Kapitel 11 - Freiheit

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Ich musste auf dem Holzboden der kleinen Dachkammer eingeschlummert sein. Ich erwachte durch ein schwerfälliges Rumpeln, dass die schmale Treppe hinaufkam. Ich blieb entschieden liegen. Der kühle Wind strich über mich. Die Falltür öffnete sich langsam, ein schwaches Licht drang daraus empor. Rou stieg aus der Öffnung und sah sich gründlich. "Hier hat er geschlafen. Er muss noch genügsamer sein als ich dachte" "Komm wir bringen sie ins Bett. Sie hat den Schlaf redlich verdient. Aber wecke sie nicht!" Ayaka war hinter Rou in die Kammer geklettert. "Sie hat die letzten Tage durchgehend geschlafen, da werden wir sie doch aufwecken dürfen" Die kleine, bläuliche Flamme, die aus ihrer linken Hand wuchs, flackerte ungestüm. Ihr Fuß stieß gegen meine Seite. "Rou!" zischte Ayaka. Sie trat leise neben mich. "Hilf mir sie hoch zu heben" Rou stöhnte und umschlang meine Oberkörper. Ich beschloss weiter bewegungslos zu bleiben. Etwas Anstrengung hatte Rou verdient. Ich spürte wie mein Körper ruckartig nach oben gezogen wurde, spannungslos hing mein Körper in der Mitte durch. Die Beiden verfrachteten mich durch die geöffnete Luke. Den Geräuschen nach zu urteilen schien es ein schwieriges Manöver zu sein. Rou ächzte noch ein paar mal. Irgendwann hatten sie dann den Boden erreicht. "Sie wird schwer" Rou schüttelte mich demonstrativ. "Komm weiter" Ayaka zog ungeduldig an meinen Füßen. "Wie wäre es wenn du es mal mit Luftbändigen versuchst?" "Oh, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Halt mal!" Ich war kein Objekt! Ich spürte wie ich weiter gen Boden sackte und plötzlich in der Luft gehalten wurde. Ayaka hatte einen kleinen Luftwirbel unter mir erschaffen, der mich einen halben Meter über dem Boden hielt. Ich blinzelte kurz. Sie hielt ihre Handflächen starr auf mich gerichtet und ging langsam voran. Sie hatte Angst, dass sie die Kontrolle verlieren könnte. "Das ist doch die beste Art um Schlafende zu transportieren" Rou seufzte selig und verschränkte die Arme. Sie lief langsam neben Ayaka her, die konzentriert den Wirbel erhielt. An diesem Punkt muss ich eingeschlafen sein.

Ich erwachten noch vor den Nonnen. Vögel stießen ihren Ruf in die blasse Bergluft. Nur die Strahlen der Sonne waren am Horizont. Verwundert fragte ich mich warum ich schon wach war. Schlafen nahm ich für gewöhnlich sehr ernst. Rou musste Recht gehabt haben. Ich hatte wirklich ein paar Tage durchgeschlafen. Ich trug noch meinen gelb-roten Overall. Er hatte Falten geschlagen im Schlaf. Mein Körper war völlig ausgekühlt. Ich setzte mich leise auf die feste Matte meines Bettes. Nach ein paar Atemzüge war mein Körper wieder mit Wärme erfüllt. Ich weiß nicht wie lange noch dort gesessen war, aber lange genug um einen Geistesblitz zu erfahren. Ich sprang auf und lief hastig zur Bibliothek. Dort würde es Papier geben. Meine Schritte hallten durch die steinernen Gänge. Ich wusste nur noch schleierhaft wo sich die Bibliothek befand. Ayaka und Makani hatten sie uns bei unserer Führung am ersten Tag gezeigt. Es kam mir vor als wäre es eine Ewigkeit vor.

Ich fand den Raum tatsächlich nur durch Zufall. Die hölzerne Tür stand offen. Müde Frauen hingen dort über dicken Wälzern. Sie schienen die ganzen Nacht dort studiert und gelesen zu haben. Ich zog hastig einen weißen Bogen Papier von einem Stapel und lieh mir eine Schreibfeder und Tinte von einer schlafenden Nonne. Schriftzeichen prangten auf ihrer Stirn, die sie auf ihren Niederschriften gelegt hatte. Ich stürzte hastig zu einem Pult und legte das Papier auf. Ich glättete es mit zwei Metallstangen und begann zu schreiben. Drei Zettel beschriftete ich für meinen Plan. Am längsten saß ich an dem Brief. Ich schrieb lange und ausführlich und bat Kazuko bald herzukommen, wenn es nur irgendwie möglich war. Die zwei anderen Papierstücke, die ich von dem großen Bogen gerissen hatte, beschrieb ich nur hastig und unordentlich. Sobald ich geendet hatte, riss ich die Papiere von dem Pult und pustete um die Tinte zu trocken. "Einen Brieffalken!" dachte ich nun. Ich wusste, dass ein paar hier stationiert waren seit ich hier war. Damit wir dem Feuerlord Bericht erstatten konnten. Mit dem Abfangen hatten wir nicht gerechnet. Ich lief wahllos durch die Gänge um einen Orientierungspunkt zu finden. Bald trat ich an einen Fensterbogen und blickte nach draußen. Sobald ich wieder wusste wo ich mich befand, hastete ich weiter zu den Bisonställen.

Jing's Reise - Buch Eins: LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt