Kapitel 18 - Wege trennen sich

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Kazuko hatte jeden Tag in der Bibliothek verbracht seit er angekommen war. Seine Idee wie ich mein Feuerbändigen zurückbekommen könnte, hatte er immer noch nicht offenbart, aber er starrte stundenlang Karten der Lufttempelinsel und Diagramme der Chakren an.
Ayaka und Makani waren für einige Zeit zum südlichen Lufttempel aufgebrochen. Dort sollten sie den Mönchen helfen antike Schriften zu archivieren und zu deuten. Seitdem trainierte ich alleine. Keade ließ mich immer noch das Fliegen mit dem Gleiter üben. Ich beobachtete die Luftbändiger und ahmte ihr Bewegungen so gut es ging nach, aber noch immer gelang es mir nicht dabei gelassen zu bleiben.
Rou lag mit schwerem Fieber in ihrem Bett seit sie ins kalte, peitschende Meer gestürzt war als wir das Piratenschiff überfallen hatten. Dreimal tägliche wechselte ich das kalte Tuch auf ihrer Stirn und flößte ihr Haferbrei und Suppe ein.
Keade hatte für heute kein Training angeordnet darum beschloss ich Kazuko in der Bibliothek zu besuchen und nach einer Medizin zu suchen, die Rou vielleicht helfen konnte.

"Hast du hier geschlafen?" fragte ich erschrocken, als ich Kazuko erblickte. Er saß im Schneidersitz an einem niedrigem Tisch; ein Knäuel aus Decken neben ihm.

"Ja" Er rieb sich die Augen und zuckte zusammen, als ich ein Tablett vor ihm absetzte. Ich hatte einen Becher Tee und Reissuppe aus der Küche geholt bevor ich zu ihm gekommen war. Vorsichtig setzte ich mich neben ihn.

"Dankeschön" Er gähnte ehe er dem Becher an seine Lippen setzte.

"Hast du Fortschritte gemacht?" fragte ich und ließ meinen Blick über seine Notizen wandern, die die ganze Tischplatte bedeckten. Tintenklekse übersähten den hastig notierten Worte; der Pinsel weichte durch eine halbbeschriebene Seite.

"Nein" sagte er leise. "Ich habe so viele Hinweise und Ideen aber ich kann sie einfach nicht verbinden. All das macht für mich genauso viel Sinn wie es für dich wahrscheinlich macht"

"Du solltest dich ausruhen" sagte ich nur und wich seinem verzweifelten Blick aus.

"Bist du nur gekommen um mir das zu sagen? Ich weiß selbst, dass es mir nicht gut geht, aber es ist wichtig, dass du so bald wie möglich wieder Feuerbändigen kannst. Die Piraten, der Krieg. Das alles hat mehr Tragweite als du ahnst"

"Du kannst mir glauben; ich weiß am Besten wie ernst die Situation ist. Außerdem bin ich hier um ein Medikament für Rou zu finden" Ich stand wieder auf und begann die erste Regalreihe nach einem geeigneten Buch zu suchen.
"Du solltest dich trotzdem ausruhen. Selbst wenn du die Lösung findest, brauchst du danach noch genügend Kraft um sie mir beizubringen"

Er schnaubte, wickelte seine Decke um sich und stand auf. Wortlos verließ er die Räume der Bibliothek.

Ich eilte die niedrigen Stufen hinunter; meinen Gleiter in der rechten Hand. In der Tasche meines gelb roten Overalls steckte eine gefaltete Seite Seidenpapier. In einem Buch über Heilpflanzen der Gebirge hatte ich einen Felssalbei gefunden, der Fieber senken und gereizte Rachen beruhigen sollte. Ich hatte die Zeichnung aus dem Buch auf das durchscheinende Seidenpapier übertragen und hatte mich nach draußen begeben.

Shiro schnaubte und sah mich starr an als ich auf das weitläufige steinerne Podest trat auf dem er schlief. Von hier aus würde ich meinen Flug starten und anschließend die Berglandschaft durchkämmen.

"Wie geht es dir?" fragte ich und rieb mit der Rückseite meiner Hand seinen Nasenrücken. "Du konntest dich hoffentlich mehr ausruhen als Kazuko" Er blinzelte ruhig.

"Aber jetzt muss ich Rou's Medizin finden" Überrascht beobachtete ich wie er sich gemächlich erhob und sich neben mir an der Kante des Podestes positionierte nachdem ich meinen Gleiter entfaltet hatte. Das gelang mir immerhin schon fast perfekt.

Jing's Reise - Buch Eins: LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt