Shingeki no Ai

Kapitel 1

Dezent genervt nippte ich an meinem schon lange kalten Kaffee. Schon wieder beschwerte sich meine Mutter darüber, dass ich noch keine Freundin gehabt hatte:"Du bist sechzehn, Jean, sechzehn! Andere führen in dem Alter schon die siebte Beziehung."

Tja, andere Jungs sind aber auch nicht schon seit einem Jahr in einen Typen verliebt. Warum kümmerte sie das auch überhaupt? Es war ja nun nicht so, dass es dann ihre Freundin - oder in dem Fall Freund – wäre:"Du übertreibst maßlos."

„Ich weiß, aber normal ist das doch auch nicht", meinte sie und taxierte mich mit ihren Blicken. Eilig kippte ich den Rest meines Kaffees runter und stand auf. Auf solch ein Gespräch am Morgen hatte ich nun auch keine Lust:"Ich muss jetzt los. Bis später."

„Bis später", verabschiedete sich meine Mutter. Gerade, als ich in der Tür stand, rief sie mir noch nach:"Ach vergiss nicht, dass dein Vater und ich heute auf einer Messe sind!"

Ach stimmt. Ich hatte bis um sechs sturmfrei, weil meine Eltern auf einer Pferdemesse waren. Dadurch, dass wir selber ein paar Pferde besaßen, mussten die überall hin, wo es auch nur ansatzweise um die Tiere ging. Ich hatte kein allzu großes Interesse an ihnen. Mit Freunden chillen stand da bei mir schon eher auf dem Programm.

Ohne ein weiteres Wort zog ich die Tür hinter mir zu und wollte am liebsten direkt wieder rein. Es war schweinekalt und ich hatte auf den Schal, den meine Mutter mir aufschwatzen wollte, verzichtet. Im stillen lobte ich mich für diese überaus dämliche Aktion, doch jetzt nochmal rein wollte ich auch nicht, da ich eh schon spät dran war

Gerade rechtzeitig noch erreichte ich den Bus und ließ mich keuchend auf einem Viererplatz nieder. Mir gegenüber eine gestresste Mutter mit zwei kleinen Kindern, die nur am nerven waren. Beinahe schon mitleidig lächelte ich die Frau an und sah dann aus dem Fenster. Hoffentlich würde ich mich nie für Kinder entscheiden. Ich konnte mit den Kleinen einfach nicht umgehen und überhaupt, was sollte ich mit ihnen? Wenn ich von jemanden genervt werden wollte, musste ich einfach nur zu meinen Eltern gehen.

Nach ungefähr einer Viertelstunde, hielt der Bus an der Schule und ich stieg mit einigen anderen Schülern aus. Kaum waren sie draußen, zogen sich manchmal erst einmal eine Zigarette aus der Tasche und zündeten sie an. Missbilligend schüttelte ich den Kopf. Wie konnte man morgens schon rauchen? Das war doch einfach nur widerlich. Zwar war ich selber Raucher, aber zum einen rauchte ich relativ selten und zum anderen nicht morgens!

Als ich ins Foyer trat, war der erste, der mir auffiel, Marco. Wie konnte man ihn und sein strahlendes Lächeln auch übersehen? Wie immer stand er mit ein paar Freunden am schwarzen Brett und unterhielt sich noch mit ihnen bevor der Unterricht beginnen würde. Am liebsten würde ich auch dort stehen, doch mit meiner Art passte ich einfach nicht in die Gruppe.

„He, Pferdefresse! Schlecht geschlafen? Du siehst echt scheiße aus", riss mich die Stimme meines 'irgendwie besten Freundes' aus meinen Gedanken. Eren Jäger. Wir führten die wahrscheinlich innigste Hassliebe, die man im ganzen Universum finden konnte. Missmutig funkelte ich ihn an:"Halt ja die Klappe und erzähl mir was passiert ist, Einarm."

Schmunzelnd deutete ich auf seinen gebrochenen Arm. Der Braunhaarige schnaubte:"Nichts."

„Was denn? Hat Mikasa dir wieder gezeigt, wo der Hammer hängt?", fragte ich spöttisch und sah auf ihn runter. Wütend packte er mich am Kragen:"Nein, hat sie nicht!"

„Wir waren am Freitag Trainingspartner", ertönte plötzlich die Stimme der Schwarzhaarigen. Perplex sahen Eren und ich sie an. Woher kam sie auf einmal?

„Mikasa! Mach mich doch nicht schlecht vor anderen! Nur, weil ich blöd gefallen bin", murrte mein grünäugiger Rivale und stieß mich von sich. Mikasa verzog keine Mine:"Ich habe überhaupt nichts gesagt, Eren."