Kapitel 4

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Perplex hielt ich inne und starrte zu dem Lehrer und meinem Mitschüler, welcher auf einem Tisch saß, die Beine leicht gespreizt und dazwischen Ackermann stehen hatte. Dieser drehte ruhig den Kopf zu mir:"Er hat schon hier gewartet."

Langsam nahm er Abstand von Eren, welcher hochrot angelaufen war und zu Boden sah. So kannte ich ihn ja gar nicht. Aber ich würde wahrscheinlich auch nicht anders reagieren, wenn man mich in so einer Situation erwischen würde. Ob die zwei sich geküsst hatten?

"Was stehst du da so dumm rum, Kirschstein?", unterbrach Ackermann meine Gedanken und ich zuckte zusammen:"Ähm..."

"Ja, das hab ich mir gedacht", knurrte der kleingewachsene Mann und war nun ganz von Eren weg, welcher sich - immer noch rot im Gesicht - vom Tisch schwang und zu Boden sah. Ich konnte einfach nicht aufhören zwischen den beiden hin und herzusehen. Hatten sie etwa...?

"Bild' dir darauf jetzt bloß nichts ein. Jäger hatte was im Auge und ich hab einfach nachgeschaut", meinte Ackermann und ich sah ihn stirnrunzelnd an. Ja. Sicher doch. Sollte ich Marco mal in der Öffentlichkeit küssen, bin ich auch nur 'gestolpert'. Doch anstelle einer sarkastischen Antwort darauf, schlug ich einfach die Hände zusammen:"Okay, was kann ich tun und wie viel muss ich tun, um schnell nach Hause zu kommen?"

"Schnell arbeiten", meinte Ackermann und drückte mir mit diesen Worten Eimer und Lappen in die Hände:"Kümmre du dich erstmal um die Fenster und Tische dahinten. Jäger wird den Bereich hier saubermachen."

"Okay", murmelte ich und warf Eren noch einmal einen fragenden Blick zu, doch er sah immer noch errötet zu Boden. Ich zuckte mit den Schultern und Schritt in den hinteren Teil des Lehrerzimmers. Es war wirklich unordentlich, aber das konnte unmöglich alles Frau Zoës Schuld sein. Sicher, sie war ein menschlicher Wirbelwind, aber die anderen Lehrer schienen sich ja entweder nicht um das Chaos zu kümmern, was sie hinterließ oder waren ebenfalls ziemlich schlampig. Seufzend machte ich mich daran die Fenster sauberzumachen, sowie die Fensterbänke und die Tische - wo immer das auch möglich war, da hier überall Papiere rumlagen. Sogar auf dem Boden! Okay, hier konnte ich Ackermann und seinen Sauberkeitsfetisch definitiv verstehen. Als ich bei den Unterlagen von Herr Keith - unserem Mathelehrer - vorbeikam, war die Versuchung groß, zu schauen, was in der nächsten Klassenarbeit vorkam. Doch bevor ich auch nur meine Hand danach ausstrecken konnte, vernahm ich ein leises Keuchen. Zumindest dachte ich mir einfach, dass es das war. Stirnrunzelnd drehte ich mich um, doch der Raum wurde von einem riesigen, zugestellten Regal getrennt, sodass Ackermann und Jäger nicht zu sehen waren. Ich schluckte. Die zwei trieben es doch nicht ernsthaft miteinander?! Während ich nur wenige Meter von ihnen entfernt war! 

"Ähm...Herr Ackermann? Ich bin jetzt fertig", teilte ich einfach mal vorsichtig mit. Zu meiner Überraschung antwortete der Lehrer direkt und gefasst:"In Ordnung. Kannst gehen. Und mach de Hausaufgaben noch mal nach!"

Verwundert zog ich die Augenbrauen hoch. Normalerweise würde der Zwerg erstmal alles auf's kleinste Detail hin kontrollieren, ob es wirklich sauber war und nun zeigte er sich nicht einmal. Das war dann wohl eindeutig.

Ich widerstand der Versuchung noch mal nachzuschauen, ob die zwei wirklich was hatten. Und auch die Papiere von Keith wurden in Ruhe gelassen, immerhin konnte ich nun endlich gehen! Also ergriff ich eilig meinen jahrhundertealten Rucksack und verließ das Lehrerzimmer. 

Kaum hatte ich das Schulgelände verlassen, zog ich erstmal die Zigarettenschachtel aus meiner hinteren Hosentasche und machte mir einen der wohltuenden Glimmstängel an. Nach so einem langen Tag war das einfach mal nötig. Während ich an der Haltestelle auf den Bus wartete, dachte ich nach, was ich heute noch alles machen könnte. Am besten würde ich mich eben um unsere drei Pferde kümmern, die ihren Platz bei uns auf dem Grundstück hatten und dann gäbe es nur noch den Fernseher, eine Tüte Chips, Cola und meine Wenigkeit. Lächelnd nickte ich diese Pläne ab und schnipste die Zigarette zu Boden als der Bus kam. 

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