Prolog

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 Nichts scheint so wie wir es sehen - denn immerhin sehen wir nur das, was wir wollen.

Ich wurde eines Tages gefragt, wer ich sein wollte.
Eine schwierige Frage, nicht wahr? Wer wollte ich sein? Eine berühmte Harfenspielerin, eine Köchin im Altersheim, eine Astronautin oder eine verrückte Wissenschaftlerin, welche die Welt völlig neu entdeckte?
Bevor all das passiert war, hätte ich keine Antwort darauf gewusst, aber inzwischen wusste ich ganz genau wer ich sein wollte.
Ich wollte wieder ich selbst sein und diese Maskerade fallen lassen. Ich wollte meine Identität zurück, meinen Namen und mein altes Leben.
"Und wie darf ich sie heute nennen?", fragte der Polizist mir gegenüber. Es war ziemlich warm hier drinnen und anscheinend hatte dieses Gebäude die Erfindung der Klimaanlage übersprungen. Der Polizist schwitzte und strich sich immer wieder über seine Stirn um die Tropfen daran zu hindern, ihm in die Augen zu rinnen.
Vor ihm lagen Bilder und Dokumente, meist irgendwelche unscharfen Beweise, welche mich überführen sollten.
Ich trug keine Handschellen und dennoch fühlte ich mich mehr als nur gefangen.
"Zoey Summers.", beantwortete ich seine Frage.
"Haben sie einen Ausweis?", gab er rasch zurück.
"Wurde mir geklaut, kurz vor dem Supermarkt." Ich räusperte mich. Mein Hals kratzte fürchterlich.
"So so..." Er seufzte auf, lehnte sich ein wenig zurück und fuhr sich erneut über die nasse Stirn.
Es schien, als ob nur ich und dieser angenehme Herr sich im Raum befanden. Nur leider wusste ich es besser. Ich kannte diese seltsamen verspiegelten Wände aus etlichen Krimis Filmen. Demonstrativ blickte ich dort hin, hoffentlich bohrten sich meine Blicke direkt in die Augen einer der Polizisten dahinter.
"Also Zoey, war diese ganze Aktion nötig? Die gesamten Streifenwagen? Warum waren sie wirklich dort?" Seine Stimme hatte einen seltsamen Unterton. Er hielt sich für etwas Besonderes.
"Wie ich ihnen bereits sagte, dass alles ist ein Missverständnis." Meine Zunge war genau so trocken wie mein Hals. Das alles machte mich nervös.
"Uns wurden Informationen zugespielt. Sie haben versucht das Anwesen zu überfallen." Er richtete sich auf um größer zu wirken und ein ekliges Grinsen stahl sich auf seine Lippen.
"Ich wollte niemanden überfallen. Wie zur Hölle sollte ich wissen, wie man in ein Haus einbricht? Mein Auftrag war ein anderer und irgendwie war auch das ein Missverständnis.", sprudelte die Worte nur so aus mir heraus.
"Unsere Informationsquelle sagt etwas anderes." Er grinste noch breiter und warf einen Blick nach hinten zu den seltsamen Wänden.
"Ihre Quelle?" Inzwischen war gar nichts mehr verrückt. Das alles konnte doch nicht wahr sein.
"Ich bin sicher, sie kennen dieses Mädchen." Er schnappte sich eines der Bilder und warf es quer über den Tisch.
"Das ist ihre Informationsquelle?" Ein wenig aufgebracht starte ich auf das Bild vor mir.
"Sie war uns sehr behilflich in dem Fall falsche Identität."
"Dieses Mädchen ist Rose, Rose Hamper und ehrlich gesagt bezweifele ich, dass sie ihnen helfen wollte." Ich warf das Bild zurück. Der Polizist machte keine Anstalt es festzuhalten und so glitt es über den Tisch auf den staubigen Boden.
"Wie sie wollen. Denken sie noch einmal darüber nach." Er stand auf und verließ den Raum.
Wütend schlug ich auf den Tisch. Vielleicht sollte ich endlich mit der Wahrheit über den 7 Mai herausrücken.
Der 7te Mai, an dem mein Leben beschloss, dass es noch nicht kompliziert genug war...  

Bad Exchange, der VertragWo Geschichten leben. Entdecke jetzt