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„Lucy! Lucy wach auf!", schrie eine Stimme und rüttelte an meinem Arm. Müde schlug ich die Augen auf. Als ich sah wer vor mir stand war ich hell wach. „Was machst du denn hier? Wie... Was?" Ich war total überrumpelt. „Deine Mutter hat mich rein gelassen, ich muss dir etwas zeigen!" Bevor ich etwas antworten konnte, setzte Derek sich an meinen Schreibtisch und holte ein Papier aus der Tasche.

„Was-" Er winkte mich zu sich. „Sieh dir das an!" Verwirrt stellte ich mich neben ihn und schaute das Blatt Papier an. Es war ein Bild von der Leinwand mit den Zahlen, die gestern auf der Party gezeigt wurden. „Du hast ein Bild von einem Computerfehler?", fragte ich irritiert. „Natürlich nicht! Das ist eine Nachricht.

Die erste Zahl ist 12. Der 12. Buchstabe in Alphabet ist das L." Sagte er und schaute mich mit riesigen Augen an. „Derek es ist früh am Morgen, komm zum Punkt!" Er holte tief Luft. „Das ist eine verschlüsselte Nachricht! Jede Zahl steht für einen Buchstaben.

Ein Doppelpunkt für eine Leertaste und die Striche zeigen welche Zahlen oder in dem Fall Buchstaben zusammen gehören." Ich nahm das Bild in die Hand und musterte es. „Warum kommst du damit zu mir?", wollte ich wissen. „Weil ich die Nachricht bereits entschlüsselt habe", flüsterte er. „Und die hat was mit mir zu tun?" Langsam ließ ich das Bild wieder auf den Tisch fallen.

„Nein..." Er sah mir direkt in die Augen. „Sie ist für dich." Mein Atem stockte. „Was meinst du?" Ich wollte näheres wissen. "Der erste Absatz bedeutet >Liebe Lucy<." Mir wurde leicht schlecht, doch ich wusste nicht warum. „Wie geht es weiter?", fragte ich nervös. Derek zog einen kleinen Zettel aus seiner Jackentasche und schob ihn mir auf dem Tisch entgegen. Mit zittrigen Händen nahm ich ihn entgegen.

Liebe Lucy,

du wirst die Stadt verlassen, und alles was du weißt geht mit dir. Oder alles was du weißt geht mit dir ins Grab.

„Er hat das >ß< durch >ss< ersetzt, da dieser Buchstabe nicht im Alphabet ist", erklärte er und zeigte auf die Zahl 19. „Wer schickt dir solche Nachrichten? Das ist eine Morddrohung!", fragte er aufgebracht. „Ich weiß es nicht", log ich ihn an. „Wirklich?", fragte er nochmal. „Ja", log ich erneut. „Dann gehen wir zur Polizei!", sagte er und packte das Bild.

„Ich werde alleine gehen! Du hast damit nichts zu tun, bitte..." Stoppte ich ihn. „Ich gehe mit!", drängte Derek. „Nein, ich mache das allein, aber danke", wimmelte ich ihn ab. „Man sieht es dir an", meinte er plötzlich. Ich schenkte ihm einen fragenden Blick. „Du hast Angst." Ja, Derek hatte Recht. Ich hatte verdammte Angst! „Ich geh mit", wiederholte er, nahm seine Sachen und ging runter.

„Ich warte auf dich." Derek konnte ich vertrauen, so viel war sicher. Nach dem ich mich angezogen und gewaschen hatte, gingen wir. Meiner Mutter sagte ich, dass Derek mit mir für die Prüfungen in der Bücherei lernen wollte. „Also? Du weißt doch genau von wem die Nachricht ist. Wer das auch war, ist nicht dumm.

Das war kein kleiner Streich, sondern eine Morddrohung." Er startete den Motor seines Wagens. Ich antwortete nicht. Was sollte ich sagen? „Lucy, du musst keine Lüge erfinden", flüsterte sanft. „Janas Mörder", sagte ich mit deutlicher Stimme. Egal wo der Mut gerade herkam, ich war dankbar. Vor lauter Schreck trat Derek auf die Bremse.

Zum Glück war weit und breit kein anderes Auto, sonst wäre die Sache unschön ausgegangen. „Leo?!", fragte er entsetzt. „Nein, ich weiß nicht wer Jana, Liam und Anne umgebracht hat, aber Leo ist nur Deckung", klärte ich Derek auf. Er brauchte einen Moment um alles zu verarbeiten. „Du glaubst mir nicht oder?", fragte ich unsicher. „Ich... Liam und Anne? Leo wurde verhaftet." Sein Blick sprach Bände. „Derek, bitte schau mich nicht so an. Ich sage dir die Wahrheit."

Er fuhr sich durch die Haare. „Wer es war, weiß ich nicht, aber Leo war es nicht. Und Liam und Anne haben sich auch nicht umgebracht. Er war es. Er hat auch mich entführt", versuchte ich ihm klar zu machen. Er schien verwirrt und immer wieder flüsterte er etwas vor sich hin. „Wenn du mir nicht glaubst...", fing ich an zu stottern.

„Ich glaube dir", stellte er klar. „Ich muss zu Officer Fields", sagte ich zügig. „Ja, sicher..." Er trat aufs Gas und wir fuhren weiter. Bis wir beim Revier waren, stellte er mir noch Fragen, die ich alle beantwortete. Er glaubte mir wirklich. Ich sagte alles was er wissen musste und noch mehr. „Wow...", nuschelte er. „Krasser Scheiß." Wir parkten vor dem Revier.

„Ja, Krasser Scheiß", lachte ich leicht über seine Reaktion. Wir stiegen aus und betraten das Gebäude. Officer Fields stand gerade ab der Empfangstheke und unterhielt sich mit einem Kollegen. „Officer Fields?", fragte ich leise, da ich eigentlich so erzogen worden war, andere nicht zu unterbrechen. „Lucy? Entschuldigen sie mich bitte." Bei dem zweiten Teil wendete er sich an den Mann.

„Ich habe nichts mehr von ihnen gehört, da dachte ich es wäre gut mal vorbei zu kommen. Außerdem gibt es da etwas was ich ihnen zeigen möchte", sagte ich. „Okay, kommt mit, ich habe auch Neuigkeiten", sagte er und lief in sein Büro am Ende des Ganges.

„Das ist Derek, ein Freund von mir", stellte ich Derek vor. „Guten Tag," sagte dieser ganz höfflich. „Hallo", begrüßte auch Fields ihn. „Setzt euch doch", forderte er uns freundlich auf. Dabei flüsterte er mir etwas zu: „Wieviel weiß er?" Ich nickte, was bedeuten sollte alles, und das man ihm trauen konnte.

Fields verstand sofort. „Gestern auf unserer Schulfeier sollte eine Diashow für die verstorbenen Schüler stattfinden, doch es gab technische Schwierigkeiten... Dies dachten sie zumindest. Es waren Zahlen und verschiedene Zeichen. Ich habe mich gewundert weil ein Ausrufezeichen drinnen war. Also habe ich alles ausprobiert, bin dann auch recht schnell darauf gekommen, dass eine Zahl für ein Buchstabe steht", begann Derek aufgeregt zu sprechen.

„Es war eine Nachricht für Lucy, hier", er schob den Zettel, den ich schon in den Fingern hatte zu Officer Fields. Er las die Nachricht mehrere Male ohne etwas zu sagen. Unsicher räusperte ich mich. „Sollte ich die Stadt verlassen?" Endlich schaute Fields mal von dem Zettel auf und schüttelte den Kopf. „Wie ich dir gesagt hatte, habe ich weiter gesucht. Ich habe mit Leo Johnson gesprochen. Egal für wenn er arbeitet, er hat die Schnauze voll. Diese Wirkung hat das Gefängnis so an sich... Ich habe einen Kompromiss ausgehandelt, wenn er mir sagt wenn er deckt, wird er ohne weitere Probleme frei kommen. Nur hat er mir bis jetzt noch nichts verraten", berichtete Fields.

„Leo Johnson ist unsere einzige Hoffnung."

Little SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt