Dimitry (überarbeitet )

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In dieser Nacht konnte ich ruhig schlafen. Reahs Aura beruhigte mich ungemein. Allerdings schlief ich nicht sehr lange. Gegen neun Uhr war ich plötzlich hellwach und fit, doch wirklich Lust aufzustehen hatte ich nicht. Vorsichtig drehte ich mich so, dass ich die Frau neben mir erblicken konnte. Sie schlief noch immer seelenruhig, mittlerweile sah sie auch schon wieder besser aus. Ihre Gesichtsfarbe war nicht mehr so blass wie gestern Abend und ihr Gesichtszüge wirkten entspannt und nicht erschöpft. Es beruhigte mich sie so zu sehen, so stressfrei und entspannt. Als sie sich dann noch tiefer in meine Kissen kuschelte und zufrieden seufzte musste ich unwillkürlich lächeln. Zum jetzigen Zeitpunkt könnte ein Außenstehender denken wir wären ein Pärchen und würden gemeinsam unseren Weg gehen, Seite an Seite und Nichts und Niemand könnte uns aufhalten oder trennen. Doch die Geschehnisse hinter diesem Bild waren viel erschreckender, viel hässlicher. Das einzige was uns verband war unsere Arbeit und damit ebenfalls unsere gemeinsame Mission. Außerdem konnte sie mich auf den Tod nicht ausstehen. Normalerweise stand ich über sowas drüber aber bei ihr konnte ich das nicht. Es traf mich hart, dass sie mich so sehr verabscheute. Als sie meine Verletzung geheilt hatte tat sie das nur weil ich sie vorher auch beschützt hatte. Sie wollte lediglich nicht in meiner Schuld stehen. Was sollte ich auch von anderen Engeln erwarten. Ich war derjenige der an vielem schuld war. Mich würde niemand vermissen wenn ich sterben würde und so viel ich mitbekommen hatte hegten viele Ratsmitglieder den Wunsch mich sterben zu sehen, damit man mich endlich ersetzten konnte. Meinem Sitz im Rat besaß ich nur, weil ich im Engelskrieg eine entscheidende Rolle gespielt hatte und die Aufsicht über die Schutzengel von L.A hatte. Die Stadt der Engel war ein Dreh- und Angelpunkt im System und dazu kam noch die hohe Kriminalitätsrate durch die Bewohner der Unterwelt. Ganz in meinen Gedanken versunken bemerkte ich zuerst nicht wie Reah sich an mich gekuschelt hatte. Es entwich ihr ein glückliches Seufzen und ihre Wärme lies mich aus meinen Gedanken hochschrecken. Ich spürte wie sich mein Herzschlag verschnellerte. Wieder legte sich ein sanftes Lächeln auf meine Lippen. Diese Frau war unmöglich. Sie hasste mich aber dennoch suchte sie im Schlaf meine Nähe. Auf eine gewisse Art machte mich das glücklich, doch ich sollte nicht noch mehr Zeit vertrödeln und weiter im Bett liegen. Schweren Herzens schob ich Reah sanft von mir, um dann lautlos aufzustehen und aus dem Schlafzimmer zu verschwinden. Mein erstes Ziel war das Bad. Dort machte ich mich erstmal frisch, danach ging ich in die Küche. Ein gutes Frühstück war wichtig für einen Arbeitstag wie diesen. Wir hatte viel zu tun. In nächster Zeit würden wir kaum Gelegenheiten bekommen uns auszuruhen, deswegen waren mache Gewohnheiten oder Rituale wichtig um unsere Motivation, auch wenn sie nicht besonders groß war aufgrund unserer Beziehung, so hoch wie möglich zu halten. Zum Frühstück servierte ich Brötchen, Rührei, Wurst plus Käse und verschiedene Brotaufstriche von herzhaft bis süß. Gerade als Kaffee und Tee auf dem Tisch standen hörte ich Schritte hinter mir. Ich drehte mich lächelnd um. Reah kam in die Küche geschlurft. Sie sah noch ganz verschlafen aus. Ihre Haare waren völlig zerzaust und ihre Kleidung zerknittert. „Morgen.", sagte ich fröhlich. Sie hingegen zog eine Augenbraue hoch und sah mich abwartend an. „Du bist gestern nachdem du mich geheilt hattest ohnmächtig geworden. Ich hab dich mit zu mir genommen und jetzt hab ich gerade Frühstück gemacht. Setz dich doch bitte hin. Ich habe für dich mit gedeckt.", nach meiner Antwort sah sie mich noch skeptischer als zuvor an, doch sie setzte sich schließlich hin. Glücklich nahm ich ebenfalls platz. Wir begannen mit dem Frühstück und nach einer Zeit hörte ich wie Reah leise stöhnte. Ich sah von meinem Brötchen rüber zu ihr und grinste leicht. „Schmeckt es der Dame?", fragte ich leicht belustigt und sie sah ertappt weg, nickt jedoch. „Ich hätte nie vermutet das sie so gut kochen können..." murmelte sie nach einer Weile und war dabei leicht rot im Gesicht. Ich hingegen hob nur eine Braue und sah sie ungläubig an. „Kochen? Das ist doch nur Rührei mit Tomaten und ein wenig Speck drin. Das kann doch wohl jeder.", daraufhin erwiderte sie nichts mehr sondern aß schweigend weiter. Nach dem Frühstück half sie mir sogar beim Abräumen des Tisches, ob wohl ich sie gebeten hatte sitzen zu bleiben. „Nun gut ich werde mich dann auf den Weg nach Hause machen. Ich bedanke mich dafür, dass sie mich in meiner Verfassung mitgenommen haben, natürlich muss ich mich auch für das gute Frühstück bedanken.", sie verbeugte sich leicht. „Schon gut, jedoch sollten wir vielleicht noch ein Paar Kleinigkeiten besprechen. Zum Beispiel wann wir uns genau treffen, außerdem sollte wir vielleicht nochmal in den Akten nachsehen. Das kann ich übernehmen. Ich hatte sowieso vor nochmal ins Archiv zu gehen. Das wird zwar erst morgen möglich sein aber das müsste genügen, wenn ich das vor dem vorgesehenen Treffen mache.", Reah nickte nur. „Ich hatte angedacht, dass wir uns Morgen nach Sonnenuntergang wieder im Saal treffen. Dieses Mal sollten wir dann aber darauf achten, dass jenes Treffen nicht so ausartet wie gestern. Sonst kommen wir nämlich zu keinem Ergebnis. Jetzt war es an mir zu nicken, doch es mischte sich noch ein Grinsen mit hinein. „Ach und du hast es nicht genossen in meinen Armen zu schlafen?", fragte ich neckend und sie riss die Augen weit auf. „I-Ich....sie lagen neben mir im Bett?", fragte sie dann schockiert. „Wo den sonst? Ich besitze kein Gästezimmer oder eine Schlafcouch. Ich muss auch noch hinzufügen, dass du dich im Schlaf an mich gekuschelt hast. Also kann es sich ja gar nicht so schlecht angefühlt haben in meinen Armen zu liegen.", ich neckte sie weiter. Mit hoch rotem Gesicht sah sie weg. „Es ist doch wohl klar, das wenn mir kalt ist und ich eine Wärmequelle neben mir liegen spüre, mein Körper sich instinktiv im Schlaf an die Wärmequelle schmiegt oder?", bei ihrer Bemerkung, die eine halbe Frage war musste ich lachen. Laut. Lachen. Dafür erntete ich zwar einen bösen Blick aber das nahm ich gerne auf mich. „Das ist nicht witzig!", schnaubte sie verächtlich und nur mit viel Selbstbeherrschung konnte ich mein Lachen unterbinden. „Nun gut also morgen nach Sonnenuntergang im Saal, richtig?", fragte ich zur Sicherheit nach und unterdrückte immer noch den Impuls zu lachen. Reah nickte. „Gut ich denke jetzt ist alles geklärt. Also kann ich ja gehen oder?", sie sah mich ernst an. Eigentlich wollte ich nicht dass sie ging aber einen Grund sie hier zu behalten hatte ich auch nicht. Schweren Herzens stimmte ich ihr zu, woraufhin sie sich ihre Tasche schnappte und verschwand. Jetzt hieß es für mich also zum Ratssitz fliegen und anfangen zu arbeiten. Ich machte mich völlig lustlos auf den Weg, um mich dann an den Schreibtisch zu setzen und meiner Arbeit nach zu gehen.

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