So sieht man sich wieder

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"Heute, an unserem vorletzten Tag, fahren wir zum Flughafen", erklärt Herr Fegebein beim Frühstück (wenn man es denn so nennen darf). Es ist bereits 11Uhr, weil die meisten von uns erst gegen um 10 aufgestanden sind. Also fahren wir gut eine Stunde später mit unserem Privatbus zum Flughafen. Er liegt etwas außerhalb der Stadt. Direkt daneben ist das große "Hilton-Hotel". "Na, Anja?", fragt Sofia. "Wollt ihr nicht die letzten Tage dort einziehen?" "Wäre eigentlich 'ne Idee", stimmt Cäcilie zu und grinst. "Na eben, ihr habt doch so viel Geld", ahmt Anna Anjas Tonfall nach. "Ihr könnt echt gemein sein!", beschwert sich Theresa. Kann es sein, dass wir die richtige Anja, Cäcilie, Theresa und Nojono vor ein paar Tagen auf dem Maintower vergessen haben und stattdessen 4 andere mitgenommen haben? Denn die vier sind ganz anders als die eingebildeten Puten, die ich sonst kenne. Vielleicht haben sie es auch endlich nur kapiert, dass sie so nicht weit kommen. Das Flughafengelände ist riesig! Es gibt mehrere Terminals, laut Herrn Fegebein ist die Aussichtsplattform für Touristen im Terminal 2. Wenn wir nur wüssten, wo das ist. Als wir das erste Gebäude vom Parkplatz aus betreten, liegt vor uns ein zwei Kilometer langer Gang (ungelogen!). Von hier aus kommt man bestimmt überall hin. Den Gang eilen viele Menschen entlang. Wie die uns vom Messegelände schon bekannten Büroarbeiter im Anzug oder Familien mit Kindern, die alle Koffer hinter sich herziehen. Wir gehen die erste Tür gleich links. Hier sind bereits kleine Läden. "Ich glaube wir haben jetzt total den Überblick verloren", sagt Frau Stern. "Terminal 2 muss doch hier irgendwo sein", meint Herr Fegebein. "Auf dem Plan war es doch ganz leicht zu finden." "Und wo ist dieser Plan, Anton?", fragt Frau Stern. "Der liegt noch im Hotel", antwortet Herr Fegebein zerknirscht. "Da liegt er gut", stimmt Frau Stern zu. "Ich frage mal kurz den netten Herrn da drüben", sagt Susanne. Kurz darauf kommt sie zurück. "Also", beginnt sie. "Wir müssen jetzt dort vorne links, dann mit der Bahn zum Terminal zwei fahren, dort aussteigen, unter den Schienen lang, die Treppe hoch und rechts. Wir sollten uns beeilen, damit ich nicht alles vergesse." So laufen wir im Scharfschritt los. "Hat eure Tante gerade 'mit der Bahn' gesagt?", fragt mich Sofia. "Glaube schon", antworte ich. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier Züge fahren", gibt Sofia zu. Da liegen vor uns auch schon die Schienen. Eine wie die U-Bahn aussehende Bahn steht vor uns. Sie wird aber anscheinend per Computer gesteuert, denn weder hintern noch in Fahrtrichtung sitzt ein Zugführer. "Wir müssen in die entgegengesetzte Richtung", sagt Suanne. Die Bahn fährt im 5-Minuten Takt. So dauert es auch nicht lange, bis wir einsteigen können. "Bleibt ja zusammen", mahnt Herr Fegebein. "Ich habe keine Lust den ganzen Flughafen nach euch abzusuchen!" Die Türen schließen sich und die Bahn fährt los. Ziemlich schnell. Die Schienen führen manchmal hoch über dem Erdboden. Komisch ist das schon. Aber auf der langen Fahrt sehen wir viel vom Flughafen. "Damit kann Erfurt nicht mithalten", sagt Nico. "So viele Flugzeuge wie in Erfurt in zwei Wochen landen und abheben, landen hier an einem Tag", meint Carlotta. "Erfurt ist ja auch nicht Frankfurt am Main", erwidert Sofia. "Mensch, da weiß ich auch mal was", beschwert sich Carlotta, "und du machst gleich alles wieder kaputt." Die Bahn hält im Terminal 2. Hier gibt es genau so viele Läden wir in Terminal 1. "Die verdienen aber auch alle", staunt Sofia. "Ich glaube, da sind die Urlauber arm, bevor sie überhaupt im Flugzeug sitzen." Wir folgen Susanne in Richtung Aussichtsplattform. Vor uns liegt ein Fastfood Restaurant. Die kleinen Kinder spielen im Bällebad. Das ist hier sehr riesig und so kommt es, dass auch mal jemand einen Ball nach uns wirft. Ein Junge wirft einen Ball nach Timon. Er hebt ihn auf und schleudert ihn zurück. Der kleine Junge freut sich. "Wir sind da!", verkündet Susanne. Vor uns liegt eine Sicherheitsschleuse. Wie auf Knopfdruck stöhnen alle auf und gucken Anja, Theresa, Cäcilie und Nojono an. "Was habt ihr denn?", fragt Nojono. "Das Ding beißt doch nicht", versichert uns Anja. "Also ich wüsste nicht was daran so schlimm sein soll", stimmt Cäcilie zu. Vielleicht haben die vier endlich kapiert, dass man auch nett sein kann. Hoffentlich bleibt das jetzt so! Wir müssen lange anstehen, bis wir an der Reihe sind. Die Leute hier sind aber nicht so freundlich wie im Main Tower. Wahrscheinlich sind sie von einigen Touristen schon genervt. „He, die Jacke auch ausziehen", werde ich von einem Mann angeschnauzt. „Tschuldigung", erwidere ich. Wahrscheinlich müssen sie erst hier ein paar Jahre arbeiten, bevor sie in die richtige Flugabfertigung dürfen. Kurze Zeit später stehen wir alle draußen auf der Aussichtsplattform. Direkt unter uns parken einige Flugzeuge, die gerade beladen werden. Sogar ein großer Airbus ist da! Das muss man erst mal alles auf sich wirken lassen. Außer den Flugzeugen fährt noch viel mehr auf dem Rollfeld rum. Flugzeugträger, Sicherheitsautos, Fahrzeuge die bestimmte Ladung bringen und so weiter. Die Flugzeuge landen und starten im Minutentakt. Immer wenn eins abhebt, ist eine leichte Druckwelle zu spüren. Komisch, dass die Leute im Flugzeug davon gar nichts mitkriegen. Eine Weile schauen wir den Flugzeugen zu und ich mache ein paar Fotos. Doch dann wird es irgendwie langweilig. „Wollen wir wieder gehen?", fragt Herr Fegebein. Wir nicken und gehen wieder nach drinnen. Auf einem großen Bildschirm steht genau wann welche Flugzeuge landen und starten. Daneben hängt noch ein Bildschirm, auf dem gerade die neusten Nachrichten laufen. Nach der Nachricht eines Feuers in einer Textilfabrik (bei dem aber niemand zu großem Schaden kam) kommt eine Sondermeldung. „Wir bitten um Ihre Mithilfe", liest Sofia halblaut vor. „Durch den Fund von Schülern einer 7. Klasse wurde ein Netz von Drogenhändlern aufgedeckt. Dieser Mann hier soll einer von mehreren Dealern sein. Er befindet sich jedoch immer noch auf der Flucht. Sollten Sie etwas Verdächtiges sehen oder bemerken, melden sie es bitte umgehend der Polizei." Neben dem Text prangt ein Bild von unserem Dieb. „Da haben wir ja was ausgelöst", meint Timon. „Durch uns stellen sie jetzt ganz Frankfurt auf den Kopf." „Ach, dann seid ihr also die Schüler, die die Tasche mit den Drogen gefunden haben", sagt eine ältere Frau neben uns. „Ja", antworte ich. „obwohl wir die Tasche eigentlich nur einer Mitschülerin wiederbringen wollten." „Der Mann hatte sie ihr geklaut", ergänz Anna. „Die Menschheit wird immer schlimmer", sagt die alte Frau. Neben ihr tauchen ihre Freundinnen auf. Fast alle haben einen Gehstock oder Rollator. „Was macht ihr denn hier?", fragt uns eine von ihnen. „Wollt ihr verreisen?" „Nein", antwortet Sofia. „Wir waren nur auf der Aussichtsplattform. Und was machen Sie hier, wenn ich fragen darf?" „Wir wollen unsere Freundin Elli abholen", antwortet die dritte. „Sie war für zwei Wochen auf Island", erklärt die vierte von ihnen. „Ich glaube, sie hatte noch nie Gelenkschmerzen, obwohl sie so alt ist wie wir. Wahrscheinlich kann sie deshalb noch durch die Welt reisen." Plötzlich wird die erste Frau angerempelt. Ein großer Mann mit roten Haaren sprintet mit einer Damenhandtasche davon. „Hilfe!", ruft die Frau. „Der Kerl hat meine Handtasche geklaut." „Simon, ich glaub, dass ist unser Dieb und Drogendealer", sagt Sofia aufgeregt zu mir. „Los Mädels, den Kerl kaufen wir uns", meint eine der Frauen. Entschlossen befestigt sie ihren Gehstock am Rollator. Wie eine Armee mit Panzern nehmen die vier die Verfolgung auf. Und das nicht gerade langsam! „Los, da lang", sagt Timon und rennt los. Kurzerhand rennen Sofia, Nico, Anna und ich hinterher. Die anderen sehen uns nur verwundert nach. Herr Fegebein fragt Frau Stern: „Was ist denn jetzt wieder los?" Sie zuckt ratlos mit den Schultern. „Ich glaube, dass sie ihren lieben Dieb getroffen haben", vermutet Susanne. „Was macht der denn hier am Flughafen?", fragt Phillip. „Wahrscheinlich will er mit den Drogen abhauen und klaut nebenbei noch Handtaschen", vermutet Katja. „Aber ich glaube nicht, dass er damit durch die Kontrolle gekommen wäre. „Dann sollten wir uns aber auch mal hinterher machen", meint Carlotta. „Wenn wir so viele sind, kriegen wir ihn doch eher", stimmt Sina zu. Also rennen auch die anderen aus unserer Klasse hinterher.

Simon und das Großstadtabenteuer (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt