Kapitel 3

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Leider hatte mich mein anfänglicher Enthusiasmus schon in der Umkleide der Jungs verlassen. Reiner kam auf mich zu und schlug mir auf die Schulter, sodass ich fast hinfiel:"Was ziehst du so ein langes Gesicht, hm?"

„Pferdefresse halt", lachte Eren dreckig und schlüpfte gerade noch so aus der Tür in die Halle, bevor mein Stiefel, den ich nach ihm warf – Springerstiefel. Ich war eben ein Punk – ihn treffen konnte. Grummelnd wandte ich mich zu Reiner:"Es ist nichts."

Der blonde Halbriese zog nur skeptisch eine Augenbraue hoch und verschwand dann zum Glück mit Bertholdt, welcher sich zu uns gestellt und ihn sanft angelächelt hatte mit den Worten:"Ich bin fertig, wir können gehen."

Seufzend ließ ich mich auf der Bank nieder und zog mir noch meine Sportschuhe an, ehe auch ich die Umkleide verließ und mich zu den anderen stellte.

Mein Blick ging zu Annie, welche gelangweilt bei Reiner und Bertholdt stand. Schon jetzt tat mir alles weh, allein bei dem Gedanken mit ihr zu üben. Die Frau war brutaler als jede andere. Sogar krasser, als jeder Kerl mit dem ich mich schon geprügelt hatte. Vielleicht gab es nur eine Ausnahme, vor der man noch mehr Angst haben musste: Ymir, wenn sie meinte Christa verteidigen zu müssen.

Leider hatte ich in dem Moment noch nicht realisiert, dass ihr kleiner blonder Engel diagonal hinter mir stand und so stieß ich leicht gegen sie, als ich mein Gewicht auf den anderen Fuß verlagerte und dabei einen halben Schritt zurückging. Christa stieß einen überraschten Laut aus und ich drehte mich zu ihr:"Oh...sorry, hab nicht gewusst, dass du da stehst."

„Schon in Ordnung, ich hab mich nur erschrocken", sagte sie lächelnd. Ein Lächeln zum dahinschmelzen. Und perfekt zum Ablenken geeignet, da mir im nächsten Moment Ymir eine ziemlich harte Kopfnuss verpasste:"Idiot. Lass Christa ja in Ruhe!"

„Ich hab mich doch nur entschuldigt", knurrte ich und hielt mir mit schmerzhaft verzogenem Gesicht den Kopf. Warum meinte das Schicksal es eigentlich immer so böse mit mir?!

Und als wäre ich nicht schon verstört genug durch diese Mannsweiber, trat in dem Moment auch schon unser Sportlehrer in die Halle. Ein hautenges, weißes Shirt an und dazu eine viel zu kurze und eng sitzende Sporthose, die im Normalfall wahrscheinlich von einem Radler getragen werden sollte. Leider Gottes betonte der Typ mit dieser Kleiderwahl mehr als gut seine Muskeln und...gewisse andere Dinge. Der Gedanke ließ mich erröten und ich wandte den Blick ab.

Erwin Smith. Der wohl außergewöhnlichste Lehrer, den es gab. Der Kerl hatte einen nahezu perfekt trainierten Körper und wurde von vielen Mädchen – und auch Jungen – geradezu angehimmelt.

„Was steht ihr denn immer noch hier rum? Nur weil ich mal ein bisschen Verspätung habe, heißt das nicht, dass ihr das Aufwärmen auslassen könnt", begann er und musterte uns alle. Dann machte er eine auffordernde Bewegung und ging zu den Bänken, welche am Rand der riesigen Halle standen.

Murrend machten wir uns auf und begannen Runden zu laufen. Aufwärmen bedeutete für uns zehn Minuten laufen und danach die Gelenke lockern. Uns die Zeit dazu zu nehmen, war für uns nur möglich, weil Smith auch gleichzeitig Direktor war – wie auch immer der das alles unter einen Hut bekam – und es somit immer nur Doppelstunden in Sport gab.

Nach zwei Minuten laufen, hatte ich mich in dem kleinen Grüppchen von Annie, Reiner und Bertholdt eingefunden und lauschte den beiden größeren Jungs, wie sie über den Lehrer redeten.

„Schon gewagt, was der Smith immer trägt, oder?", fragte Reiner und Bertholdt nickte:"Ja. Aber es passt auch irgendwie zu ihm. Wäre doch schon 'ne Schande, wenn er seinen Körper in zu großer Kleidung untergehen lassen würde..."

„Ja, schon, aber der quetscht sich irgendwann noch die Eier ab oder so", murmelte Reiner und warf dem Lehrer, welcher aufmerksam alle Schüler im Auge behielt, einen flüchtigen Blick zu. Stirnrunzelnd folgte ich seinem Blick. War dieses Gespräch zwischen den beiden als 'eindeutig' abzustufen? Ich meine, natürlich kann man auch als Junge über Männer reden, aber doch nicht SO. Oder?

Shingeki no AiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt