Kartenhaus

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Was denkt er denn wer er ist? Was sollte das? Tränen versperrten mir zum Großteil die Sicht, als ich so schnell wie möglich meinen Weg aus der Schule bahnte. Eigentlich hätte ich Unterricht, Physik um genau zu sein, doch dafür hatte ich jetzt einfach keine kraft und Motivation. Der Druck in meiner Brust wurde unerträglich ich musste nach draußen. Michael wusste doch genau was er mir antat. Erst machte er mich gestern Nacht zum glücklichsten Menschen und jetzt tritt er mich und meine Gefühle mit Füßen. Bedeutete ich ihm denn gar nichts? Anscheinend ja nicht. Gestern Nacht seine konnte ich seine Lippen endlich auf meinen spüren und ich dachte wirklich er mochte mich auch " Du bist perfekt" hatte er gesagt, das ich nicht lache. Wie blöd konnte ich sein? So jemand wie Michael würde nie ernsthaftes Interesse an jemanden wie mir zeigen. Die rosarote Brille hatte mir einfach nur die Sicht vernebelt, doch jetzt sah ich sah ich die Sache wie sie wirklich war.
Ich lief auf dem schnellsten Weg nachhause und zog meine dunkel blaue Jacke enger um meinen Körper. Heute war ein kühler, windiger Tag. Zu allem übel spürte ich auch noch wie erste Regentropfen auf mich fielen. Das Wetter passte perfekt zu meiner Stimmung. Mir ging es einfach nur beschissen. Aber wieso bildete ich mir ein er könnte in mich verliebt sein? Heute morgen dachte ich das wirklich. Doch dann distanziert er sich so stark und flirtet vor meinen Augen mit Kira, der blöden Bitch. Was zur Hölle wollte er mir ihr?
Würde er überhaupt bemerken das ich nicht mehr in der Schule war? Zuhause angekommen stellte ich mich vor den Spiegel und schaute mich an. Ich war zu fett. Überall fett, von Muskeln keine Spur. Das genaue Gegenteil von dem grünhaarigen. Er war gut gebaut mit ein paar Muskeln, der Traum jedes Mädchen und nunmal auch von mir.. Ich zog den Rollladen runter damit ich das schlechte Wetter nicht mehr sah, danach ich knipste ich meine kleine Nachtischlampe und die Lichterkette über meinem Bett an. Ich fühlte mich kraftlos und legte mich erstmal in mein Bett. Am besten ich wäre es, wenn ich für immer schlafen könnte. Keine sorgen die mich plagten, kein Michael der mich verletzen könnte, kein scheiß Leben. Es konnte doch nicht sein das eine einzige Person, die Gedanken von früher so leicht wieder hervor rufen konnte. An meinen alten Schulen ging es mir schlechter als hier und ich hatte mit extremen selbst Zweifeln und Suizid Gedanken zu Kämpfen gehabt. Doch durch eine Therapie hatte ich diese eigentlich überwunden. Die selbst Zweifel waren noch da, aber ich konnte besser mit ihnen umgehen- zumindest bis jetzt. Ich fühlte mich gerade als würde mein ganzen Leben, welches ich über die letzte Zeit mühsam aufgebaut hatte, wie ein Kartenhaus in sich zusammen fallen.

Ich musste mir Michael aus dem Kopf schlagen, und zwar schnell. Sonst würde ich ihn vielleicht als Freund verlieren. Sollte ich vielleicht mit ihm reden? Vielleicht war es besser als die Sache tot zu schweigen. Aber vor diesem Gespräch graute es mir jetzt schon. Er war bestimmt angewidert von mir und wusste jetzt das ich Gefühle für ihn hegte. Aber warum er sich auf das alles eingelassen hat, war mir ein Rätsel. Tränen rannen mir die Wangen herunter, warum konnte nicht einmal was in meinem Leben klappen?

Genervt stöhnte ich auf, als ich das klingeln der Haustüre hörte. Wer war das? Meine Mutter würde erst heute Abend heimkommen. Ich tapste aus meinem Zimmer und quälte mich die Treppe runter zur Tür. Mein Blick fiel auf den Spiegel der im Flur hing. Man ich sah echt scheiße aus, meine blonden Haare standen wirr vom Kopf ab und von der dummen Heulerei waren meine Augen total gerötet. Wer auch immer gerade vor der Tür stand, hatte einen sehr ungünstigen Moment erwischt. Hoffentlich war es die Post oder von mir aus auch die Zeugen Jehovas, nur niemand von der Schule! Keiner meiner Freunde brauchte mich so sehen. Ich öffnete die Tür und blickte gerade Wegs in die dunkel braunen Augen von Calum. "Oh hey Calum, musst du nicht in der Schule sein?"  Begrüßte ich ihn verlegen. " Das gleiche kann ich dich auch fragen" sagte er erst lachend, doch sein Gesichtsausdruck wurde gleich wieder ernst, als sein Blick auf meine geröteten Augen fiel. Eigentlich hatte ich keine Lust auf Besuch, aber wenn er schonmal da war? " Willst du rein kommen?" Fragte ich ihn also. Er bejahte meine Frage und folgte mir ins Wohnzimmer, wo wir uns auf das Sofa setzten. "Warum bist du einfach von der Schule heim gegangen? Was ist los? Gehts dir nicht gut?" Man, man so viele Fragen auf einmal.
Die Wahrheit konnte ich ihm doch nicht erzählen, aber anlügen wollte ich ihn auch nicht....

T.🌸

Der Neue [Muke]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt