Das Erwachen der Nachkommen

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- Amaras Sicht -

Hoffnung ... ich hatte Hoffnung schon lange aufgeben und doch hatte Eljias mir gerade gesagt, dass er ihn gesehen hat - Peter! Peter ... für mich waren so viele Jahre vergangen in denen ich ihn nicht gesehen habe und jetzt war er greifend nah, wenn ich meinen Sohn Glauben schenken konnte. Immerhin kannte Eljias seinen Vater nicht, nur von meinen Erzählungen und Gemälden, die damals noch in Cair Paravel hangen. „Werden wir zu ihnen gehen, Mutter?", fragte er mich, als ich mich auf das Pferd schwing. „Noch nicht, wir müssen die anderen Narnianer aufwecken. Die Bäume und alles andere, wir werden sie brauchen ..." „Für einen Krieg? Glaubst du Vater wird mit den anderen gegen die Telmarer und diesen Miraz kämpfen?", wollte er wissen. „Gut möglich", antwortete ich und wartete, dass auch er sich auf sein Pferd setzte.


Wir ritten Richtung Küste, dort gab es einen geheimen Eingang, ganz in der Nähe von Cair Paravel und viele Narnianer hatten sich dort versteckt, ihre Nachkommen waren wahrscheinlich noch da und wenn mein Gefühl mich nicht täuschte, werden wir jeden Einzelnen von ihnen brauchen. Aber etwas anderes machte mir noch mehr Angst ... Jades ... sie war da, direkt beim Steinernen Tisch und nur ein Tropfen Blut würde reichen und sie würde zum Leben erwachen. Sie würde noch mächtiger werden als sie ohnehin schon war. „Wenn du nur hier wärst, Vater", murmelte ich leise, als wir durch die Wälder ritten.

„Hast du was gesagt, Mutter?", fragte Eljias mich über den Wind hinweg. „Nein, beeilen wir uns. Viel Zeit wird uns nicht bleiben", rief ich zurück und trieb meinen weißen Schimmel noch mehr an. „Mutter!", hörte ich meinen Sohn rufen, als ich über einen Baumstamm sprang und hinter den nächsten Büschen verschwand. Ich machte mir keine großen Gedanken ob er mir folgen würde, er war fast genauso alt wie ich und schon lange kein kleiner Junge mehr, er wusste wo wir hin wollten und konnte auf sich selbst aufpassen.

Lange musste ich auch gar nicht warten, da rauschte das schwarze Pferd meines Sohnes von der Seite auf mich zu und mit einem breiten Grinsen überholte er mich. Er schaffte es wirklich immer wieder, dass ich auch in diesen Zeiten lächelte. Allerdings war mir klar, dass mein Lächeln nie meine Augen erreichte.

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Es war später Abend und dunkel, nur wenige Sterne waren hoch am Himmel zu erkennen und nur ein Hauch des Mondes erleuchtete die kleine Lichtung, auf der Eljias und ich uns niedergelassen haben. Er schlief bereits, genau wie unsere Pferde. Meine Wenigkeit jedoch saß noch immer am Feuer. Ich fühlte mich ein bisschen wie damals, als ich kurz davor war Peter das erste Mal zu treffen. Tief in mir, wusste ich schon lange, dass ich ihn bald wiedersehen würde. Aber ich wollte es mir nie eingestehen.

Es wird komisch sein ihn nach so vielen Jahren wieder zu sehen. „Mum?", hörte ich Eljias auf einmal fragen, anscheinend schlief er doch noch nicht. „Ja." „Wird er wiedergehen, wenn alles vorbei ist?", wollte er wissen und mir sofort bewusst auf was er ansprach. Doch ich wusste es nicht! Meine Welt war hier, hier war ich aufgewachsen, genau wie Eljias. Allerdings war Peters Welt eine andere, eine Welt von der ich nichts wusste und mit der ich nichts anfangen konnte.

„Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht, mein Prinz", gestand ich ihm ehrlich. „Weil er nicht aus dieser Welt kommt", wiederholte er meinen eigenen Gedanken. Wir verstanden uns nach all den Jahren so gut, dass wir schon mehr als nur Mutter und Sohn waren. Wir waren enge Vertraute, die einzige Konstante im Leben des anderen. „Ich hoffe er bleibt", hörte ich ihn noch flüstern, ehe er sich umdrehte und wahrscheinlich einschlief.


Meine Gedanken umkreisten alles Mögliche und daher war auch kein Platz für Schlaf in dieser Nacht. Nicht das mir Schlafen sonst leichter viel, ganz im Gegenteil, wirklich durchschlafen und vor allem friedlich war ein Fremdwort für mich geworden. In den ganzen Jahren an Peters Seite, als Frau, als Königin und in seinem Bette, war es mir fremd alleine zu schlafen. Ich vermisste die Wärme die sein Körper mir nachts spenden konnte und wie er mich nach einem langen Tag in die Arme zog, wie er morgens meine Schulter und meinen Nacken küsste und seine warmen Hände über meinen Körper wandern ließ.

The Legend Of The High Queen And Her SonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt