Kapitel 3 - Das Abendessen

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Astrid lief über den großen Platz, ihr Drache Sturmpfeil trabte gemächlich hinter ihr her. Die beiden kamen zur Sekunde von ihrem allabendlichen Rundflug zurück und waren gerade auf den Weg in die große Halle, um zu abend zu essen, als vor ihnen ein Drache landete. Es war Ohnezahn, welcher Hicks, sowie Jason auf dem Rücken trug.
,,...und dann kam ich am nächsten Tag wieder und verkaufte den beiden Trotteln die ganze Ladung von mir geklauten Fisch zurück und das zum doppelten Preis."
Hicks prustete los, während Jason mit seiner Geschichte fortfuhr. ,,Und der eine kam noch auf mich zu und meinte: 'Ja vielen Dank, du kommst genau richtig, gestern hat nämlich jemand unseren ganzen Fisch geklaut.' Ich meinte dann nur so ganz entsetzt: 'Was? Wer macht denn sowas? Nur gut das ihr mich habt Jungs'." Hicks musste sich inzwischen an Ohnezahns Sattel festhalten, um nicht runterzufallen, so sehr musste er lachen. Auch Jason stimmte nun in das Lachen ein.
'Jungs können in diesem Alter manchmal wirklich anstrengend sein', dachte Astrid sich nur. Aber wenigstens lenkte Jason Hicks von Viggo ab und den Gedanken um das Drachenauge und das war schonmal etwas Positives.
,,Wirklich diese Drachenjäger sind alle echt so doof wie sie aussehen.", hörte Astrid Jason mit glucksender Stimme sagen. Hicks der inzwischen einen leichten Schluckauf hatte, beruhigte sich von dem Lachanfall.
,,Nein nicht alle", sagte er und wandte sich zu Jason um. ,,Viggo ist alles, aber dumm ist er nicht."
'Na super zu früh gefreut Astrid. Hat nicht geklappt mit der angeblichem Ablenkung,' dachte sich die junge Wikingerin im Stillen.
,,Er ist gerissen wie kein anderer und zu allem bereit. Seine Pläne sind bis ins kleinste Detail ausgetüftelt", fuhr Hicks fort. Seine Stimme hatte wieder diesen verzweifelten Tonfall angenommen, den Astrid so hasste. Sie wollte, dass Hicks glücklich war. Nur so könnten die beiden eine Zukunft haben. Doch was sollte sie machen wenn sie nicht einmal wusste, ob es dank Viggo noch ein morgen gäbe?
,,Und ich hab ihn immer noch nicht besiegt." Um den traurigen Blick aus Hicks Gesicht zu bekommen wandte Astrid sich an die beiden Jungs: ,,Hey ihr beiden. Jetzt ist aber erstmal genug von dem Gerede über Viggo. Was habt ihr die ganze Zeit gemacht?" Jason der ebenfalls erpicht darauf schien das Thema Drachenjäger vorerst fallen zu lassen, antwortete begeistert: ,,Hicks hat mir die ganze Insel gezeigt. Wir haben Rundflüge gemacht und sind mit Ohnezahn ein paar Tricks geflogen"
,,Ja ich hab ihn ein paar einfache Manöver gezeigt.",erklärte Hicks Astrid. Trotz das es nur ein paar einfache Übungen waren, die sie geflogen waren, konnte Astrid das Funkeln in seinen Augen bei Erwähnung dieser sehen.
,,Na dann hattet ihr anscheinend eine Menge Spaß. Lasst und in die große Halle zum Abendessen gehen."
Hicks und Jason stimmten der blonden Wikingerin zu und zu dritt betraten sie die große Halle. Immer wenn Händler Johann da war, war in der großen Halle viel los beim gemeinsamen Essen. Denn so erfuhr ganz Berk was in der Welt los war. Die drei setzten sich etwas weiter hinten an einen Tisch, möglichst weit von Johann entfernt. Denn der war schließlich für seine ellenlangen Geschichten bekannt, mit denen er Wikingern Stunden ihrer Zeit rauben konnte, wenn er ersteinmal losgelegt hatte.
Und das wollten die drei heute Abend vermeiden. Sie aßen und tranken etwas und nach ein paar Minuten kamen die restlichen Drachenreiter in die große Halle und liefen schnurstracks auf den Tisch zu, an dem ihre Freunde und Jason saßen.
,,Hey Leute!", begrüßte sie Fischbein fröhlich.
,,Na dann erzähl uns jetzt mal etwas mehr über dich Jason. Ich bin neugierig." Mit diesen Worten ließ sich Rotzbakke auf die Bank neben Jason fallen, nahm sich eine Hühnerkeule und schaute ihn gespannt an. Die anderen ließen sich ebenfalls nieder und Jason begann zu erzählen...
Er erählte wie er aufgewachsen war, beschrieb sein Dorf, erzählte von seiner Familie und was er damals alles mir seinen Freunden unternommen hatte.

Irgendwann driftete Hicks mit seinen Gedanken ab. Sie schweiften zu Astrid. Ihm fiel wieder auf, wie wunderschön sie doch war. Wie sie da im sanften Kerzenlicht saß und den Erzählungen von Jason lauschte, sah sie für den jungen Wikinger aus wie eine Göttin. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn er gleich anfangen würde zu sabbern. Als Hicks das bewusst wurde, schüttelte er seinen Kopf einmal kurz, als wollte er einen Zauber abschütteln. Ihm wurde nun mal wieder deutlich klar, wie sehr er Astrid liebte. Das Hicks alles für sie tun würde. Er würde für sie sterben. Er würde für sie leiden. Doch würde sie das auch für ihn tun? Wahrscheinlich ja. Hicks war schließlich ihr allerbester Freund und Freunde würden das füreinander tun. Aber da lag sein Problem. Sie sah in ihm nur einen Freund. Hicks wollte mehr als das, aber er traute sich einfach nicht. Und das sollte was heißen, denn er war in den vergangenen Jahren sehr viel mutiger geworden. Wie der junge Mann jetzt so da saß und sie betrachtete, schlich sich der Gedanke an Viggo wieder in seinen Kopf. Wenn einem von ihnen etwas passieren sollte und er Astrid nicht gesagt haben sollte, was er für sie empfindet, würde ihn das ewig belasten.
Ob hier oder in Walhalla spielte keine Rolle, denn dieser Gedanke ihr nichts von seinen Gefühlen erzählt zu haben, würde Hicks irgendwann auffressen. Langsam musste er wirklich mal anfangen seinen letzten, verdammten Mut aufzukratzen, alle Zweifel hinunterschlucken und es ihr sagen. Hicks beschloss sie in den nächsten paar Wochen, solange es noch ruhig war was Viggo anging, sie zu beobachten und ob sie irgendwelche Anzeichen ihm gegenüber zeigen würde.
Anzeichen, ob sie mehr als nur Freundschaft für ihn empfand. Sie hatte Hicks zwar schon drei, vier mal geküsst, aber nur auf sie Wange. Das war von ihr auch nur freundschaftlich gedacht gewesen, dessen war sich Hicks sicher.
'Tja toller Plan Hicks', lobte er sich mit vor Sarkasmus triefenden Ton selber. 'Wenn die anderen jetzt deine Gedanken hören könnten, würden die dich für Plem-Plem erklären.'

Hicks wurde jedoch jäh aus seinen Gedanken gerissen, als ihn Rotzbakke anstupste. ,,Hallooho Hicks? Ist noch jemand Zuhause? Sag mal, was ist denn mit dir los?"
,,Du machst ein Gesicht Hicks, als ob du ganz weit weg wärst...etwas abwesend", meinte Astrid besorgt.
Natürlich wussten seine Freunde nicht wie er sich fühlte. Wie kamen sie nur darauf, das er nicht weiß was er machen sollte? Zur Info sein ganzes Leben war gerade ein riesiges Fragezeichen.
Seine innere Stimme hämmerte gnadenlos in seinem Kopf.
Erst Astrid und all die unausgesprochen Gefühle, dann jetzt das mit Viggo und nicht zu vergessen seine ungewisse Zukunft. Ja, Hicks machte sich Sorgen und das nicht zu wenig.
Doch die anderen bekamen von dem inneren Kampf, welcher gerade in Hicks tobte nicht mehr viel mit, denn der junge Wikinger blickte auf, lächelte ein bisschen gequält und meinte nur: ,,Ich hab gerade überlegt, ob wir noch einen Tag länger hier bleiben wollen...Ich hab meine Schwanzflosse für Ohnezahn noch nicht fertig, dadurch das ja heute Händler Johann mit dir gekommen ist.'',sagte Hicks und schaute Jason an.
,,Die Idee finde ich prima. Ich wollte sowieso noch mal hinunter in die Gewölbe, um in den Schriften von Berk etwas über den Brüllenden Tod und den Nadder nachzulesen.",erklärte Fischbein.
,,Okay perfekt!"
,,Ja super Hicks, so kann ich mit Raff noch Material zusammensuchen, um unsere Wildschweingrube zu vergrößern." Raff und Taff hauten vor Freude und Enthusiasmus ihre Köpfe -wie so oft- heftig gegeneinander.
,,Okay dann ist das ja geklärt. Wir bleiben noch einen Tag und kehren dann zur Basis zurück." Hicks streckte sich und stand auf. ,,Ich hau mich aufs Ohr Leute. Ich bin so müde, würde mich überraschen wenn ich nicht auf dem Weg zu meiner Hütte schon einschlafe. Also gute Nacht!"
Mit diesen Worten verabschiedete sich der Anführer der Drachenreiter und begab sich zu dem Haus, in dem er aufgewachsen war. Auch die anderen Reiter standen bald auf und gingen zu Bett. Jason hatte mit Johann die Gästehütte bezogen, die extra für Besucher gebaut worden war. Stille senkte sich über das Dorf, als alle in das Land der Träume glitten, wo sie jegliche Probleme der Realität - wenigstens für einige Stunden - vergessen konnten.

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