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Ich war gerade auf dem Weg nach Hause. Dieser Tag hatte mit meinen Gefühlen und Emotionen gespielt. Ich war am Ende und wollte nur noch ins Bett. Doch eines war mir klar: Sobald ich das Haus betreten würde, würde meine Mutter mich mit Fragen bombardieren.

Außerdem sagte mir eine Stimme dass mein Vater ebenfalls zuhause war. Für die Prüfungen musste ich auch noch lernen, vor allem weil ich in letzter Zeit viel im Unterricht gefehlt hatte. Und meine Zukunft als Beamtete würde sich auch nicht von alleine erklären lassen. Als ich schließlich doch vor unserer Haustür stand, schloss ich einfach auf und ging rein - wie gewohnt. „Lucy? Wo warst du denn, ich habe mir Sorgen gemacht", sagte meine Mutter, die aus der Küche auf mich zukam.

„Wie geht es dir?", fragte sie leise und strich immer wieder über meinen Rücken. „Gut, ich habe beschlossen mich jetzt auf mein Leben zu konzentrieren. Jana hätte es so gewollt", sagte ich sofort. „Leo war doch eigentlich immer ein guter Junge... Und was wurde aus ihm ein Mörder. Entführer. Ein verdammter Wichser!" Ruckartig stoppte ich und sah meine Mutter an.

„Mama, hast du ihn gerade als Wichser beleidigt?", fragte ich nach. „Verurteile mich nicht wenn es die Wahrheit ist!" Meckerte sie vor sich hin. Wow, meine Mutter war... Modern? Ja, Jana hatte recht das Leben geht weiter und man entwickelte sich immer weiter.

„Er hat meinen kleinen Schatz entführt." Auch in dieser Sache war ich mir nicht mehr ganz sicher. Wenn Leo Jana nicht getötet hatte, musste es nicht zwingend sein, dass er mich entführt hatte. „Ich gehe jetzt ins Bett", gab ich Bescheid.

„Lucy, ist wirklich alles okay? Wenn du mit jemandem reden musst..." Dieser Satz war ihr unangenehm. Es ging um meine Entführung, über die ich mit keinem gesprochen hatte. Nicht einmal mit Kathi, oder mit mir selbst. Aber wie würde es für andere Leute aussehen, wenn ich einfach so weiter machte? Ich wusste selbst nicht warum, aber mir ging es gut. Ich hatte kein Trauma oder so. Doch das würde mir keiner glauben.

„Mama, kannst du mir einen Termin bei Dr. Chaplin machen?", lächelte ich sie an. Meine Mutter zögerte ehe sie nickte. „Versteh mich nicht falsch, aber du bist heute endlich frei gekommen, verdammt du wurdest entführt... Dann verschwindest du wieder ohne ein Wort, mit einem Polizisten und... Und dann auch noch die Sache mit Leo Johnson, dass Jana keinen Selbstmord begangen hatte. Ich verstehe nicht wie du mit all dem klar kommen kannst. Du bist da in etwas rein geraten, aber du kommst zu mir, wenn du nicht weiter weißt, verstanden? Dass du stark bist, wusste ich schon immer. Aber das du so viel aushalten kannst... Lucy, ich bin so unendlich stolz auf dich", weinte meine Mutter.

Diese Worte bedeuteten so unglaublich viel. Meine Vermutung lag falsch. Sie stellte keine Fragen. Sie wusste wenn die Zeit reif war, würde ich ihr alles erklären. „Danke Mama", sagte ich, umarmte sie und ging in mein Zimmer. Es war schon verrückt wie sich ein Leben verändern kann, und dies in so kurzer Zeit.

Einfach verrückt. Müde ließ ich mich in mein Bett fallen. Es tat gut sich einfach einzukuscheln. Alles wirkte so vertraut. Heimat.Vielleicht hatte ich einfach nur extreme Stimmungsschwankungen, aber ich wollte nie wieder aus diesem Bett raus. Mit diesem Gefühl schlief ich ein...

Deine Mutter hat übrigens Recht, du bist stark", zwinkerte Jana mir zu. „Warum treffen wir uns immer wenn ich schlafe?", fragte ich lachend und umarmte sie. „Du vermisst mich, was sonst?", lachte nun auch Jana. „Und, was sagst du zu Leos Falschaussage?", fragte ich sie und schaute mich um.

Wir saßen an einem See, denn ich aber noch nie gesehen hatte. Alles um uns herum war grün, man hörte keine Autos oder sonst was aus der Stadt. Nur Vögel die hin und wieder zwitscherten. „Er hat mich nicht umgebracht. Wenn du mich fragst ist er nur ein kleiner Handlanger", teilte sie mir ihre Meinung mit.

„Aber von wem?" Jana ignorierte meine Frage. Sie stand auf und warf einen Stein in den See. „Findest du es nicht komisch, das sie eigentlich ganz normale Teenager sind, aber so etwas machen", fragte ich sie, als ich auf die andere Frage keine Antwort bekam. Jetzt blickte sie auf. „Wenn meinst du mit >Sie<?", wollte sie wissen. 

„Na die Jungs. Man kann keinem von ihnen trauen. Jeder könnte dein Mörder sein", sagte ich und legte mich auf den Rücken. Der Himmel war klar, ohne eine einzige Wolke. „Vielleicht ist es genau das. Normale Teenager. Vielleicht wollten sie einfach nicht normal sein. Vielleicht war ihnen ihr Leben zu langweilig. Deswegen traten sie Silencium bei", stellte Jana ihre Theorie auf.

„Ja, vielleicht...", nuschelte ich. „Naja, ich kann dir da auch nicht helfen", grinste Jana mich an. „Stimmt, du bist tot", grinste ich zurück. „Ha.Ha.Ha.", sagte sie gespielt zickig. „Aber du hast recht. Ich bekomm ja nichts mehr richtig mit... Also was läuft da zwischen dir und Cole? Oh, nein zwischen dir und Joe!", kicherte sie. Ich boxte sie in die Schulter.

„Nichts!" Egal ob tot oder lebendig, sie wollte, nein, musste alles wissen. „Wenn du mich fragst ist Cole heißer," zwinkerte sie. „Ja, aber ich habe dich nicht gefragt", sagte ich, doch sie sprang auf und zeigte mit dem Zeigefinger auf mich. „Ja? Hast du gerade >Ja< gesagt?", schrie sie. Doch bevor ich was sagen konnte sang Jana los. 

„Ey, ey, ey, was sehe ich da? Ein verliebtes Ehepaar!" Auf diese Tat konnte bei mir nur eine Reaktion folgen... Ich schlug mir die Flache Hand ins Gesicht. Sie lachte einfach weiter und ließ sich wieder auf den Boden plumpsen. „Lucy Armstrong. Oh mein Gott, das hört sich so süß an!", kreischte sie. „Aber du musst dich beeilen, irgendwann fährt er nämlich zurück nach Brunswick." Bei diesen Satz klang ihre Stimme wieder richtig ernst.

„Weißt du was, ich glaube ich wache jetzt auf!", sagte ich und stand auf. „Ja, sonst läuft dir und Cole die Zeit davon!", lachte sie wieder. „Bye Jana", musste nun auch ich lachen. „Bis morgen Nacht", lachte sie mir noch hinter her.

Langsam schlug ich die Augen auf. Mein Zimmer war noch dunkel. Musste ich heute wieder zur Schule? Abitur! Natürlich musste ich! Ich hatte so viel verpasst... Hell wach drückte ich auf den Home Button meines Handys. 6. 34 Uhr.

Das würde mir für die Schule noch perfekt reichen. Ich stand auf zog mir frische Klamotten an, ging ins Bad und machte mich frisch und ging dann die Treppen runter. Meine Mutter schlief noch, weshalb ich ihr einen Zettel schrieb auf dem Stand dass ich in der Schule war. Gerade als ich los laufen wollte, kam mir der Gedanke das ich einfach das Auto nehmen konnte. Also ging ich in die Garage und stieg ein.

Als ich das Motorrad sah, war ich sehr stolz, denn es war perfekt eingeparkt. Naja, sofern man das Einparken nennen konnte... Schnell startete ich den Motor und fuhr los. Wussten die Jungs eigentlich dass Leo gar nicht der Mörder war? Stopp! Officer Fields hatte gesagt ich solle ihn das machen lassen, und mich auf mein Leben konzentrieren! Recht hatte er! Auf dem Parkplatz war wie immer die Hölle los.

Eltern die ihre Kinder ablieferten. Die Älteren die ihre Sportwagen einparkten. Die Schüler die von der Bushaltestelle Richtung Schule liefen. Und dann noch das schlimmste. Lehrer! Man sollte es nicht fassen, aber die können einfach nicht parken. Mrs. Sommer zum Beispiel parkte immer so schief ein, das in den einen Parkplatz neben ihr gerade einmal ein Smart Platz hätte!

Als ich schließlich einen Parkplatz gefunden hatte kam ein anderes Auto und fuhr einfach rein! Gerade als ich total ausflippen wollte stieg die Person aus. Es war Joe! Er grinste mich nur an und kam auf mein Auto zu. Ich ließ die Scheibe runter und schon stützte er sich dort ab. „Tut mir leid, aber Frauen am Steuer... Keine gute Idee", grinste er.

Das hatte er gerade nicht gesagt! „Mach dass du weg kommst!", zischte ich, aber musste irgendwie lachen. Er zwinkerte mir nochmal zu und verschwand dann in der Menge. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich dann auch mal einen Parkplatz gefunden. Ab jetzt sollte mein altes Leben weiter gehen!

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