1. Kapitel

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„Semia! Gib mir das Buch sofort wieder!" Semia achtete kein Stück auf ihren Bruder, sondern rannte einfach mit dem roten Buch in Richtung Wald. Dort kannte sie eine Lichtung. Niemand würde sie da finden! „Vergiss es, Bruder! Hihi." Sie hatte ihn schon lange abgehängt, da erreichte sie die Lichtung. Verträumt ließ sie sich an einem Baumstamm hinab und schlug das, in rotes, glattes Leder eingebundene, Buch auf. Semia van Boorg las so lange bis es dämmerte und sie noch immer in die Geschichte von Barbia und Nidar vertieft war.

Es war eine Liebesgeschichte wie sie sie nie zuvor gelesen hatte. Sie las bis der Sonnenuntergang die letzten Schatten verschluckte und sie nichts mehr von der verschnörkelten Schrift sehen konnte. Dann ärgerte sie sich, dass sie es nicht zu Ende lesen konnte.

Semia wollte sich gerade auf den Rückweg machen, da hörte sie ein Rascheln in den Büschen. Sie wusste sie sollte verschwinden, doch die Neugier hielt sie fest. Hielt ihre Füße fest auf dem waldigen, vermoosten Boden und zwang sie in Richtung des Geräuschs zu sehen. Eine ganze Weile hörte sie nichts mehr. „Ist da jemand?" fragte sie in den immer dunkler werdenden Wald. Obwohl sie keine Antwort erwartet hatte, trat plötzlich ein Schatten aus dem Dunkel. „Hallo? Wer ist da?" Als der Schemen nicht antwortete ging Semia vorsichtig in dessen Richtung. Sie konnte sehen, dass es sich um ein Mädchen oder eine Frau handeln musste. Die Statur war eindeutig weiblich. „Brauchst du Hilfe?" fragte Semia. Sie erkannte dass die Frau sehr ausgezehrt war. Diese nickte auf ihre Frage, nur um kurz darauf in Ohnmacht zu fallen.

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