...L wie Lügen...

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  Ich würde gerne die Welt bereisen, die Menschen und ihre Kulturen kennen lernen. Nicht nur von fernen Ländern sprechen, sondern sie auch vor mir haben. Ich würde gerne begreifen, warum andere so handeln. Warum wir immer nur verurteilen ohne zu verstehen.

Als ich kleiner war, da gab es diesen einen Moment in der völligen Dunkelheit. Meine Eltern und Owen waren nicht Zuhause und ich hatte es mir mit einem Buch in meinem Zimmer gemütlich gemacht. Es war Winter, draußen hingen Weihnachtsbeleuchtungen und der Schnee hatte sich wie ein Teppich über die Erde gelegt.

Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, doch auf einmal gingen alle Lichter aus. Selbst von außen schien die Dunkelheit angekrochen zu kommen. Alles war dunkel, stockdunkel. Zu dieser Zeit hatte ich wenigstens noch keinen einzigen Horrorfilm gesehen, was mein ruhiges Verhalten erklären würde.

Ganz ruhig wartete ich einige Minuten, bis ich dann aufstand, mir eine Jacke anzog und nach draußen lief. Keine der Lichter an den vielen Beleuchtungen ging noch. Selbst die Straßenlaternen waren aus. Die Kälte des Schnees drang durch meine einfachen Hausschuhe und doch starrte ich gebannt auf die Straße Bei diesem Wetter waren kaum Autos unterwegs und auch sonst wirkte alles Menschenleer. Doch auf einmal gingen überall die Haustüren auf, Menschen liefen auf die Straßen, um nachzusehen, was hier los war. Kleine Kinder schrien vergnügt auf und fingen an, eine Schneeballschlacht zu veranstalten. Auch mich überkam auf einmal eine völlige Zufriedenheit. Alles wirkte so vollkommen, wie sie alle mit Kerzen und Taschenlampen draußen standen und ihre Nachbarn freundlich grüßten

Ich erfuhr, dass es einen Stromausfall gegeben hatte und schon bald nach einigen Minuten, lief der gesamte Strom wieder. Trotzdem blieben die Menschen noch eine Weile auf der Straße und sprachen mit anderen. Irgendwer hatte Bänke und Stühle organisiert und einige brachten noch Tee und Punsch vorbei. Viele stellten das Licht im Haus wieder ab und genossen den restlichen Abend unter der Weihnachtsbeleuchtung.

An diesem Tag mochte ich diese Dunkelheit mehr als alles andere. Sie wirkte so vertraut und kein bisschen beängstigend, wie zum Beispiel jetzt. Jetzt war die Dunkelheit alles andere, als wunderschön und vertraut. Hier standen auch keine Leute mit Kerzen und Taschenlampen, hier war irgendwie nur ich.

Fröstelnd rieb ich mir die Arme. Ich hatte mich direkt neben einen Baum gestellt, um den Platz mit der Wiese im Auge behalten zu können. Auf einmal hatte jedes noch so winzige Geräusch etwas Unheimliches an sich. Auch meine Augen gewöhnten sich nur schleppend an das Schwarz. Wie gerne wäre ich jetzt Zuhause in meinem Bett oder wieder zurück an dem Tag im Winter, an dem die komplette Dunkelheit noch etwas Tröstliches gehabt hatte. Eine kalte Hand berührte meine Schulter, erschrocken hielt ich die Luft an und war nicht einmal dazu in der Lage, zu schreien. Ich drehte mich eilig um und in meinen Gedanken erschienen jegliche Horrorszenarien.

"Tut mir leid." Lukas hob abwehrend die Hände in die Luft. Er knipste die Taschenlampe in seinen Händen an.

Noch immer raste mein Puls und ich hörte sogar, wie mein Herz gegen die Brust schlug. "Wo warst du?", schrie ich beinahe.

"Die Batterien waren zu Ende und dort drüben steht eine kleine Hütte. Ich habe nachgesehen, ob ich dort etwas finde." Etwas verlegen fuhr er sich durch die Haare.

"Und warum sagst du mir nicht Bescheid?" Inzwischen hatte ich mich zwar wieder beruhigt, aber selbst jetzt wurde ich dieses mulmige Gefühl nicht los, dass hier irgendetwas nicht stimmte.

"Weil du so vertieft warst. Ich habe dir gesagt, dass ich gleich wieder da bin, aber anscheinend, hast du es nicht gehört.", sprach er.

Ich nickte nur. Irgendwie klang das ziemlich plausibel. Ich war wirklich vorhin wie gebannt gewesen. Immerhin erlebte man diese Art von Ausblick nicht alle Tage.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 02, 2017 ⏰

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