Kapitel 2 - Rou

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Rou hatte gerade ihren Platzt am Ende des Tunnels erreicht, als Ein- Auge das Wort ergriff. "Nach diesem furiosen Kampf dürfen sich auch der brennende Feuerball und Rou auf eine Abreibung freuen!"

Die Stimmung im Stadion war schon wieder brodelnd. Viele Bewohner des Orchideendrachenviertels die man sonst bettelnd am Straßenrand sieht, starrten jetzt fanatisch in den Ring  und hielten Wettscheine umklammert durch die sie wahrscheinlich ihren Monatsertrag verspielten. Viele der armseligen Gestalten hatten mir schon gedankt da ich ihnen mit meinem Sieg Geld eingespielt hatte. Nur der alte Mann mit der Kapuze neben mir blieb regungslos.

"In diesem Match treffen also der Feuerball und Rou aufeinander. Rou ist eine bekennende Freundin von Tui. Wir werden ja sehen ob sie auch ihre Tricks beherrscht!" Rou betrat mit erhobenen Kopf die Arena und erkannte lächelnd ihren Applaus an, der alleine schon deswegen lauter war, weil sie wohl sympatischer war. "Der brennende Feuerball ist jedoch ein Ernst zunehmender Gegner" "Trotz seines Namen" ergänzte ich in Gedanken. 

"Möge das Match beginnen!" rief Ein-Auge wie auch vor meinem Kampf. 

Rou richtete ein letztes mal ihren Unterarmschutz, der ihr um einiges zu groß war, da die Uniform ursprünglich ihrem im Krieg gefallen Bruder Zulon gehört hatte. Ich biss mir auf die Lippe. Wir vermissten ihn alle, jeden Tag.

Doch noch bevor Ein-Auge das Horn auch nur an die Lippen gesetzt hatte, ließ der Feuerball eine Flamme aus seiner Hand züngeln, die Rou aus dem Ring warf.

 Ich stöhnte bei der Vorstellung von dem Schmerz den Rou durch diese Verbrennung jetzt erleiden musste. Auch sie war wie Huang gegen eine Holzbande der Tribüne geschleudert worden. Und krümmte sich jetzt im Staub. Ich wollte gerade aufspringen, als mir einfiel, dass ich nicht bei einem Feuerball-Spiel mit den Kindern der Nachbarschaft war. Das Dümmste was ich wohl tun konnte, war ein Wort gegen Li Jack in seinem eigenem Haus zu erheben. Das Publikum grölte vor Empörung über das Foul. Gemeinsam konnten sie es wagen zu protestieren. Eingeschüchtert von diesem Emotionswall verkündetet Ein-Auge die Strafe.

"Erneuter Beginn des Agni-Kai" rief er und besänftigte die Fans. "Es ist immer noch keine gerechte Strafe" dachte ich und verschränkte die Arme. "Wenn sich Rou innerhalb von Zehn Sekunden auf Position begibt" fügte Ein-Auge noch hinzu. Ein Ächzen durchfuhr die Reihen und das Publikum begann aber trotz der Zuneigung kurz darauf von zehn runter zu zählen. 

Bei "Fünf!" wimmerte Rou kurz und drehte sich im Schmutz, aber konnte auf keinen Fall bei "Eins!" wieder auf den Beinen sein, geschweige denn im Ring.

Gebannt richteten alle ihren Blick auf Ein-Auge um sein Urteil abzuwarten. "Bringt sie raus" sagte er schlicht. "Wenn da kein Geld geflossen ist..." murmelte ich verdrossen. Die Liegenträger rappelten sich auf, luden Rou auf die Liege und machten sich mit ihr davon. 

"Ich muss ihr folgen!" dachte ich alarmiert und versuchte die beiden Träger im Auge zu behalten. "Mein Geld!" durchzuckte jedoch kurz danach meinen Kopf. Mir schien es sehr selbstsüchtig Rou erst einmal zurücklassen zu müssen, aber wir teilten den Gewinn und wenigstens um ihren Teiles Willen musste ich ihn abholen. 

Ich sprintete vom Sonnenlicht unberührte Gänge entlang, so schnell konnte. Das Atmen erschien mir schon deutlich schwerer als ich endlich das Mitglied des Orchideendrachen erblickte, dass gelangweilt mit seinem Messer auf dem Tisch herum kratzte und darauf wartete, dass die Gewinner eintrudelten und ihr Preisgeld abholten. Es war ein Junge von kaum fünfzehn Jahren. Kaum zu glauben wie viele verarmte Jungen sich den Drachen anschließen um sich auch endlich mächtig fühlen zu können.  "Was willst du?" sagte er schließlich nachdem er ein Kreuz in den Tisch geritzt hatte. 

Jing's Reise - Buch Eins: LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt