Wie geht Freundschaft?

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Nach der Schule hatte ich nichts zu tun. Die Jungs waren neu hier und deshalb dachte ich, ich könnte ihnen etwas die Stadt zeigen, was sie dankend annahmen. Ich zeigte ihnen die wichtigsten Orte zum Einkaufen und so weiter. Plötzlich bemerkte ich, dass ich ziemlich alleine war... ich hatte tatsächlich die Jungs irgendwo verloren! Also lief ich unseren Weg wieder zurück und hoffte, sie schnell zu finden. Unterwegs traf ich einen Typen aus der Schule der mich ansprach.

„Hey Sam, was rennste denn so?“, fragte Brad, eigentlich ein cooler Typ aber er hing mit unseren möchtegern coolen Mädels rum... also mied ich ihn.

„Keine Zeit! Ich such meine Freunde!“, keuchte ich. Moment... Freunde? Ich? Erstaunt über meine eigenen Worte musste ich kurz stehen bleiben.

„Is klar. Sam Frost hat Freunde!“, lachte Brad. „Die neuen haben es dir angetan was?“ Er kam mir bei diesen Worten näher. Zu nahe für meinen Geschmack.

„Was machen die Jungs anders als alle anderen hm? Was machen wir falsch? Wir wollen doch auch nur ein bisschen Spaß...“, Brad hauchte mir den letzten Satz echt widerlich ins Ohr und griff nach meiner Hand. Ich konnte nicht glauben was dieser Mistkerl gerade tat!

„Du wirst mich jetzt sofort loslassen und abhauen!“, ich wusste keinen Ausweg aus dieser Situation, trotzdem wäre mir nie in den Sinn gekommen vorsichtig zu sein, weshalb ich Brad nahezu anknurrte.

„Und wenn nicht?“, grinste er blöd und drückte mich gegen eine Wand. Es war zum heulen. So hilflos hatte ich mich noch nie gefühlt und ich hasste dieses Gefühl über alles.

„Dann trete ich dir kräftig in den Arsch du widerliche Ratte!“

Diese Stimme... rauchig, tief und so durchdringend. Ich kannte in dem Moment nichts besseres als den Klang von Kurts Stimme. Er war deutlich kleiner und schmaler als Brad, der Sport-Star der Schule, aber er zeigte nicht eine einzige Sekunde Zweifel daran, dass er Brad fertig machen würde wenn er es wollte. Eine Träne lief an meiner Wange runter und ich schaute Kurt an. Ich flehte ihn mit meinem Blick um Hilfe an, er hatte natürlich längst begriffen was hier abging.

„Taub oder so?!“, brüllte Kurt Brad jetzt an. Dieser war ziemlich überrascht von Kurts Auftreten und ließ zu meiner Verwunderung von mir ab.

„Mach mit der Kleinen was du willst.“, sagte er als er an Kurt vorbei stapfte. Wie ich gerade merkte, hatte er mich bereits in eine dunkle Gasse abseits der Hauptstraße gedrängt. Ich schaute Brad hinterher und als er weg war, passierte alles auf einmal.
Mein Gefühlsausbruch, ich fing an bitterlich zu weinen und verlor den Halt. Ich fiel rückwärts auf den Boden zu, doch Kurt war längst losgelaufen um mich aufzufangen. Er setzte mich vorsichtig auf seinen Schoß und ließ mich erstmal heulen solang ich wollte. Er streichelte mir über den Kopf und sagte immer wieder, dass alles in Ordnung wäre und ich immer auf ihn zählen könnte.

Gerade die letzten Worte sollte ich gut in Erinnerung behalten genau wie Kurt...

Nach einer Zeit sah ich ihn an. „W-wo sind die anderen? S-s-sie kennen sich doch nicht aus!“, sagte ich mit zittriger Stimme.

Kurt lächelte mich schief an. „Hör auf über die beiden nachzudenken. Du bist jetzt wichtig. Ich hab sie in nem Musikladen geparkt um dich zu suchen Prinzessin. Alles wieder ok?“ Ich fing wieder an zu weinen. So viel Warmherzigkeit von einem Typen den ich nicht mal zwölf Stunden kannte? Er war zweifellos was ganz besonderes. Jemand den man festhalten muss!

Wir saßen noch eine ganze Weile in der Gasse und es ging mir wirklich besser. Ich fing an mit Kurts Haaren zu spielen.

„Lass uns gehen. Wir können die beiden nicht ewig warten lassen!“, sagte ich leise.

„Auch wenn es viel schöner wäre noch etwas hier zu bleiben... du hast Recht!“ Kurt stand mit mir auf und trug mich. Ich quiekte belustigt. „Lass mich runter, Weirdo! Hahaha Hilfeeee“, rief ich betont spaßig.

Er ließ mich runter „Na gut! Aber dann wenigstens das hier!“, lachte er und griff nach meiner Hand. Er führte mich zu dem Musikladen und ich fühlte mich unglaublich gut solang Kurt meine Hand hielt... 'Wirklich der beste Freund den ich haben könnte', dachte ich.

„Warte!“, sagte ich als Kurt die Tür zum Laden aufstoßen wollte. Er drehte sich um und sah mich besorgt an.

„Alles ok?“, fragte er ruhig.

„Ja nur... lass uns den beiden nichts davon erzählen... es ist mir  so peinlich und ich will es einfach vergessen! Sie machen sich außerdem dann nur unnötige Sorgen.“

„Nichts da!“, Kurt sah nicht aus also könnten wir das ausdiskutieren, „Wenn Krist und Chad davon wissen, können sie dich auch beschützen wenn nochmal sowas passiert.“, er kam mir etwas näher und flüsterte: „Niemand wird meiner Prinzessin was antun, das schwöre ich! Die beiden werden das genau so sehen!“

Ich wusste genau, dass Chad und Krist uns längst beobachteten aber ich musste diese Frage noch stellen: „Kurt warum? Warum bist du so unglaublich nett und wie kann ich so wichtig für dich sein nach gerade mal einem Schultag?“

Er sah mich traurig an. Nein, das wollte ich nicht! Sofort zog ich ihn in eine Umarmung.

„Bin ich dir nicht so wichtig?“, fragte er gekränkt.

„Doch!“, sagte ich voller Überzeugung.

„Und weißt du warum?“, frage er, jetzt mit weicher, gut gelaunter Stimme.

„Nein... nicht wirklich.“, musste ich zugeben.

„Na also,“, lachte er, „was fragst du mich das?“

„Hast ja recht.“, kicherte ich und vergrub mein Gesicht wieder in seinen Haaren. Ich mochte das irgendwie, keine Ahnung warum.

„Chad und Krist müssen langsam los... die haben noch nen Termin bei der alten Schule, haben sie gesagt...“, sagte Kurt nachdenklich als er sich von mir löste. „Ich erzähl es ihnen morgen.“

„Und du? Was machst du jetzt?“, fragte ich etwas nervös, weil ich mich nicht so recht traute meine nächsten Worte auszusprechen...

„Nix... Fernsehen oder so.“, sagte er erwartungsvoll. Er wusste was ich fragen wollte, ganz sicher.

„Naja ähm... weißt du, ich bin bis spät abends alleine... vielleicht... willst du ja mit zu mir kommen? Ich zeig dir wo ich wohne und so... Es sei denn du willst n-“

„Klar gerne Sammy!“, sagte er plötzlich extrem fröhlich.

Wir holten Krist und Chad, verabschiedeten sie und gingen wieder Hand in Hand zu mir nach Hause. Es war nicht dieses typische pärchen-Händchen-halten, es war viel besser. Es war einfach freundschaftlich.

Dieser Tag war garantiert der beste meines Lebens und ich war gespannt auf den Abend und darauf, Kurt besser kennen zu lernen...

Rette mich... Bitte || Kurt Cobain FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt