Bereit?

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Ich legte mich ins Bett und sah aus dem Fenster. Ich war verdammt aufgeregt, morgen würde ich sie sehen. All das Warten, es war nicht umsonst gewesen. Ich drehte mich um als Christian sich neben mich legte. Er bestand seit einer Weile darauf das wir in Mom und Dads Ehebett schliefen.

Ich war unendlich froh das er bis jetzt noch nicht mit mir schlafen wollte, aber ich war mir sicher das sich das bald ändern würde. Aber vielleicht, wenn ich erstmal bei Mom war, vielleicht würden wir einen Weg finden um  fliehen zu können.

Ich sah eine Weile zu, wie er in seinem Buch herum blätterte, würde ich ihn der Polizei ausliefern können? Ich war mir nicht sicher. Was er hier tat, war krank, sehr krank, aber er machte es nicht weil er böse war, er brauchte einfach Hilfe und er tat mir leid. Manchmal war er einfach wie ein kleiner Junge.

Er bemerkte wohl das ich ihn anstarrte und legte sein Buch weg. Er war anders, er wirkte schlecht gelaunt und machte missmutig die kleine Lampe neben dem Bett aus. Ich konnte ihn jetzt nur noch durch den Schein des Mondes, was durch die Vorhänge ins Zimmer fiel, erkennen. 

,,Gute Nacht" sagte er knapp, normalerweise bestand er auf einen Kuss und ich sollte mich in seinen Arm legen, jetzt tat er so als wären wir ein altes Ehepaar was die besten Zeiten hinter sich hatte, und das obwohl wir eigentlich nicht mal zusammen waren.Eigentlich.

,,Christian, ich wollte mich nochmal bedanken, ich freue mich so sie morgen zu sehen weißt du?" Ich legte meine Hand auf seinen Arm und er sah mich an. Als er nichts sagte fuhr ich fort ,, ich weiß das es bestimmt nicht leicht für dich sein wird und du angst hast das etwas passieren könnte, aber es wird alles gut okay?" ,,Was sollte denn passieren? Du wirst sie kurz sehen und dann gehen wir wieder, du wirst nicht mit ihnen reden, das geht nicht."

Ich sah ihn enttäuscht an, aber ich wusste das er wütend werden würde, wenn ich jetzt nicht meinen Mund halte, und ein wütender Christian, war nicht das was ich wollte. Außerdem würde sich morgen vielleicht von selbst die Gelegenheit ergeben, doch mit ihnen zu sprechen.

Ich beugte mich vor und küsste seine Wange ,, Gute Nacht, und danke."  Ich konnte nichts dafür, aber er tat mir verdammt leid, er hatte vermutlich riesige angst mich zu verlieren, denn er hatte keine richtige Familie mehr, das war mir klar. Ich hatte das Bedürfnis ihn wenigstens etwas zu trösten, aber ich brachte es nicht über mich, mehr zu tun als seine Hand zu nehmen.

Er drückte meine leicht und kurz darauf musste ich dann auch schon eingeschlafen sein, denn als ich das nächste mal die Augen öffnete, schienen Sonnenstrahlen ins Zimmer. Ich setzte mich auf, ich war allein, auch gut. Ich ging ins Bad und duschte schnell, dann zog ich mir ein Kleid an, Christian hatte es mir gekauft und er mochte es, wenn ich Kleider trug. Ich wollte ihn vorsichtshalber Positiv stimmen. Dann föhnte ich meine Haare und band sie mir zu einem Zopf.

Ich hüpfte die Treppe runter und ging aufgeregt in die Küche wo er saß und die Zeitung durch blätterte. Er lächelte leicht, immer noch nicht wie sonst, aber immerhin.,, Guten Morgen, hübsch siehst du aus." er sah mich einen Moment an, ich würde sagen wir bringen es jetzt gleich hinter uns.

Ich nickte nur und folgte ihm in die Garage, ich stieg in den Schwarzen Wagen und schnallte mich an, es konnte mir nicht schnell genug gehen. Das Garagentor öffnete sich und er fuhr rückwärts heraus. Die ganze Fahrt über redeten wir nicht, aber es war mir egal, ich verlor schon bald den überblick und wusste nicht mehr wo wir waren. 

Wir fuhren eine dreiviertel Stunde bis er vor einem leicht verrotteten Haus standen. ,, Warte." befahl er mir, er wirkte nervös. Er stieg aus, ging um das Auto herum, und öffnete mir die Tür. ,, Benimm dich aber" er sah mich streng an und nahm meine Hand. ,, Wessen Haus ist das? " Ich sah ihn an während wir auf die Haustür zu gingen. ,, Es gehörte mal meinen Eltern, und jetzt sei bitte still."  Ich verdrehte die Augen, warum so freundlich.  

Im Haus war es kühl und dunkel, ich sah mich um, doch er zog mich weiter. Er öffnete eine dunkle Tür und eine Treppe kam dahinter zum Vorschein, es war verdammt dunkel. Sie lebten im Keller? Dieser Mistkerl hielt sie im Keller gefangen?! ,, bereit?" fragte er leise, ich nickte und wir stiegen die Stufen runter. Das Licht ging an und ich sah in die Augen meiner Mom...

Du entkommst mir nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt