Kapitel 11

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Ich hing förmlich an Erens Lippen und meiner Meinung nach konnte er gar nicht schnell genug erzählen. Als er fertig war, war ich mir sicher, dass mein eh schon blasser Hautton noch weiter an Farbe verloren hatte. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie die ganze Szene ausgesehen haben musste, doch wie von selbst schoben sich Bilder in meinen Kopf. Schlimme Bilder.

„Wo...wo ist er jetzt?", fragte ich leise. Erens Blick ging zu Boden:"Wahrscheinlich wird er immer noch operiert... Ich weiß nicht genau, was er alles für Verletzungen hat."

„Ist seine Mutter schon hier?"

„Ja...sie ist am Boden zerstört", murmelte Eren. Ich fuhr mir übers Gesicht und durch die Haare. Natürlich war sie das. Es war offensichtlich – schon nach dem ersten Treffen – dass sie ihren Sohn über alles liebte. Marco war sicherlich ein Traumkind.

Langsam erhob ich mich von meinem Stuhl:"Kannst du mich zu ihr bringen? Ich möchte sie ein wenig trösten. Vielleicht weiß sie ja ein wenig über Marco..."

In solchen Situationen war Eren gar nicht so dämlich, wie sonst eigentlich. Aber gut. Hier ging es auch irgendwie um das Leben eines gemeinsamen Freundes. Was Freunde anging war Eren ziemlich zuverlässig. Das hatte auch Armin mir schon oft erzählt. Da der Braunhaarige schon mit zehn seine Eltern verloren hatte, setzte er nun seine Freunde an oberste Stelle.

Gemeinsam gingen wir auf die Intensivstation. Schon als ich das Schild mit dem Wort darauf las, wurde mir schlecht. Marco könnte sterben... Jeden Moment. Vielleicht tat er es ja in genau dieser Sekunde?

„Hey, Jean...alles gut?", fragte Eren plötzlich und sah mich besorgt an. Mein Blick ging zu ihm und dann auf den Boden. Ich war stehengeblieben. Hatte ich Angst? Wahrscheinlich. Schließlich könnten wir genau in dem Moment zu Marcos Mutter kommen, wenn ein Arzt ihr sagt, dass ihr Sohn verstorben ist. Das wollte ich nicht hören.

Um ein Schluchzen zu vermeiden, schlug ich mir die Hand vor den Mund.

„Jean, wir können auch morgen vorbeikommen", sagte Eren und legte eine Hand an meinen Unterarm. Es störte mich nicht mal, dass er mich so berührte. (Normalerweise würde ich ihn dafür gleich noch den anderen Arm brechen).

Leicht schüttelte ich den Kopf:"Nein, ich will jetzt wissen, was mit ihm ist."

Selbstsicher schritt ich durch die schwere Glastür und sah auch gleich Marcos Mutter auf einem Stuhl im Gang sitzen. Unwillkürlich wurde mein Schritt etwas schneller und ich kam zu ihr:"Frau Bo-...Pia...tut mir leid, was mit Ihrem Sohn passiert ist."

„Jean...", mit verzweifelten Augen sah sie zu mir auf und war keinen Moment später aufgestanden, um mich zu umarmen und anzufangen zu weinen:"Er wird das doch überleben, oder?"

Nun war ich ein wenig überfordert und sah hilfesuchend zu Eren, der jedoch nur ratlos mit den Schultern zuckte. Also strich ich Pia vorsichtig über den Rücken:"Natürlich schafft er das. Er kann Sie ja schlecht alleine lassen."

Es war komisch nun Marcos Mutter in den Armen zu halten und irgendwie zu versuchen sie zu trösten. Ich war noch nie sonderlich gut darin gewesen, die Leute zu unterstützen. Erst recht nicht Erwachsene. Und noch weniger Eltern von Freunden.

Doch hier ging es um Marco und ich wollte einfach mein Bestes geben.

„Wissen Sie denn schon, was mit ihm ist?", fragte ich irgendwann leise und die Mutter schüttelte den Kopf:"Nein...Ach Gott, tut mir leid, dass ich so über dich hergefallen bin."

Eilig löste sie sich von mir und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Ich versuchte zu lächeln, doch es fiel mir wegen der Situation ziemlich schwer:"Kein Problem. Ich versteh das."

Shingeki no AiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt