Stiller Beobachter

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„Wer wird alles auf uns warten?", fragte ich, nachdem wir wieder oben an der Schlucht waren, wo Lucy Aslan gesehen hatten. Nur diesmal waren wir schon auf der anderen Seite. Wir hatten einen Weg gefunden, Lucy hatte ihn vielleicht doch gesehen. Wer von uns konnte das schon mit Sicherheit sagen? „Prinz Kaspian" „Prinz wer?" „Er ist ein Telmarer, er hat in das Horn geblasen. Seinetwegen seid ihr hier", berichtete er uns. Das hätte er auch früher sagen können. „Wieso hat er das getan? Ich dachte die Telmarer hassen die Narnianer", äußerte Lucy laut. „Er ist vor seinem Onkel geflohen, mehr weiß auch nicht. Ich wurde geschnappt, schon vergessen?".

Wir antworteten darauf nicht, sondern gingen einfach weiter. Bis wir auf einmal Zentauren sahen, die durch den Wald liefen. Lucy war bereits vorgelaufen und gab einen erstickten Schrei vor sich, bevor ich bei ihr war und ihr den Mund zu halten konnte. Ohne weiter zu überlegen schlich ich mich von Hinten an den Zentauren an, doch plötzlich sprang jemand anders von der Seite zwischen uns und ein heftiger Kampf brach zwischen dem jungen Mann und mir aus.

- Unbekannte Sicht -

Es war leicht gewesen sie zu finden, doch Mutter alleine zurückzulassen war vielleicht nicht sehr klug gewesen. Dennoch würde sie sich freuen die anderen wiederzusehen. Mit einem Hauch von Genugtuung beobachtete ich von meiner Position aus, wie der Blonde den Schwarzhaarigen entwaffnete. Doch das hatte nichts zu bedeuten, Mutter sagte immer, dass ein Mann ohne Waffe genauso gefährlich sein kann, wie einer mit Waffe. Und sie musste wissen von was sie sprach, niemals hatte ich jemanden gesehen, der so wie sie kämpfte. Es war wirklich kein Wunder das man sie die Überlebende nannte.

Er ging nun auf den Unbewaffneten los, doch dieser duckte sich und das Schwert des Hochkönigs blieb im Stamm des großen Baumes stecken. Was für ein Anblick, er schien ein bisschen eingerostet zu sein, aber anders als Mutter und ich, hatte er keinen 1000jährigen Krieg miterlebt. Ich hatte immer gewusst, dass er irgendwann zurückkommen würde, allerdings hatte ich nicht erwartet, dass es so lange dauern würde und dass er so Jung war.

Prinz Kaspian trat ihm dann in den Magen und versuchte nun selbst das Schwert hinauszuziehen, was ihm jedoch kläglich misslang. Er hatte wirklich noch viel zu lernen und warum Mutter ihn damals nicht getötet hatte, war mir ein Rätsel. Wir hatten ihn gesehen, wie er auf dem Pferd floh und doch hatte sie mich davon abgehalten etwas zu tun. Sie musste etwas in ihm gesehen habe, aber was, das wusste ich ebenfalls nicht. Mit der Zeit war sie immer verschlossener geworden und kryptischer. Selbst ihr sorgenloses Lächeln, hatte ich seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen.

„STOPP!", schrie ein kleines Mädchen – Lucy, die Tapfere. Schon komisch wenn man älter war als sein eigene Tante. Mein Vater ließ den Stein fallen, mit dem er eben noch Prinz Kaspian erschlagen wollte. Die kleine Königin jedoch schaute sich ängstlich um. „Prinz Kaspian?", fragte mein Vater dann. Während dessen waren die Narnianer zu ihnen gestoßen und hatten ihre Waffen gezogen. „Und wer bist du?", fragte der Prinz dann sehr arrogant. Hoffentlich hatte Mutter recht mit dem was sie in dem jungen Prinzen gesehen hatte. 

„PETER!", schrie dann jemand anders und eine junge Frau, ein weitere Junge und ein kleiner Zwerg tauchten hinter meiner Tante Lucy auf. Susan und Edmund, meine andere Tante und mein Onkel. Es war unglaublich sie zu sehen, ich kannte sie allen nur von Bildern, Gemälden die damals noch in Cair Paravel hingen, später nur noch von Erzählungen meiner Mutter.

„Hochkönig Peter", stellte der Prinz dann fest, woraufhin meiner Vater sagte: „Ich glaube du hast uns gerufen". Er hatte blaue Augen, blondes Haar ... wie Mutter mich all die Jahre lang ansehen konnte war mir schleierhaft. Ich sah Vater sehr ähnlich, es musste sie jedes Mal geschmerzt haben. „Ihr seid nicht das, was ich erwartet habe" „Wir können auch wiedergehen", sagte mein Vater, doch es trat schnell eine kleine Maus vor: „Wir haben eure Ankunft erwartet, eure Majestät". Die Maus verbeugte sich tief, während die andere Narnianer ihre Köpfe neigten. „Oh Gott, er ist total süß", hörte ich Lucy zu Tante Susan flüstern. Daraufhin drehte sich die Maus um und fuchtelte mit ihrem kleinen Schwert umher: „Wer hat das gesagt?". Mutter würde diesen kleinen Krieger lieben, da war ich mir sicher.

„Ehm ... ich war das", gab Tante Lucy leise zu. „Oh, eure Majestät, mit dem größtes Respekt, ich bin ein Krieger und ich bin nicht süß", erklärte er ihr. Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit, als ich sah wie sie alle miteinander interagierten. Auf den Reisen trafen Mutter und ich nur selten andere Narnianer, immerhin gab es nicht mehr viele von ihnen. 

Ich folgte ihnen noch ein Stück, bis ich merkte dass sie zum Steinerenden Tisch gingen. Jades war dort, deshalb war es besser wenn ich Mutter Bescheid gab. „Das wird ärger geben", flüsterte ich zu mir selbst, als ich schon auf dem Rückweg war. „Oh ja das wird es, Eljias", sprach meiner Mutter, die an einem Baum gelehnt war und mich streng ansah. Es war wirklich egal wie alt ich wurde, ein Blick von ihr und ich fühlte mich wie der kleine Junge, der damals den Thron von Vater umgeworfen hatte.

„Mutter, ich ..." „Du in der Nacht einfach verschwunden, ich hoffe für dich es hat sich gelohnt" „Das hat es", sagte ich schnell und lächelte sie an. „Ich hab Vater und die anderen gesehen", berichtete ich ihr und direkt verschloss sich ihr Gesicht. „Eljias ..." „Glaub mir doch, er war da. Er hat gegen Kaspian gekämpft und sie sind jetzt beim Steinerenden Tisch, Mutter. Wir sollten ach da hin, wir ... Jades ist da, wer weiß was passieren könnte", versuchte ich auf sie einzureden. „Der Tag ist noch nicht gekommen, mein Prinz", sprach sie nur und ich wusste, jedes weitere Wort war zwecklos, gegen sie kam ich nicht an.

„Du wirst wieder glücklich sein, Mutter", flüsterte ich leise, als sie in das kleine Zelt ging. Ich schwor es, sie würde wieder lachen und glücklich sein. Auch wenn ich sie mit Vater gehen lassen müsste, in seine Welt. Ich würde es tun, wenn ich sie noch einmal lächeln sehen könnte.

The Legend Of The High Queen And Her SonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt