Ein interessanter Wettbewerb

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Wir haben insgesamt zehn Punkte aufgeschrieben, die wir in Frankfurt sehen wollen. Im Rahme der finanziellen Möglichkeiten, wie Herr Fegebein gesagt hat. Anja und Cäcilie könnten sich ja glatt selber einen Wolkenkratzer bauen. Natürlich kam der Vorschlag mit den Kaufhäusern (deren Namen ich schon wieder vergessen habe) und Diskos von ihnen. „Gut, nachdem wir das nun also geklärt haben, möchte ich euch noch über etwas Anderes informieren", sagt Herr Fegebein. „Landesweit findet jährlich ein Filmwettbeweb statt. Man muss in der 7. Klasse sein, um daran teil nehmen zu können. Und da ihr ja jetzt so weit seid, dachte ich mir, dass ich euch darüber informiere. Vielleicht habt ihr Lust, einen Beitrag einzusenden?" Auch dazu verteilt Herr Fegebein Flyer. „Und, was meint ihr?", fragt Anna. „Wollen wir teilnehmen?" „Klar", antwortet Sofia. „Ich meine, das klingt doch spannend, oder?" „Der Film darf aber nicht zu langweilig sein", gibt Nico zu bedenken. „Hier steht eine Kurzbeschreibung zum Film des Gewinners vom letzten Jahr. Und das ist wirklich spannend." „Der Film muss eine Länge von 25-35 Minuten haben", lese ich vor. „Der Film muss einen roten Faden haben, das heißt, eine richtige Handlung muss vorhanden sein. Doch diese darf nicht von einem anderen Film kopiert sein." Ich lasse den Flyer sinken. „Ziemlich anspruchsvoll", findet Timon. „Wieso?", erwidert Anna. „Einen roten Faden muss jeder Film haben, sonst sind die Zuschauer verwirrt. Und dass man eigene Ideen haben soll ist ja wohl auch klar." „Soll ich uns bei Herrn Fegebein in das Formular eintragen?", fragt Nico. „Die Liste geht gerade rum." Als die eben besagte Liste bei uns ist, sehen wir, dass Anja und Cäcilie ebenfalls teilnehmen wollen. „Was meint ihr? Wollen wir einen Film mit Bill drehen?", schlage ich vor. „Ja! Euer Hund und meine Katze", sagt Sofia. „Die beiden könnten sich treffen und Freunde werden. Natürlich müssen wir sie dann synchronisieren." „Mit dieser müden Story kommt ihr aber nicht weit...", säuselt Cäcilie, als die Schule zu Ende ist. „Warum?", will Anna wissen. „Weil es schon genug solcher Geschichten gibt", antwortet Anja. „Aber, wir wollen euch da nicht rein reden. Unseretwegen könnt ihr gerne schön in der Vorrunde rausfliegen, während wir bis ins große Finale kommen und den Wettbewerb natürlich gewinnen." Sie lächelt und verschwindet mit Cäcilie. Sofia schnaubt wie ein wütender Stier. „Diese aufgedonnerten Pferde", knurrt sie. „Sehen sich schon als Hollywooddarsteller!" „Nicht aufregen", sage ich. „Denk' an deinen Blutdruck." „Uns fällt schon eine gute Geschichte ein", versichert Timon. „Ich finde Simons Idee gar nicht mal so schlecht", sagt Nico. „Wir müssen uns etwas Besonderes mit Bill und Fiona einfallen lassen", findet Anna. „Und damit zeigen wir denen, was ein wirklich guter Film ist!", sagt Sofia. „Darauf könnt ihr Gift nehmen."

„Wollen wir uns heute im Cafe Am Marktplatz treffen?", fragt Sofia. „Ich könnte allen ein Eis spendieren und nebenbei überlegen wir uns schon mal eine Idee für den Film, oder?" „Einverstanden", sagt Timon. „Dann, bis heute Nachmittag", meint Anna. Paule kommt angerannt. „Na, ihr beiden?", fragt er gutgelaunt. „Wie war euer Tag?" „Gut", antwortet Timon. „Und bei dir?" „Ganz interessant", meint Paule. „Wir haben Frau Haselein als Klassenlehrerin. Die ist ganz nett." Auf dem Heimweg erzählt er uns von den Dingen, die seine Klasse dieses Jahr vorhat: Projektwoche, Wandertage und so weiter.

Am Nachmittag ist es sehr warm. So warm, dass Bill lieber zu Hause bleibt, obwohl er sonst immer mitkommt. Timon und ich fahren mit dem Fahrrad zum Markplatz. Sonst ist hier immer viel los, aber heute ist der Markt wie leer gefegt. Nur vor den Cafè's und Restaurants sitzen im Schatten einige Leute. Sofia, Anna und Nico sind schon da. „Wo ist Bill?", fragt Sofia. „Ich hab ihn so lange nicht gesehen." „Der wollte nicht mit", antwortet Timon. „Also, Vorschläge für unseren Film?", fragt Anna. Aber uns fällt nichts ein. „Nicht mal ansatzweise?", bettelt Sofia. „Kommt, ich hab's mir versprochen, dass wir besser sind als Cäcilie und Co." „Schön für dich", antwortet Anna. „Einsendeschluss ist erst im Juni. Bis dahin haben wir noch viel Zeit." „Wetten, dass Cäcilie und die anderen einen Film drehen, in dem sie selbst die Hauptrollen spielen und denken, sie werden berühmt?", fragt Sofia. „Zuzutrauen wäre es ihnen", antwortete ich. „Kann uns aber egal sein."

"Wisst ihr, wer uns bald besuchen kommt?", fragt Mama beim Abendbrot. Wir schütteln die Köpfe. "Susanne hat mich vorhin angerufen und sagte mir, dass sie uns in ein paar Wochen besuchen kommt", erklärt Mama. "Wer ist Susanne?", fragt Dina. "Das ist meine Schwester", antwortete Mama. "Komisch, dass ich die nicht kenne", meint Dina. "Sie wohnt ja auch gar nicht hier in Deutschland", sagt Papa. Soweit ich weiß, arbeitet sie als Managerin für eine große Entertainment-Gruppe, die Konzerte und alles so was organisiert. Eine Zeit lang hat sie in Tokyo gearbeitet, dann in Bangkok, bevor sie noch einmal nach Singapur umgezogen ist. "Warum war sie denn noch nicht hier?", fragt Paule. "Doch doch, sie war schon öfters hier", erwidert Mama. "Nur die letzten sechs Jahre nicht." "Dann ist ja klar, dass ich mich nicht mehr an sie erinnern kann", sagt Dina. "Und wann kommt sie?", frage ich. "Ein paar Tage, bevor ihr beide auf Klassenfahrt geht", erklärt Papa. "Susanne hat übrigens gefragt, ob sie nicht als Begleitperson mit nach Frankfurt kommen könnte." "Damit sie ein bisschen Zeit mit euch verbringen kann, weil sie danach wieder arbeiten muss", erklärt Mama. Timon und ich sehen uns einen Moment ratlos an. Eigentlich wäre da nichts Schlimmes dran. "Sie freut sich bestimmt, mal wieder eine deutsche Großstadt zu sehen", sage ich. Mama hat inzwischen das Fotoalbum geholt. "Das ist Susanne", sagt sie und schlägt eine Seite auf. Eine Frau, die Mama sehr ähnlich sieht, steht neben ihrem alten Renault 19 und hält ein Baby auf den Arm. "Das warst du", meint Mama zu Dina. "Du warst damals noch ganz klein." Unter dem Foto steht ein Datum. "24.07.2006", sagt Timon halblaut vor sich hin. "Ist das schon wieder so lange her?" "Ja", antwortet Papa. Ehrlich gesagt, freue ich mich, dass sie uns besucht und auch noch mit auf Klassenfahrt möchte. "Da kommt mal wieder ein bisschen Leben in die Bude", sagt Papa. "Wieso?", fragen Dina und Paule wie aus einem Mund. "Tante Susanne ist, nun ja, ein bisschen verrückt. Sie hat den Renault, der gleiche wie hier auf dem Foto, auch mit nach Tokyo, Bangkok und Singapur genommen. Der hat schon ganz schön viel gesehen." "Was ist denn so schlimm daran, wenn jemand ein bisschen verrückt ist?", fragt Timon. "Sind wir doch alle ein bisschen, der eine mehr, der andere weniger", finde ich. "Siehe Cäcilie und ihre Freundinnen." "Sind die denn immer noch so schlimm?", fragt Mama. "Die tragen die Nase schon so hoch, dass sie in Frankfurt direkt über einen von diesen Wolkenkratzern stolpern würden", erkläre ich. "Aha", macht Mama. "Die Eltern von Anja scheinen ja ganz schön viel Geld zu haben. Irgend so eine Firma, die Dekoartikel aus China, Indien, Japan und der ganzen Welt verkauft." "Ich verstehe die Leute nicht, die sich das Zeug kaufen", sagt Papa. "Für mich ist der Kram einfach nur kitschig und übertrieben, aber wenn die denken, dass es Dekoartikel sind... ."

Simon und das Großstadtabenteuer (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt