Wenn ihr demnächst mal in Frankfurt seid, könnt ihr ja folgendes Experiment ausprobieren. Ihr geht einfach in eine Nebengasse einer Fußgängerzone und findet dort die Tasche einer Mitschülerin, die gestern gestohlen worden ist und findet darin höchstwahrscheinlich Kokain. Dann stellt ihr fest, dass ihr innerhalb von 5 Minuten am Opernplatz sein müsst. Ich glaube, so schnell sind wir noch nicht einmal in Sport jemals gelaufen, jedenfalls waren wir innerhalb von acht Minuten und dreiundvierzig Sekunden da. Herr Fegebein war schon etwas sauer, weil wir die letzten waren, aber wir haben ihm dann sehr schnell erklärt, warum wir zu spät kommen. Herr Fegebein hat sich alles erklären lassen und ist dann mit uns zur nächsten Polizeistation gegangen. Hier haben wir alles zum zweiten Mal erklärt. Die Polizei hat Fingerabdrücke von der Tasche genommen. Sie stimmen tatsächlich mit dem Dieb von gestern überein. Mit den Worten "Den Rest erledigen wir" konnten wir wieder gehen. Jetzt sind wir (zwei Stunden später als geplant) auf dem Rückweg zum Hotel. Natürlich ist der Drogenfund Gesprächsthema Nummer eins. Ich frage mich, wie es jetzt weitergehen soll. Anscheinend haben wir da etwas ganz Tolles (immerhin haben wir Anjas Tasche wieder) / Schreckliches (schließlich waren Drogen drin) / Wertvolles (zumindest für die Polizei, weil die jetzt einem Drogendealer auf der Spur ist) gefunden. Wie ihr seht, kann man es nehmen wie man will. Herrn Andersson möchte natürlich sofort wissen, warum wir alle so aufgeregt sind. Also erzählen wir zum dritten Mal unsere Geschichte. "Meine Güte", sagt er, "das ist ja ein Ding. Was will die Polizei jetzt machen?" "Das haben sie uns leider nicht gesagt", antwortet Frau Stern. "Wir werden es spätestens morgen in der Zeitung lesen", vermutet Susanne.
Nach dem Mittag am nächsten Tag kommt Herr Andersson mit der Tageszeitung zu uns.
Frankfurt am Main Gestern fanden Schüler einer 7. Klasse in einer Mülltonne die Tasche einer Mitschülerin, die vor wenigen Tagen auf einem Ausflug entwendet worden war. Darin befanden sich mehrere Tüten mit Kokain. Die Polizei ist nun einem Drogendealer auf der Spur. Durch ein Foto ist das Aussehen des Täters bekannt. Die Schüler sahen genau denselben Mann gestern, wie er die Tasche versteckte. Bis jetzt fehlt jedoch jede Spur von ihm. Die Polizei bittet die Bevölkerung sachdienliche Hinweise zum steckbrieflich gesuchten Mann zu geben.
"Sage ich es doch", sagt Suanne. "Jetzt ist die halbe Stadt in Aufruhr." "Wenn die Polizei selbst die Bewohner um Mithilfe bittet muss es ja nicht nur ein bisschen Kokain gewesen sein", vermutet Anna. "Selbst ein Gramm wäre schon schlimm", erwidert Frau Stern. Sie seufzt. "Kann nicht mal eine Klassenfahrt normal verlaufen? Ich bin ja wenigstens froh, dass diesmal niemand von euch das Opfer ist. Zumindest nicht mit so großem Schaden." "Wenigstens mein Geld hätten sie mir wiedergeben können", sagt Anja. "Mein Personalausweis war auch in dem Portmonee, ich hätte es sogar beweisen können." "Wissen deine Eltern schon bescheid?", fragt Timon. "Klar habe ich ihnen schon gesagt, was passiert ist", antwortet Anja. "So doof bin ich nun auch wieder nicht." "Was wollen wir denn heute machen?", fragt Phillip Herrn Fegebein. "Heute dachte ich, dass wir einfach mal hier bleiben und uns nach der Aufregung der letzten beiden Tage ausruhen. Vielleicht könnt ihr ein bisschen im Wald spazieren gehen oder euch anderweitig beschäftigen." "Das Hotel hat auch einen Pool", sagt Suanne. "Ich weiß nicht, ob ihr das schon gesehen habt. Vielleicht könnt ihr ein bisschen schwimmen gehen." "Gute Idee", stimme ich zu. Schwimmen wäre jetzt genau das Richtige! Kurze Zeit später sind wir alle umgezogen am Pool. Da die meisten Urlauber unterwegs sind, haben wir den (riesigen Pool) für uns alleine. Ich schwimme ein paar Bahnen, bis die anderen vorschlagen, dass wir ein Wettschwimmen machen könnten. Danach spielen wir Volleyball auf dem Rasen. Sogar Anja, Cäcilie, Theresa und Nojono spielen begeistert mit. Können wir uns nicht eigentlich immer so gut vertragen? Ohne Angeben und Rumzanken?
Am Abend sitzen wir draußen auf der Terrasse. Die Sonne geht schon unter. Der Pool leuchtet im Dunkeln, Kerzen brennen und die Grillen zirpen. Wir sitzen an unserem Tisch und erzählen uns. Nebenbei hören wir der Live-Band zu, die heute Abend spielt. Deswegen hat uns Herr Fegebein auch ausnahmsweise erlaubt, länger aufzubleiben. Es ist noch warm draußen. Von der Polizei hat sich heute aber niemand gemeldet. Wir sind jetzt noch drei Tage hier und ich würde gerne miterleben wie der Dieb gefangen wird. Wahrscheinlich müsste ich dafür hier bleiben, denn wie so oft kriegen sie die Übeltäter immer erst nach fünf oder mehr Jahren. Schön wär's wenn es wie im Fernsehkrimi so schnell gehen würde. Neunzig Minuten Hochspannung pur und dann ist alles vorbei. Aber leider hat niemand für unseren Dieb ein Drehbuch geschrieben, wo steht, dass er sich eine halbe Stunde nach dem Diebstahl festnehmen lassen soll. "Weißt du, wo Timon ist?", reißt mich Sofia aus meinen Gedanken. "Äh, was?", frage ich. "Ob du weißt du Timon ist?", wiederholt Sofia ihre Frage. Ich sehe mich um. Timons Platz ist leer. "Nein", antworte ich. "Ich glaub' da sind die beiden", sagt Sofia plötzlich. "Wie 'Die beiden'?", will ich wissen. "Mensch, du warst mit den Gedanken aber grad ganz weit weg", meint Sofia. "Ich meine Timon und Anna." Sie deutet in Richtung Parkett, wo keine Tische und Stühle stehen. "Die beiden meine ich", erklärt Sofia noch einmal. Sind das da wirklich Timon und Anna, die da tanzen? Ich muss genauer hinsehen, bis ich weiß, dass es wirklich mein Bruder ist. Plötzlich ist es an unserem Tisch ziemlich leer. Irgendwie tanzen alle, nur Susanne und Nico sitzen noch hier. Frau Stern und Herr Fegebein schwingen inzwischen auch das Tanzbein. "Na los, komm", sagt Sofia und steht auf. "Was wird das?", frage ich. "Wenn die anderen tanzen können wir es doch auch", antwortet Sofia etwas verlegen. "Komm, bitte! Es ist dunkel und da sieht's keiner wenn ich dir auf die Füße trete mit meinen Elefantenfüßen." Nachdenklich stehe ich auch auf. Ich habe noch nie mit einem Mädchen getanzt (geschweige denn überhaupt!!!). Aber so wie es aussieht könnten die anderen auch nicht bei "Let's Dance" teilnehmen, von daher... Nach ein paar Anläufen klappt es mit dem Tanzen richtig gut und irgendwie ist es auch schön. Sofia lächelt und der inzwischen aufgegangene Mond spiegelt sich in ihren Augen...
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Simon und das Großstadtabenteuer (Band 3)
JugendliteraturDie 7. Klasse Das neue Schuljahr beginnt gleich aufregend: die Klassenfahrt soll in die Großstadt Frankfurt am Main führen! Als wäre das nicht schon Aufregung genug, wird auch noch mitten im Großstadttrubel Cäcilies Tasche gestohlen. Für Simon und d...