Die Angst vor der Zukunft

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- am Abend -

Ich genoss die Stille, die Narnia am Abend lieferte. Es erinnerte mich an früher, als es noch friedlich war. Diese Zeit vermisste ich, mehr als mir lieb war. „Früher habe ich dich auch immer abends so vorgefunden", hörte ich Peter sagen, der hinter mich trat. Meine Augen fielen kurz zu bei seiner Stimme, er hatte so Recht. Ich hatte immer abends auf dem Balkon verbracht und hinabgeschaut auf Narnia. Auf das Meer, auf die Wälder, den Strand, einfach auf das Königreich, dass sie vor mir erstreckt hatte. Doch von dieser Schönheit war nicht mehr viel übrig. „Und noch immer, weiß ich nicht, was du hier siehst", lachte er und ich spürte die Wärme die von seinem Körper ausging. Kurz darauf legte Peter seine Hände an meine Hüften und ich lehnte mich reflexartig nach hinten, direkt gegen seinen Körper.

„Ich hab dich vermisst", flüsterte ich und legte meinen Kopf in den Nacken, so dass er gegen Peters Schulter ruhte. „Und ich dich ... bei mir war es nur das eine Jahr, doch du ..." „Jetzt bist du hier", unterbrach ich ihn und genoss das Gefühl von seinen Armen dich sich fester um meine Mitte schlossen. Einfach dieses Gefühl wieder zu haben, dass er bei mir war, dass ich nicht mehr alleine mit allem war ... doch, doch was würde passieren, wenn wir die Telmarer besiegen? Meine Welt war hier und Peters war in England.

„An was denkst du?", wollte er wissen und auch nachdem wir getrennt waren, wusste er noch immer wenn mich etwas bedrückte. „Ich denke daran was wird, wenn dieser Krieg vorbei ist." „Dann werden wir zusammen sein", sagte er direkt. „Du sagst das so leicht, aber können wir da sicher sein, Peter? Das hier, Narnia, das ist meine Welt und nicht deine. Dein Zuhause ist England", erinnerte ich ihn und drehte mich zu ihm um. Seine breiten Hände lagen nun auf meinem Rücken, während ich meine gegen seine Brust drückte. Nicht feste, nur um ein wenig Abstand zwischen uns zu schaffen, damit ich ihm in die blauen Augen sehen konnte.

„Amara ...", begann Peter, doch ich schüttelte den Kopf. Es war nicht möglich, dass er mich mit seinen Worten beruhigte oder davon überzeugte, dass wir das alles irgendwie schaffen würden. „Meine Welt ist, wo du bist", sagte er trotzdem und legte mir seine Hände ums Gesicht, nachdem ich dieses gesenkt hatte. So schön seine Worte auch waren, ich ahnte in meinem Inneren das man uns wieder auseinander reißen würde. „Ich werde nicht gehen! Noch einmal werde ich dich nicht verlassen, Amara", versicherte er mir, hob mein Gesicht an und drückte seine Lippen leicht auf meine. „Ich liebe dich und ich werde nicht zulassen, dass man uns noch einmal trennt." „Du kannst das nicht beeinflussen, Peter. Ich kenne die Regeln ...", flüsterte ich und wandte mich von ihm ab.


Meine Füße trugen mich einige Meter von meinem Ehemann weg, der am Felsvorsprung stehen blieb und mir hinterherschaute. Jahrelang hatte ich gehofft ihn wiederzusehen und jetzt wo ich ihn wieder hatte, war ich mir nicht einmal sicher ob ich ihn in Narnia halten konnte. Vater hatte immer gesagt, dass alles ein Ende hatte und dass Adams Kinder und Evas Töchter über Kurz oder Lang immer den Weg in ihre Welt zurückfinden werden.

„Die Regeln spielen für uns keine Rolle, Amara. Die Prophezeiung ..." „Die Prophezeiung wurde schon lange erfüllt", unterbrach ich ihn und blieb abrupt stehen. „Wir waren Seite an Seite, verheiratete und haben Frieden über Narnia gebracht und ich habe dir auch das Letzte geschenkt, was gefehlt hat zum Frieden! Einen Sohn, einen Kronprinzen. Deinen Erben!", entkamen mir die Worte von selbst, während mein Blick auf den dunklen Himmel gerichtet war. Wie oft hatte ich hinauf gesehen und zu meinem Vater gebetet? „Ohne dich kann nicht leben ... nicht mehr, Peter. Wenn du diesmal zurückgehst in deine Welt, werde ich einen Weg finden, diese Welt zu verlassen. Vielleicht kehre ich zurück in das Land meines Vaters ... aber so wie in den letzten 1000 Jahren kann ich nicht weiter machen." „Was meinst du? Amara, du redest doch nicht davon aufzugeben, oder? Dich ..." „Ich würde mich niemals umbringen. Es würde Eljias das Herz zerreißen, aber er ist so weit. Ich hab ihm alles beigebracht was ich weiß und er wird ein guter König werden. Er wird mich nicht mehr brauchen", erklärte ich und spürte die einzelne Träne die mir über die Wange lief.


Gefangen in meiner Angst für die kommende Zukunft, hatte ich nicht gemerkt, wie Peter wieder hinter mich getreten war und mich an den Armen packte. Kurzerhand hatte er mich zu sich umgedreht und zwang mich ihm ins Gesicht zu sehen. „Niemand, Amara, niemand wird uns trennen!", sagte er eindringlich und schüttelte mich etwas, drückte mir leicht das Blut ab, mit seinem festen Griff an meinen Oberarmen. „Wenn es dazu kommen sollte, dass ich gezwungen bin zu gehen, Amara dann ..." „Dann nimmst du mich mit?", fragte ich leise mit einem Lächeln. „Wenn das geht." „Ich weiß nicht, Vater hat nie darüber gesprochen was passieren würde, wenn ich Narnia verlasse", überlegte ich.

Aber konnte ich Narnia hinter mir lassen? Peters Welt war anders, als Narnia so viel wusste ich. Doch für Peter würde ich es tun, ich würde mit ihm gehen, wenn wir keine andere Wahl hätten. Eljias ... er würde hier bleiben wollen und müssen. Konnte ich mein Kind alleine lassen? „Es ist mir egal wo wir sind, Amara. In Narnia, England oder in einer anderen Welt. Ich werde dafür kämpfen das wir zusammen sein können, auch wenn ich es mit Aslan persönlich aufnehmen muss." „Was ist mit Eljias? Er ..." „Er wird hier bleiben wollen, oder?!", fragte er. „Ja. Er ist Kronprinz und das nimmt er sehr ernst. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Eljias hier bleiben wird, falls wir gehen", nickte ich auf Peters Frage hin.

Es zerriss mir das Herz! Ich wollte mit Peter zusammen sein, endlich die Zeit aufholen die ich nicht mit ihm hatte. Doch wollte ich auch meinen Sohn nicht zurücklassen! „Es ist noch nichts entschieden, wenn es so weit ist und wir eine Entscheidung fällen müssen, werden wir mit ihm reden. Doch jetzt sollten wir uns zu Bett legen, morgen wird ... ein anstrengender Tag werden", sprach Peter ruhig und zog mich Richtung Höhleneingang. „Du wirst hoffentlich nicht verlieren, Peter." „Danke für dein Vertrauen in meine Fähigkeiten", lachte er leise, während ich meine Arme um seinen linken schlang. „Ich war schon immer besser als du, wenn es ums Kämpfen ging. Also stirb nicht, jetzt wo ich dich wieder habe", lächelte ich zu ihm hoch. „Werde ich nicht." „Dann komm, legen wir uns zu Bett", flüsterte ich und hatte andere Dinge im Kopf als jetzt zu schlafen.

The Legend Of The High Queen And Her SonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt