Kapitel 7 - Falscher Freund

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Hicks trat einen Schritt auf die beiden zu. ,,Das würde ich an deiner Stelle nicht machen Hicks!",sagte Jason mit so einer Kälte in der Stimme, dass Astrid zusammenzuckte. Sie spürte mehr als deutlich die Klinge an ihrem Hals. ,,Du willst doch nicht etwa, dass ihr was passiert, nicht wahr?"
,,Was willst du Jason?",fragte Hicks mit kalter Wut in der Stimme.
,,Oh Hicks, Viggo hatte ja so recht mit all dem, was er mir über dich erzählt hat. Du bist einfach so naiv. Vertrauen, Freundschaft...Liebe" Er warf einen Blick auf Astrid. ,,Es gibt viele Dinge die ich will und ich bekomme sie alle. Nun werden Astrid und ich aber erstmal einen kleinen Ausflug machen."
Mit diesen Worten ging er rückwärts auf die Tür zu. Er schaute Hicks an. ,,Ich warne dich Hicks. Wenn du auch nur den Versuch unternimmst mich auf der Insel anzugreifen, dann wird deine liebe Astrid bald keinen Kopf mehr haben."
Und damit verschwanden er und Astrid in der Dunkelheit.
Die anderen wollten ihm hinterher, doch Hicks Stimme ließ sie sofort innehalten. ,,Niemand, und ich sage absolut niemand verlässt diesen Raum."
,,Aber...aber Hicks wir können sie doch nicht einfach...-"
,,Genau, Fischbein hat Recht, wir können Jason nicht einfach davonlaufen lassen."
,,Es bleibt uns nichts anderes übrig, wenn wir nicht wollen, dass Astrid etwas passiert."
,,Aber irgendwas müssen wir doch tun."
,,Hicks hast du einen Plan?",fragte Heidrun, immer noch schockiert von dem, was gerade passiert war.
,,Hört zu Leute",meinte Hicks mit angespannter Stimme, der eins und eins zusammengezählt hatte und nun grimmig schaute. ,,Dass Jason mit Viggo arbeitet, liegt jetzt leider auf der Hand. Jason hat gesagt, wir sollen ihn nicht auf der Insel angreifen...von Viggos Schiffen war jedoch niemals die Rede."
Die anderen begannen zu grinsen, während Hicks hastig anfing, ihnen die Taktik zu erläutern.

Astrid war inzwischen von Jason an den Händen gefesselt worden. Noch immer hatte er das Messer an ihrem Hals, nur um sicher zu gehen, dass sie keinen Fluchtversuch unternahm. Die beiden waren schon ein ganzes Stück  gegangen und bis zu den Schiffen der Armada war es nun nicht mehr weit.
,,Wie konntest du Hicks nur so verraten Jason?",fing Astrid schließlich nach einer langen Stille an. Vielleicht konnte sie ja durch reden ihre Lage verbessern. Schlechtes Gewissen einreden oder sowas. Leider war sie im reden nur nie sonderlich gut gewesen. Kämpfen war eher ihre Stärke. Doch da waren ihr ja jetzt wortwörtlich die Hände gebunden. ,,Du warst sein bester Freund. Er hat dir vertraut. Wie konntest du nur!?"
Jason antwortete nicht, denn plötzlich waren Geräusche zu hören. Einen Moment später traten drei Drachenjäger aus dem Dickicht und kamen auf sie zu.
,,Wieso zur Hölle taucht ihr denn jetzt schon mit der ganzen Armada auf?",fuhr Jason sie wutentbrannt an. ,,Ich hatte mit Viggo zwei Monate ausgemacht, nicht einen!"
,,Er wollte nicht mehr länger warten.",antwortete einer der Männer Jason.
,,Naja ich werde später eh mit ihm nochmal reden. Was steht ihr da noch so rum? Bringt unseren Gast gefälligst an Bord."
Damit überließ er Astrid den Männern, die sie an Bord des Flaggschiffs der Armada brachten und dort bewachten. Beunruhigt schaute Astrid gen Himmel. Was unternahm Hicks mit den anderen wohl, um sie zu befreien?

Zur gleichen Zeit setzte Hicks sich entschlossen seine Sturmmaske auf und gürtete sich Inferno, sein flammendes Schwert, um die Taille. Außerdem hatte er noch einen langen Dolch dazugesteckt. Von seinem versteckten Messer in seiner Beinprothese ganz zu schweigen. Auch die anderen hatten sich bewaffnet. Taffnuss hatte auf Morgensternchen bestanden... Heidrun sah Hicks besorgtes Gesicht und flüsterte beruhigend: ,,Wir retten sie Hicks. Versprochen."

,,Ah da kommen sie ja schon. Ausgezeichnet.",bemerkte Jason mit seinem Blick zur Drachenklippe gewandt.
,,Wie Viggo es vorausgesagt hat." Ryker und Jason drehten sich zu Astrid um.
,,Was wollt ihr von mir?",fragte Astrid und funkelte sie an.
,,Wir wollen nicht dich Astrid, wir wollen Hicks.",antwortete ihr Ryker ungeduldig knurrend.
,,Wieso entführt ihr dann mich. Wieso hast du vorhin kein Tauschgeschäft gemacht?"
,,Wieso? So eine dämliche Frage habe ich schon lange nicht mehr gehört.",meinte Jason und lachte kalt. ,,Ist das nicht offensichtlich? Hicks würde für dich sterben und setzt alles daran dich zu retten. Wenn ich ihm vorhin ein Tauschgeschäft vorgeschlagen hätte, hätte ich nur ihn gekriegt. Viggo braucht aber euch beide. Ihr liebt euch, wollt es euch aber nicht eingestehen; ich habe euch beobachtet, während meiner Zeit hier. Er würde die Hölle mit einem Lächeln durchlaufen nur um zu dir zu gelangen. Und es wird die Hölle für ihn werden.",setzte er mit einem bösartigen Lächeln hinzu. Die Drachenreiter hatten sich nun der Armada schon ziemlich weit genährt.
,,Nun denn Männer schießt Hicks runter vom Himmel. Die anderen könnt ihr töten. Je mehr, desto besser. Denkt daran wir brauchen nur Hicks. Aber wir brauchen ihn lebend."

Hoch oben in der Luft schaute Hicks auf das Flaggschiff hinunter, welches in der Mitte der Armada segelte. Die anderen Schiffe hatten sich drumherum postiert, wie Wachhunde, die nur auf einen Eindringling warteten.
,,Dann los retten wir Astrid!",rief der braunhaarige Drachenreiter den anderen zu und stürzte sich mit Ohnezahn aus den Wolken in die Tiefe. Sie waren so schnell, das man sie nur als Schlieren in der Luft wahrnahm. Hicks sprang von Ohnezahns Rücken und landete, sich abfedernd, auf dem Schiff, entflammte sein Schwert und begann sich den Weg zu Astrid freizukämpfen. Er sah, wie Fischbein und die Zwillinge das Flaggschiff von der restlichen Armada abtrennten und Rotzbakke mit Heidrun über ihnen kreiste, um Hicks im Notfall zu unterstützen. Er hatte nun Astrid erspäht und einige Wikinger auf seinem Weg zu ihr niedergestreckt.
,,Hicks!" Ihre Stimme klang verängstigt, als wollte sie etwas sagen. Doch Hicks ließ sie nicht aussprechen und zog seinen Dolch hervor.
,,Komm schnell hier weg!", rief er und schnitt hastig ihre Fesseln durch. Er zog sie vor sich auf Ohnezahns Rücken und dieser stieß sich schnell vom Boden ab. ,,Hicks nicht, das ist eine Falle!",war Astrid nun in der Lage zu rufen. Doch es war zu spät. In Sekundenbruchteilen sah Hicks die Netze aus den Katapulten kommen  und auf sich zufliegen. Rotzbakke und Heidrun legten sich im selben Moment in einen Sturzflug um sie zu retten. Hicks Kopf war seltsam klar. Wie in Zeitlupe, packte er Astrid an der Taille und warf sie so hoch in die Luft wie irgendwie möglich. Er sah wie Heidrun ihr Handgelenk gerade so noch umfasste und sie hinter sich auf Windfang zog. In dem Moment spürte er auch schon die Netze, die sich von allen Seiten um seinen Körper legten. Seine Prothese verharkte sich in den Netzen und wurde durch den Ruck ausgeklinkt und er fiel gefolgt von Ohnezahn in die Tiefe. Hicks konnte gerade noch sehen, wie Rotzbakke und Hakenzahn seinen Nachtschatten in dem Netz auffingen und mit ihm aus der Reichweite der Drachenjäger flogen. Er atmete ein. Er atmete aus.
Dumpf hörte er noch Kampfgeräusche. Er spürte den Aufprall. Doch danach nichts mehr.

Don't let me aloneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt