...J wie Jagd nach mir selbst...

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Ich gab das auf, was ich liebte für etwas, was ich zu lieben scheinte. 

Es war ziemlich früh an einem Samstag-morgen und der Strand war beinahe ohne Menschen. Die Sonne brannte trotz allem erbarmungslos hinunter und ich hatte mir einen dieser extravaganten Schlapphüte gekauft, um mich vor einem größeren Sonnenbrand zu schützen. Natürlich gab es auch Sonnencremes, aber irgendwie nützten diese bei mir so gut wie gar nichts.

Bonny war in ihrem Element. Schon seit Stunden tauchte sie immer wieder kurz bei mir auf, ehe sie mit ihrem Surfboard wieder zwischen den hohen Wellen verschwand. Sie trug einen dieser Neoprenanzügen, der, so wie sie es mir erklärt hatte, sie vor der Kälte und dem Aufprall schützen sollte. Denn auch hier wurde es irgendwann einmal kalt im Wasser, wenn man sich längere Zeit dort aufhielt.

Ich hatte es mir in dieser Zeit mit einem Buch gemütlich gemacht. Lola war noch am Schlafen und wollte vor drei Uhr Nachmittag nicht geweckt werden.

Ich setzte mich aufrecht hin und legte das Buch in den warmen Sand. Ein leichter Wind blies mir durch die Haare. Seufzend zog ich meine Sonnenbrille ab und fuhr mir über die Augen. Es war ein herrliches Gefühl, wenn man sich nicht schminkte und einfach über die Augen fahren konnte, ohne Angst haben zu müssen, wie ein Panda auszusehen. Bonny war wieder zwischen den Wellen verschwunden.

Die restlichen Schultage dieser Woche waren wie im Fluge vergangen. Ich hatte mich inzwischen an einiges gewöhnt. Ich wusste nun, dass man niemals die Toiletten im ersten Stock benutzen sollte, da wirklich jedes Mal eine Horde Schüler davor standen oder, dass man am Mittag lieber bei einen der abgelegenen Tischen aß, da es weiter vorne einfach viel zu Laut war. Außerdem kannte ich langsam alle Geschäfte in meiner Nähe und wusste, wo man was am billigsten einkaufen konnte.

Man gewöhnte sich so schnell an all das hier.

"Lane!", rief Bonny fröhlich. Ich setzte mir wieder meine Sonnenbrille auf und blickte nach vorne. Bonny kam aus dem Wasser. Ihr Lächeln war ziemlich breit, so dass man ihre Zähne sah. Das Surfboard hatte sie unter den Arm geklemmt und aus ihrem Haar tropfte noch immer das salzige Wasser. Sie hatte einen leichten Sonnenbrand um die Nasenspitze und bei näheren viel mir auf, dass sie ebenfalls kleine Sommersprossen hatte.

"Es war einfach herrlich.", meinte sie etwas atemlos und setzte sich neben mich auf ihr Handtuch. Das Surfbrett lag nun achtlos vor uns.

"Ich könnte das nicht." Ich schüttelte den Kopf. Das Wasser war noch niemals mein Element gewesen.

"Schon seit ich klein war, war ich schon immer am Meer. Ich könnte nicht ohne." Sie wirkte ziemlich glücklich. Gedankenverloren blickte sie hinaus auf das Meer. "Besonders abends ist es hier wunderschön. Kaum eine Menschenseele und die Sonne geht langsam unter. Der Himmel wirkt dann wie ein Gemälde und von weitem sieht es fast so aus, als ob die Sonne in das Meer eintauchen würde."

"Als ob die Sonne in das Meer eintauchen würde?", wiederholte ich und erst jetzt dämmerte es mir. Natürlich, das war damit gemeint.

"Ja..." Bonny blickte etwas verwirrt zu mir.

"Halte mich nicht für verrückt, wenn ich dir das jetzt erkläre, aber genau so etwas stand gestern auf einer Pokerkarte."

"Was?" Bonny schüttelte den Kopf und hob fragend eine Augenbraue.

"Danny hatte Lukas eine Pokerkarte in die Hand gedrückt. Ich fand das ziemlich seltsam und als ich gestern zu dir wollte, lag genau diese Karte an Lukas Platz. Ich habe sie angesehen und das stand hinten drauf."

"Ach so" , sprach Bonny, als ob es das Normalste der Welt wäre.

"Weißt du etwas davon?", hakte ich nach.

Bad Exchange, der VertragWo Geschichten leben. Entdecke jetzt