Kapitel 1

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Schweißgebadet wachte ich auf. Draußen gewitterte es. Meine schwarzen Haare klebten mir an Stirn und Nacken. Mein Top saß wie eine zweite Haut an mir. Mein Herz schlug so schnell, wie nach einem zwanzig Kilometer Marathon. Ein Blick auf meinem digitalen Wecker verriet mir, dass es 3:04 Uhr war. Da ich sowieso nicht wieder einschlafen konnte, beschloss ich duschen zu gehen, um den Schweiß abzuwaschen. Also schlug ich meine Decke zurück und ging ins Badezimmer. Dort angekommen entledigte ich mich meiner Kleider und stieg in die Dusche.

>>Du siehst scheiße aus<<
>>Direkt und ehrlich wie immer. Aber genau deshalb hab ich dich ja so lieb.<<
Ich saß im Klassenraum neben meine besten Freundin Sara. Mit ihren goldenen Haaren und den himmelblauen Augen sah sie aus wie ein Engel. Ich dagegen mit meinen schwarzen Haaren und den bernsteinfarbenen Augen sah so aus, als wäre ich der Hölle entsprungen. Die dicken Augenringe und die blasse Haut, die ich dank den wenigen Schlaf hatte, unterstützten diesen Eindruck.
>>Aber du hast ja recht.<<
>>Wieder dieser Traum?<< Fragte sie mitleidig.
>>Ja.<< Jammerte ich und ließ meinen Kopf auf den Tisch sinken.
>>Ich versteh das nicht. Wieso hast du fast jede Nacht den gleichen Traum? Das ist doch merkwürdig.<<
>>Sag mir mal was neues.<<
>>Wenn die beiden Damen dann so freundlich wären und jetzt endlich still sein würden, würde ich gerne mit dem Unterricht beginnen.<< Unterbrach uns Mr. Pastor.
Augen rollend hob ich meinen Kopf wieder und begrüßte den Biologielehrer, wie der Rest meiner Klasse.

>>Fiona, Will schaut schon die ganze Zeit zu dir rüber.<< Flüsterte Sara.
Wir saßen gerade in der Schulkantine, nachdem ich zwei Stunden Biologie und Latein hinter mir hatte.
>>Soll Will doch gucken wie er will. Ich werde mich jedenfalls nicht zu ihm umdrehen.<< Zischte ich.
Sara wusste ganz genau, dass ich nicht gut auf ihn zu sprechen war. Der Grund dafür? Der ist ganz einfach: Seitdem ich auf der Woodside High School bin, interessiert er sich für mich. Ja genau, er interessiert sich für mich. Was anderes kann es nicht sein, denn er schaut mich immer nur an, mehr nicht. Hat noch nie mit mir gesprochen, mich noch nie zu etwas eingeladen und kommt gerade mal zwei Meter an mich ran. Weiter traut er sich nicht. Er ist mir unheimlich, deswegen kann ich ihn auch nicht ausstehen. Was eigentlich schade ist, weil er eigentlich ziemlich süß aussieht. Blonder Lockenkopf mit kräftigen grünen Augen. Hätte er mich früher um ein Date oder sowas gefragt, hätte ich sicher ja gesagt. Aber jetzt ist er unten durch, um es direkt auszudrücken.
>>Vielleicht wartet er ja nur darauf, dass du ihn mal ansprichst.<< Rätselte Sara.
>>Sicher.<< Erwiderte ich genervt.
>>Was ist los Fiona? In letzter Zeit bist du ständig mies drauf.<<
>>Weiß auch nicht. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich ständig diesen doofen Traum habe.<<
>>Du kannst nicht alles auf diesen Traum schieben. Er ist nicht an allem Schuld.<<
>>Mh. Ich hab keinen Hunger mehr. Wenn du mich suchst ich bin Musikraum.<<
Ich stand auf und verließ die Kantine. Immer wenn ich alleine sein wollte, verzog ich mich dahin. Er war nie abgeschlossen, also hatte jeder Schüler freien Zutritt. Was sehr erstaunlich ist. Immerhin steht hier ein großer schwarzer Flügel drin und es gibt noch mehr teure Instrumente. Aber mich interessiert immer nur das Klavier. Da hier nie ein Schüler ist, kann ich in Ruhe meinen Gedanken hinterher hängen.

Völlig in Gedanken versunken, bemerkte ich, dass ich schon am Musikraum angekommen war. Ich setzte mich an den Flügel und strich vorsichtig über die Tasten. Und dann fing ich an zuspielen. Ganz von alleine spielten meine Finger meine Lieblings Melodie. Sie klang traurig, aber man hörte die Hoffnung heraus. Wie, wenn es regnet und man auf Sonnenschein hofft. Oder wenn man eine riskante Nachricht schreibt und hofft, dass das gut gehen würde. Oder wenn man ein Referat vor der Klasse halten muss und man hofft, dass man sich nicht versprechen wird. Mein Vater brachte mir das Klavierspielen bei. Ich war gerade mal vier Jahre alt gewesen.

Erst als ich fertig gespielt hatte, bemerkte ich die Tränen, die sich aus meinen Augen gestohlen hatten. Schniefend wischte ich sie mir weg. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um zu trauern. Aber es half nichts, die Tränen liefen immer weiter. Dieses Lied hatte mein Vater kurz vor seinem Tod für mich geschrieben. Er meinte dieses Lied würde mein Innerstes wiederspiegeln. Begründen tat er es mit der Erklärung, dass ich nie die Hoffnung verlieren würde, egal in welcher Situation ich mich auch befinde. Ich konnte das nicht nachvollziehen, weil ich der Meinung war ich würde sehr schnell die Hoffnung aufgeben. Darauf erwiderte er nur, dass er diesen kleinen Hoffnungsschimmer immer in meinen Augen sehen würde. Erst als er verschwand, merkte ich diese Hoffnung in mir. Mein Vater hatte seiner Schwester in Irland einen Besuch abgestattet. Als er in den Flieger stieg, der ihn wieder nach London schaffen würde, schrieb er uns, dass er uns schreiben würde, wenn er in London landen würde. Wir haben diese Nachricht nie erhalten. Man erzählte uns, dass das Flugzeug abgestürzt sei. Ein Beerdigung gab es deshalb nie, auch keine Trauerfeier. Wieso sollte man auch ein leeren Sag beerdigen. Das alles ist jetzt zehn Jahre her. Mein Leben veränderte sich komplett. Ich zog mit meiner Mutter weiter außerhalb von London. Vorher lebten wir im Zentrum von London, aber da uns dort zu viel an Dad erinnerte wollten wir dort nicht mehr bleiben.

Die Schulklingel läutete. Ich wischte die Tränen weg und schnappte mir meinen Rucksack.

Nachdem die Schule zu Ende war, ging ich zur Underground Station. Nachdem ich eine halbe Stunde mit der Underground und fünfzehn Minuten mit dem Bus gefahren bin, stand ich nun vor der Eingangstür. Bevor ich in den fünften Stock lief, leerte ich noch den Briefkasten. Auf dem Weg nach oben schaute ich mir die Post an.

>>Rechnung, Rechnung, Rechnung, Rechnung, Postkarte..<< Murmelte ich vor mich hin, >>und...was ist das?<<
Der letzte Brief sah merkwürdig aus. Ein schwarzer Umschlag, der von einem goldenen Siegel verschlossen wurde. Wer benutzt heutzutage noch Siegel? Dachte ich.

Ich war inzwischen bei meiner Wohnungstür angekommen und öffnete diese. Dann schmiss ich meinen Rucksack in mein Zimmer und setzte mich ins Wohnzimmer in meinen roten Lieblings Sessel. Die Rechnungen und die Postkarte landeten auf den Tisch und ich widmete mich ganz dem schwarzen Umschlag. Ich betrachtete das goldene Siegel genauer. Auf dem Siegel war eine Flamme, eine Welle, drei Kringel und ein anderes Zeichen, was ich nicht erkannte, zu sehen. So vorsichtig wie es ging pulte ich das Siegel ab, um den Umschlag zu öffnen. Als mir dies gelang zog ich den Brief heraus und fing an zu lesen.

Guten Tag,

mein Name ist Alexander Nicklaus III. Ich bin der Leiter der Element Vereinigung. Wenn du von alldem schon bescheid weißt, ist das nichts neues für dich. Solltest du aber noch nie was davon gehört haben, solltest du sehr aufmerksam lesen.

Die Element Vereinigung ist eine Organisation, die sich um die Ausbildung der Träger kümmert. Die Träger sind vier besondere Menschen, die die vier Elemente beherrschen können. Aber das ist jetzt nicht von Belang.

Du bist eine von den vier Träger. Was dein Element ist, wissen wir noch nicht. Es kommen Feuer und Luft für dich in Frage.

Du bist verpflichtet zu uns zu kommen, um deine Ausbildung zu beginnen. Du wirst nach Irland fliegen und dort vom Flughafen abgeholt werden.

Im Umschlag befinden sich noch ein Flugticket und ein Anstecker, den du dir an deine Jacken stecken wirst, damit dich der Fahrer erkennen kann.

Weitere Informationen erhälst du in Irland.

Auf wiedersehen.

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Hallo :)
Das war das 1. Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen.
Das Bild das ihr oben bestimmt gesehen habt, stellt die Zeichen da, die auf dem Siegel zu sehen sind.

PFxwonder

Die Nacht der Elemente *abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt