Ich wusste, dass du dich niemals ändern würdest und doch wollte ich dieses Märchen nicht aufgeben.
"Er wirkt... nett.", versuchte ich es und warf noch einmal einen Blick zu Danny. Dieser war wieder hinter der Bar verschwunden.
"Er surft ebenfalls und ist ziemlich gut darin." Bonny betrachtete gedankenversunken das Glas vor sich. Sie hatte uns eine Art Erfrischungsgetränk aus Limette und Zitrone gebracht und obwohl es einen bitteren Beigeschmack hatte, verschwand dieses lästige Durstgefühl mit jedem Schluck ein bisschen mehr.
"Er sieht nicht aus wie ein Surfer-boy." Ich schüttelte den Kopf und nahm noch einmal einen Schluck.
"Du solltest aufhören, mit diesen Illusionen in deinem Kopf herumzuwandern." , meinte Bonny und tippte mir ganz leicht gegen die Stirn.
"Das tut jeder, ob er es will oder nicht. Jeder hat Vorurteile.", antwortete ich und rieb mir die Stirn.
"Stimmt, darum wundern sich auch viele über dich." Sie nickte nachdenklich.
"Wie meinst du das?"
"Du tauchst zu diesem Schuljahr ein bisschen später auf als üblich. Außerdem sind deine Haare gewöhnungsbedürftig." Sie deutete auf den Berg meerblaues-blond.
Ich lächelte, obwohl mein Herz gleich einige Takte kräftiger schlug. "Es war eine spontane Entscheidung. Ich bekam das Angebot und da ich ehrlich gesagt nicht wusste, was mit dem Leben anfangen, habe ich es angenommen." Zufrieden lehnte ich mich zurück. Immerhin war das keine Lüge.
"Und das blau?" Ihr Blick lag noch immer auf meinen Haaren.
"Machen wir nicht alle Fehler? Lola hat mir vorgeschlagen, dass ich das Blau in die Spitzen ziehe." Nachdenklich nahm ich eine der Strähnen in die Hand.
Bonny's nachdenkliche Miene hellte sich augenblicklich auf. "Meine Tante kann dir gerne dabei helfen. Sie hat einen kleinen Friseursalon Zuhause."
"Das Angebot nehme ich gerne an."
Lukas Freunde waren inzwischen aufgetaucht und hatten sich zu ihm gesetzt. Sie alle wirkten wie ganz normale Jugendliche. Nur diese Spielkarte ging mir nicht mehr aus den Gedanken.
"Auf der Schulwebsite hat es Bilder von ihm, die kannst du dir in Lebensgröße ausdrucken.", kam es ziemlich monoton von Bonny.
"Was?" Überrascht sah ich sie an.
"Lukas, du starrst unseren mysteriösen Jungen an, als ob er eine Rarität wäre." Bonny konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.
"Dann werde ich mir wohl deinen Vorschlag zu Herzen nehmen und ein Bild von ihm ausdrucken." Ich verdrehte die Augen. Kein Wunder war ich ungeeignet für diesen Job.
"Warum bist du eigentlich mit Lola befreundet?" Ihre Frage überraschte mich ein wenig. Bonny war eine Person, die aussprach, was sie dachte. Jedoch war ich mir noch nicht im Klaren darüber, ob das gut oder schlecht war.
"Sie ist nett.", antwortete ich nach einigen Minuten.
"Nett ist des Teufels Kleid.", seufzte Bonny und lehnte sich zurück.
"Ich bin froh um jeden Freund hier an der Schule und Lola mag zwar ein wenig eigen sein und doch ist sie eine gute Freundin." Zumindest so weit ich es die ersten paar Stunden beurteilen konnte.
Bonny nickte. Sie trank ihr Getränk aus und stand dann betont langsam auf. "Willst du noch was?", fragte sie.
"Nein, danke." Ich lächelte und sah dann zu, wie sie wieder zu der Bar lief und auf diesen Danny wartete. In meinen Gedanken machte ich mir eine Notiz. Ihn sollte ich definitiv auch im Auge behalten. Bonny stellte sich auf Zehenspitzen und sprach eine Weile aufgeregt mit ihm über irgendwelche Themen, welche ich leider nicht verstand. Sie wirkte irgendwie anders in seiner Nähe.
"Neu hier?"
Eine weitere Kellnerin war aufgetaucht und hatte sich direkt vor meinen Tisch gestellt. Sie versperrte mir die Sicht auf Danny und Bonny.
"So in etwa ja." , antwortete ich und sah ihr dabei zu, wie sie mein Glas auf ihr Tablett stellte.
"Hier gibt es viel zu entdecken, es wird dir gefallen.", erwiderte sie und fuhr sich durch das kurze Haar. Es war rot wie das von Bonny, nur ein wenig kräftiger. Es betonte ihre Augen auf eine seltsame Weise und ihr Gesichtsausdruck wirkte eigen, fast schon, unheimlich.
Ich nickte nur.
"Hast du auch einen Namen?", hakte sie nach. Hilfesuchend sah ich mich nach Bonny um, diese schien jedoch immer noch in das Gespräch mit Danny verwickelt zu sein.
"Lane"
"Lane", wiederholte sie nachdenklich. "Welch seltsamer Name." Sie zwinkerte mir zu und verschwand dann wieder zu einem anderen Tisch.
Für einen kurzen Moment umwickelte mich dieses seltsame Gefühl, dass dieses Mädchen mehr über mich wusste, als ich dachte. Doch mit einem energischen Kopfschütteln vertrieb ich diese Gedanken wieder. Solange sie keine Hellseherin war, würde sie auch nichts wissen.
Ich suchte nach meinem Handy in der Tasche und machte mir eine Notiz zu ihr. Die wenigen Infos über Danny fügte ich ebenfalls dazu. Bald darauf erschien Bonny wieder mit einem ziemlichen Strahlen auf den Lippen.
"Ich gehe nachher noch eine Runde surfen, magst du mit?", fragte sie gleich.
Ich schüttelte den Kopf. "Ich sollte noch einige Dinge erledigen." Das sollte ich wirklich. Immerhin wartete meine Mutter schon auf meinen Anruf und irgendwie sollte ich auch noch Geld abheben und etwas zu Essen besorgen. Wenn ich Glück hatte, war die Dusche nicht von einem meiner Mitbewohner besetzt.
"Wir sehen uns morgen, Lane." Bonny zwinkerte mir zu und schnappte sich dann ziemlich eilig ihre Tasche mit den Sachen.
Als ich die Bar verließ, wehte ein etwas kühlerer Wind. Die Sonne stand nicht mehr so hoch und der Sand hatte eine angenehme Wärme. Mein Haar war inzwischen wieder trocken und fühlte sich ziemlich eigen an. An dieses Salzwasser musste ich mich erst noch gewöhnen.
Ich setzte mich für einen Moment in die Nähe des Wassers und beobachtete diese sanfte Wellenbewegung. Wie das Meer sich zurückzog und dann wieder mit einer gewaltigen Wucht angerollt kam. Die Luft schmeckte nach Salz, nach Träumen und irgendwie nach Freiheit. Nach dem Vergessen und dem Hoffen vieler Menschen. Ich schloss meine Augen und ließ zu, dass der Wind meine blauen Haare herumwirbelte.
Obwohl ich das Wasser gerne mied, so faszinierte mich das Meer. Es gab so viele Schätze und versunkene Schiffe dort unten auf dem Grund. So viele verborgene Geheimnisse und egal was wir Menschen taten, dass Meer war uns immer einen gewaltigen Schritt voraus. Wie Bonny sagte, wie waren nur ein Spielzeug, wie ein Knochen für einen Hund.
lac"!Ӽ*5
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Bad Exchange, der Vertrag
Romance---- Unterschreibe niemals einfach so einen Vertrag ohne davor noch einmal alles durchgelesen zu haben. Da erwischt man eines morgens die falsche Tür und zack hat man das halbe Polizeipräsidium im Nacken. Man ist gezwungen sich die Haare zu fär...