!". Sie hält mir die Hand hin und mit meiner freien greife ich sie. Ein allzu warmes Wohlgefühl durchflutet mich. Ein bisschen zu lang erwidere ich ihren Händedruck und sage dann etwas schüchtern: "Ich..ich bin Sam!" Sie nickt, als wäre diese Antwort mehr als selbstverständlich und mein restliches Auftreten bedürfe keiner weiteren Erklärung. Warum ist sie so unvorsichtig und vertraut mir. Ich könnte doch tatsächlich ein schwer geisteskranker Mann sein. Ach meine süsse Alina. Wie sie da auf der Couch sitzt mit diesem offenen, herzlichen Lächeln. Ein wenig verlegen, aber auch neugierig. Moment mal...offen und herzlich? Alina war doch eher verschlossen, aber hier scheint sie eher das Gegenteil zu sein. Ich betrachte sie nun genauer. Ihr Gesicht ist natürlich dasselbe, aber ihre Haare sind fast hellblond und sehr lang und ihre Haut scheint noch vom Sommer eine Art Restbräune zu haben. Das sieht mir nicht nach Sonnenstudio aus. Und irgendetwas sagt mir, dass das auch absolut nicht zu dieser Alina hier passt. Sie trägt eine blaukarierte Schlafanzughose und einen weißen Pullover. Schminke trägt sie nicht. Eine simple, menschenfreundliche Version von Alina. Ich mag diese Alina hier auch sehr gerne, auch wenn es nicht genau die selbe ist, die mir genommen wurde, so bringt sie mein Herz zum rasen. Plötzlich höre ich mich sagen: "Der Schuh...er gehört meiner großen Liebe, sie ist leider bei einem Autounfall gestorben!" Waaas? Warum sage ich das denn jetzt. Ich sollte mich echt mehr konzentrieren. Seit Alina tot ist, handle ich vielzu oft impulsiv, ohne Sinn und Verstand. Sie nickt nur betroffen. Es scheint sie etwas zu überfordern, was ich ihr hier darbiete. Es überfordert mich allerdings auch.

"Ich weiß zwar nicht warum ich das jetzt sage, aber erstens bin ich ein wenig einsam hier draußen und zweitens...na ja klingt ziemlich naiv und blöd, aber irgendwie fühle ich mich ihnen verbunden! Möchten sie auf meiner Couch übernachten?" Mein Herz macht einen riesigen Freudensprung. Auch wenn Alina wirklich ein wenig naiv ist, aber ich werde ihr niemals etwas tun. "Sie sind nicht naiv und ich fühle diese Verbundenheit auch! Ich würde mich sehr freuen hier übernachten zu dürfen. Vielen, vielen Dank!" Sie nickt wieder nur. Ich umklammere nach wie vor den Stiefel. Mal im Ernst, was soll das hier geben? Was denke ich mir nur? Ich kann doch nicht für immer in dieser Welt bleiben.