Kapitel 11

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Nachdem wir die Wasserschlacht beendet hatten, hatten wir uns alle in den Sand gesetzt. Es tat gut, einfach mal wieder normal zu sein. Oder sich zumindest so zu fühlen.
>>Wisst ihr, Leute? Wir sind jetzt schon fast zwei Monate hier und trotzdem weiß ich kaum was über euch.<< Stellte Alexa fest. Zustimmend nickte ich.
>>Also Elias, erzähl mal was über dich.<<
Fragend schaute Elias Alexa an. >>Was genau soll ich denn erzählen? Was ich für Hobbys habe?<<
>>Nein. Das ist ja langweilig.<< Alexa setzte eine grübelnde Mine auf. >>Wisst ihr, was wir jetzt machen? Wir erzählen uns gegenseitig eine Geschichte über uns. Also etwas, was uns sehr viel bedeutet hat, oder so etwas in der Art.<<
>>Okey.<< Elias überlegte einige Sekunden, bevor er anfing zu erzählen. >>Ich war dreizehn Jahre alt gewesen. Ich war bei dem Wochenende bei meinem Vater. Ihr müsst wissen, dass meine Eltern sich getrennt haben. Eigentlich wollte ich bei meinem Vater wohnen, aber meine Mutter bekam das alleinige Sorgerecht, weshalb ich nur jedes dritte Wochenende meinen Vater sehen konnte. Naja auf jeden Fall war ich bei meinem Vater. Wir sind zusammen in einen Zoo gegangen. Nur wir beide. Weder mein kleiner Halbbruder, noch die Freundin von meinem Vater. Das war das erste Mal seit langem, dass ich ihn ganz für mich alleine hatte. In diesem Zoo hatte ich so viel Spaß, wie ich sonst nie hatte. Ich konnte auf einem Kamel reiten.<< Elias legte eine kurze Pause ein. >>Auch wenn es nichts besonderes war, ist es für mich meine schönste Erinnerung. Ich bin nämlich sehr behütet aufgewachsen. Meine Mutter wäre mit mir nie in einen Zoo gegangen und hätte mich niemals auf dem Kamel reiten lassen. Zu groß wäre die Gefahr gewesen, dass ich mich hätte verletzen können. Ich durfte auch nie raus auf den Hof und mit den anderen Kindern Fußball spielen. Dafür musste ich in meinem Zimmer sitzen und Matheformeln lernen. Deshalb bin ich jetzt auch ein kleines Genie. Trotzdem würde ich dieses ganze Wissen lieber gegen eine schöne Kindheit tauschen. Wenn ich so darüber nachdenke, dann seid ihr meine ersten richtigen Freunde.<<
Diese Geschichte berührte uns alle zu tiefst. Nicht nur weil er seinen Vater so selten sah und er kaum etwas machen dürfte. Sondern auch, weil er keine Freunde hatte. Ich könnte mir ein Leben ohne Sara überhaupt nicht vorstellen. Sara... ich vermisste sie sehr.
>>Elias.<< Flüsterte ich. >>Ich.. <<
>>Nein, Fiona. Du brauchst nichts dazu sagen.<< Unterbrach mich Elias mit einem traurigen Lächeln.
Ich lächelte zurück. Wenn ich ehrlich bin, dann wusste ich nicht genau, was ich eigentlich sagen hätte wollen.
>>Wir sollten zurück gehen.<< Sagte Phil mit monotoner Stimme. Er war die ganze Zeit sehr still gewesen. Auch wenn er es nicht zeigte, wusste ich genau, dass diese Geschichte ihn sehr mitgenommen hatte.
>>Ja, das sollten wir.<< Antwortete ich.

                                        ***

>>Wir lassen die theorie Stunden ausfallen und beginnen sofort mit dem Training.<< Begrüßte uns Prof. Martins, als wir das Klassenzimmer betraten.
>>Und wieso das?<< Wollte ich wissen.
>>Weil ihr das Training brauchen werdet. Um die Energie der Erde zu erneuern, wird euch die Theorie nicht sehr viel nutzen. Außerdem kann ich euch auch während des Trainings die wichtigsten Theoriesachen erklären.<<
Also gingen wir in die Trainingshalle.

>>Elias, du zeigst Fiona bitte die Grundsachen der Luftbändigung.<< Sagte Professor Martins.
Wir nickten und stellten uns abseits von den anderen hin.
>>Okey, ich könnte dir jetzt die gleiche Aufgabe geben, die ich am Anfang hatte, aber das wäre langweilig.<< Fing Elias an. >>Deshalb habe ich mir überlegt, dass wir zusammen das Fliegen lernen könnten.<<
Irritiert sah ich ihn an. >>Aber Prof. Martins hat doch gesagt, ich soll erst die Grundsachen können. Gehört das Fliegen nicht schon zu den etwas fortgeschrittenen Dingen?<<
>>Ja, das stimmt schon. Allerdings muss ich das lernen und habe da nicht so die Zeit, dich mit kleinen Schritten daran zu bringen. Also kommen wir gleich zum Fliegen.<<
>>Na gut, wie du meinst. Du bist ja jetzt der Lehrer.<< Ich grinste als Elias bei dem Wort Lehrer das Gesicht verzog. >>Aber du musst mir erst sagen, wie ich die Luft bändigen kann. Also was ich für ein Gefühl haben muss. Bei Feuer ist es Wut. Was ist es bei Luft?<<
>>Mh.. das ist eine gute Frage.<< Während er zu überlegen schien, glitt sein Blick in weite Ferne.
>>Unbeschwertheit. Leichtigkeit. Solche Sachen ebend. Du musst all deine Sorgen von dir weg schieben und dich leicht fühlen. Ich denke das ist das Geheimnis des Luftbändigens. Sei leicht, wie die Luft.<<
>>Ich hatte ja keine Ahnung, dass du eine poetische Ader hast.<< Scherzte ich.
>>Das war nicht poetisch.<<
Ich zuckte als Antwort nur mit den Schultern. >>Und wie soll ich all meine Sorgen von mir schieben?<<
>>Mach deine Augen zu.<< Gesagt getan. >>Jetzt ruf dir alle schönen Erinnerungen ins Gedächtnis. Erlebnisse, bei denen du unbeschwert lachen konntest, bei denen du nicht an die düstere Realität denken musstest.<<
Ich versuchte mir also alle schönen Dinge in meinem Leben vorzustellen. Ich sah, wie ich das erste Mal mit meinem Vater Klavier spielte. Ich sah, wie ich mit meinem Vater durch den Hyde Park in London rannte und wir fangen spielten. Wie wir an einem kleinen Teich die Enten fütterten. Ich ruf mir alle schönen Erlebnisse mit meinem Vater ins Gedächtnis. Denn immer wenn ich bei ihm war, war ich am glücklichsten. Doch gleichzeitig spürte ich wie ich  von Trauer gepackt wurde. Während ich all diese wunderbaren Dinge vor meinem inneren Auge sah, wusste ich, es würde nie wieder so sein. Er lebte zwar noch, aber der Mann, der mir das Klavierspielen beigebracht hatte, starb hier in Irland. Ich spürte wie etwas Nasses meine Wange hinab glitt.
>>Fiona?<< Flüsterte Elias.
Ich öffnete meine Augen. >> 'Tschulidung. Ich.. ich hatte mir Erlebnisse mit meinem Vater vorgestellt. Dummer Fehler.<< Ich versuchte ein Lächeln, merkte aber, dass mir das misslang.
>>Sollen wir eine Pause machen?<<
>>Nein. Wir haben ja noch gar nicht richtig angefangen. Ich versuche es nochmal.<<
Fest entschlossen mir diesmal nichts mit meinem Vater vorzustellen, schloss ich wieder meine Augen.
Diesmal sah ich mich und Sara. Alle wunderschönen Erinnerungen, die ich mit Sara teilt.
>>Fiona!<< Hörte ich jemanden geschockt rufen.
Irritiert öffnete ich die Augen. Irgendwas war komisch. Elias war doch sonst immer einen halben Kopf größer als ich. Wieso war er jetzt auch einmal kleiner? Geschockt schaute ich runter. Ich schwebte einen guten halben Meter über den Boden.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 14, 2017 ⏰

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Die Nacht der Elemente *abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt