Ja, ihr habt richtig gelesen. In der Überschrift steht Pronzessin. Gerade führt uns Herr Fegebein, der auch dieses Jahr wieder unser Klassenlehrer ist, durch den Neubau zu unserem Klassenraum. Während die anderen alles super finden, können Cäcilie, Anja, Theresa und Noamy-Jolyne-Noell nur rummeckern. „Warum haben die hier nicht einen Fahrstuhl eingebaut?", jammert Anja. „Immer so viel laufen, wenn wir zu den Räumen müssen." „Warum müssen wir eigentlich so viel laufen? Können wir nicht in einem Raum bleiben und die Lehrer kommen zu uns?", stimmt Nojono (meine persönliche Abkürzung für Noamy-Jolyne-Noell) mit ein. Sofia presst die Lippen aufeinander und verbeißt sich einen Kommentar, der die vier Zicken eh nicht interessieren würde. Wir sind angekommen. Der Raum ist viel größer als unser alter Klassenraum. Vorne hängt statt einer normalen Tafel ein Whiteboard. Sicherlich kennt ihr so etwas. „Da staunt ihr?", sagt Herr Fegebein. „So ein Ding hängt in fast jedem Raum.Nicht umsonst sind wir seit diesem Jahr eine ‚Medienschule'. Ihr werdet dieses Jahr viel damit arbeiten." „Billiger Kram", meint Anja verächtlich. „Mein Vater hat eine viel größere und die ist viel schicker." „Was uns auch voll interessiert", knurrt Sofia. Leider hören die anderen das nicht. Anja, Cäcilie, Theresa und Nojolo pflanzen sich in die erste Reihe, wo sie erstmal ihr Handy aus der Tasche nehmen. „Sind das noch Handys oder schon Tablets?", fragt Timon. Anja dreht sich um. „Es wundert mich nicht, dass ihr das nicht kennt. Es ist ein Smartphone." (Da Werbung leider verboten ist, kann ich euch den Namen von dem Modell nicht nennen.) „Nimmt es euch wohl das Denken ab?", grinst Timon. „Alles, was ihr nicht wisst, sagt euch das Ding?" Anja lacht nur von oben herab und dreht sich wieder um. „Ich hab' auch so'n Ding", flüstert Anna. „Nur noch 'ne Nummer besser. Das was die haben ist der Vorgänger von meinem." „Dann kannst du doch erst recht damit angeben", meint Timon. „Ach nee, lieber nicht", erwidert Anna. „Sonst werden sie nur noch blöder und zählen auf, dass das ja nur ihr Drittgerät ist und sie noch zwei davon zu Hause haben." „So, dann wollen wir mal anfangen", sagt Herr Fegebein. Das Whiteboard ist angeschalten und Herr Fegebein dreht sich zu uns rum. „Ich begrüße euch zum neuen Schuljahr. Wie ihr wisst, haben wir heute wieder viel Organisatorisches vor uns. Das ist allerdings so viel, dass ihr alle sechs Stunden bei mir habt. Zu Beginn möchte ich euch aber zwei neue Mitschülerinnen vorstellen. Theresa ist wieder da. Ihr kennt sie bestimmt aus der 5. Klasse. Noamy kennnt ihr allerdings noch nicht und deswegen würde ich euch beide bitten, euch kurz vorzustellen." Noamy geht nach vorne. "Um eins klarzustellen: ich heiße Noamy-Joliene-Noell und möchte auch so genannt werden", befiehlt sie uns. Herr Fegebein macht ein nachdenkliches Gesicht. Jedes Mal diese langen Namen nennen. Theresa, Cäcilie und Anja haben ebenfalls Zweit-, Dritt- und Viertnamen. Wenn man die als Lehrer jedes Mal sagen muss, ist die Stunde schnell rum. Andererseits ist es auch parktisch für die vier: so könnten sie theoretisch nur wenig dran kommen im Unterricht. Dann erzählt sie noch wie reich ihre Familie ist und wie schön das Haus und dies und das. Können sich die vier nicht mal was Neues ausdenken? Theresa sagt in etwa das Selbe. Herr Fegebein hat inzwischen einen Berg von Zetteln aus seiner Tasche geholt. Ein Stöhnen läuft durch die Klasse. „Ich weiß, es klingt viel, aber es sind fast nur schöne Sachen dabei, die euch interessieren werden. Fangen wir an mit der Wahl des Klassensprechers", erklärt er nebenbei. Cäcilie und Jonas waren letztes Jahr unsere Klassensprecher, bis Jonas gegangen ist und Sofia und ich den Job übernommen haben. Eigentlich war es ganz interessant. Vielleicht werden wir ja wieder gewählt? „Ihr wisst ja noch, dass Simon und Sofia voriges Jahr den Job gemacht haben", sagt Herr Fegebein. „Die beiden waren Klassensprecher?", fragt Theresa erschrocken. „Ihr Armen. Warum warst du das eigentlich nicht, Cäcilie?" Cäcilie grinst nur hilflos. Anscheinend hat sie Theresa die Sache mit Jonas noch gar nicht erzählt. „Ich hätte gerne Vorschläge", bittet Herr Fegebein. Timon meldet sich. „Sofia und Simon, wie voriges Jahr." Herr Fegebein schreibt die Namen an. „Cäcilie", sagt Theresa. „Und wer noch?", fragt Herr Fegebein. „Anja", ergänzt Nojono. Nach dem letzten Vorschlag, Timon und Anna, geht es mit der Wahl weiter. „Ich möchte euch bei der Gelegenheit gleich mal eine Funktion der Tafel vorführen", sagt Herr Fegebein. „Jeder geht nach vorne und tippt die beiden Namen ein, für die er stimmt. Klar?" Anja, Cäcilie, Theresa und Nojono fangen an. Klar, dass sie Cäcilie und Anja wählen. Ich wähle Timon und Anna. Erstens, weil ich mich nicht selber wähle und zweitens, weil ich eben genannte Personen überhaupt nicht ausstehen kann, geschweige denn als Klassensprecher. Dann wählen noch Carlotta, Phillip, Frederick, Christian, Klara, Sina, Katja und Lisa. „Wenn ich jetzt Enter drücke, werdet ihr ein Diagramm sehen", verspricht Herr Fegebein. „Was wollt ihr? Kreis- oder Balkendiagramm?" „Kreis", sagt Anna. „Dann wird euch das Kreisdiagramm sagen, wer die Wahl gewonnen hat." (Drückt Enter) „Das gibt's doch nicht!", ruft Theresa. „Das kann gar nicht sein, da ist was falsch gelaufen." „Genau, das Ergebnis darf gar nicht so stimmen", ergänzt Nojono. „Und warum nicht?", frage ich. „Weil Anja und Cäcilie die Wahl gewonnen haben müssen!", erwidert Theresa trotzig. Fehlt nur noch, dass sie mit dem Fuß aufstampft wie ein kleines Kind. „Nein, ein Computer verrechnet sich nicht", widerspricht Herr Fegebein. „Simon und Sofia haben die Wahl gewonnen, Herzlichen Glückwunsch." Die anderen applaudieren. „Nehmt ihr die Wahl an?", fragt Herr Fegebein. Sofia und ich nicken. „Da geht die Klasse dieses Jahr echt den Bach runter", meint Anja. „Die beiden, schon wieder als Klassensprecher", ergänzt Cäcilie. Ein lautes Seufzen von allen Vieren folgt.
Nachdem sich die Vier beruhigt haben, geht es weiter. „Wir gehen dieses Jahr wieder auf Klassenfahrt", sagt Herr Fegebein. Großes Jubeln bricht in der Klasse aus. „Und wohin?", fragt Cäcilie. „Bitte nicht wieder in so ein Kaff wie in der Fünften!" Es klopft. „Tschuldigung", sagt jemand und kommt herein. Es ist Nico. „Hallo", begrüßt ihn Herr Fegebein. „Ich weiß schon, warum. Die Fluggesellschaften haben gestreikt. Setzt dich hin." „Hab' ich irgendwas verpasst?", fragt er mich, als er sich neben mich setzt. „Nö", sage ich. „War bisher ganz langweilig." „Simon und Sofia sind Klassensprecher", antwortet Timon. „Aber sonst ist wirklich nichts Spannendes passiert. Außer... ." Er deutet auf Theresa und Nojono. „Was machen die denn hier?", fragt mich Nico. „Du weißt doch: die Großen kommen immer wieder zurück und Noamy-Jolyne-Noell hat Theresa gleich mitgebracht", antworte ich. „In der Pause haben wir dir was Spannendes zu erzählen", sagt Timon. „Solange musst du jetzt noch warten." „Wohin fahren wir denn jetzt?", fragt Anja und streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie dreht sich zu Nico um. „Es ist wirklich sehr unhöflich, mitten in der Stunde zu kommen!" „Ja, Fräulein", sagt Nico. „Es tut mir sehr leid. Sie können mich gerne zum Putzdienst in Ihrer herrschaftlichen Villa abkommandieren." Herr Fegebein grinst. „Anja, hier vorne spielt die Musik", sagt er. „Also, wir fahren nach Frankfurt am Main." „Frankfurt am Main? Das ist ja cool!", quiekt Cäcilie. „Wir fahren wirklich nach Frankfurt, ich kann es noch gar nicht fassen", ruft Anja. Auch die anderen reden aufgeregt miteinander. „Eine Klassenfahrt in die Europastadt?", fragt Sofia. „Mann, das ist so krass!" Oh, sie redet wieder. Ich habe mir ehrlich schon ein bisschen Sorgen gemacht, weil sie bis her so still war. „Ja, in Frankfurt gibt es so viel zu sehen", stimmt Nico zu. „Wir mussten vor zwei Stunden über Frankfurt fliegen, weil nur diese Linie geflogen wurde. Es gibt da viele Wolkenkratzer, auch mit einer Aussichtsplattform. Das wird bestimmt die beste Klassenfahrt aller Zeiten!" „Bist du dir da so sicher?", grinst Timon. „Denk mal an die Klassenfahrt in der Fünften. An Spannung ist die wohl kaum zu übertreffen. Aber mit den Sehenswürdigkeiten könntest du Recht haben. Ich habe schon viel über Frankfurt gelesen." „Du und Lesen?", frage ich. „Das passt ja gar nicht zusammen." „Da war so ein interessanter Artikel über die Wolkenkratzer in der Zeitung", verteidigt sich Timon. „Der war so spannend, dass ich ihn einfach lesen musste." „Könntet ihr bitte für einen kurzen Moment die Gespräche einstellen?", ruft Herr Fegebein. Die Gespräche verstummen. „Ich finde es toll, dass ihr euch so auf die Klassenfahrt freut, aber..." „Jetzt sagen Sie nicht, dass es wieder so viel Schriftkram wie beim letzten Mal gibt", sagt Christian. „Da muss ich dich leider enttäuschen...", grinst Herr Fegebein. „Keine Angst, eure Eltern müssen nur diesen 5-seitigen Bogen ausfüllen, das ist alles." Er teilt die Bögen aus. „Da es schon in drei Wochen losgeht, würde ich euch bitten, dass wir schon Vorschläge sammeln, was wir besichtigen wollen...", sagt er. Nico meldet sich. „So weit ich weiß, gibt es im Main Tower eine Aussichtsplattform", schlägt er vor. „Es ist sicherlich toll Frankfurt mal von oben zu sehen, oder?" „Sicher", stimmt Herr Fegebein zu. „Müssen wir da etwa hochkraxeln?", jammert Theresa. „Ich habe keine Lust, mir meine Füße wundzulaufen." „Es gibt Fahrstühle, meine Liebe", meint Anna. „Die kann man auch benutzen." Die anderen lachen und Theresa guckt, als müsste sie in eine saure Zitrone beißen.
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Simon und das Großstadtabenteuer (Band 3)
Teen FictionDie 7. Klasse Das neue Schuljahr beginnt gleich aufregend: die Klassenfahrt soll in die Großstadt Frankfurt am Main führen! Als wäre das nicht schon Aufregung genug, wird auch noch mitten im Großstadttrubel Cäcilies Tasche gestohlen. Für Simon und d...