Kapitel 18 - Der Kampf

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Niemand achtete auf Hicks. Alle waren sie noch zu überrascht von dem plötzlichen Auftauchen der Drachen und Krieger. Während Äxte und Schwerter aneinander schlugen, schnitt Hicks den letzten Strick durch. Seine Fesseln fielen. Schnell warf er den scharfen Stein aus seiner Zelle weg. Und schon kamen die vier Wachen auf ihn zugelaufen. Hicks lächelte, befreite sich von dem Seil um seinen Kopf und nahm den Kampf auf.

Jason stand vor Schock einfach nur da. Er hatte bisher die Drachen Berks und ihre Reiter beobachtet. Ryker brachte inzwischen ihre Verbündeten in Sicherheit. Viggo gab Befehle. Niemand achtete auf Hicks. Und das war ein großer Fehler. Jason sah wie seine Fesseln fielen. Wie er sich den Henkersstrick vom Kopf zog. Wie er den Wachen entgegen ging, die auf ihn zuliefen. Sie würden keine Chance gegen ihn haben. Jason hatte Hicks einmal kämpfen sehen. Und es hatte ihm Angst gemacht. Niemals würde man vermuten, dass dieser dünne Wikinger so verbissen kämpfen könnte. Es gab nur einen, der ihn jetzt aufhalten könnte. Jason ließ Hicks nicht aus den Augen, zog sein Schwert und machte sich auf den Weg zum Podest.

Astrid sah Hicks. Ihren Hicks. Anscheinend hatte er sich befreien können, denn er kämpfte gegen die Wachen. Sie sah, wie er einen mit einem Fußtritt vom Podest beförderte, einem auswich, sodass dieser in eine andere Wache fiel und beide ebenfalls vom Podest krachten. Beim Ausweichen nahm Hicks noch der Wache sein Schwert ab. Nun stand er bewaffnet vor der letzten Wache. Nach einem kurzen Gefecht, versengte Hicks das Schwert bis zum Schaft in der Schulter des Angreifers. Dieser fiel die Treppen rückwärts herunter, genau vor die Füße von jemanden. Es war Jason. Als Astrid das sah, schwang sie ihre Axt und kämpfte sich so schnell sie konnte durch das Schlachtfeld in Richtung des Galgens.

Hicks hatte sich den Weg zur Treppe freigekämpft. Doch plötzlich erschien Jason am Fuße der Treppe. ,,So einfach entkommst du uns nicht Haddock."
,,Das werden wir ja sehen Grimborn." Und schon schlugen ihre Schwerter gegeneinander.
Hicks hatte noch nie in seinem Leben so hart gekämpft wie jetzt. Alle Tricks und Kniffe, die er jemals gelernt hatte, wandte er an, um Jason zu schlagen. Doch sie waren sich ebenbürtig. Nach kurzer Zeit begann er heftig zu schwitzen. Seine Schulter schmerzte unglaublich und er merkte, wie Blut aus der wieder geöffneten Wunde strömte.
Lange würde er das nicht mehr durchhalten dachte er sich, während er einen weiteren schweren Hieb abblockte, der sonst tödlich verlaufen wäre. Aber auch Jason keuchte, ein Zeichen, dass auch er erschöpft war. Hicks bot noch einmal alles auf, was er konnte. Geschickt wich er einem Schlag aus und ging nun zum Angriff über. Langsam drängte er Jason zurück. Dieser bemerkte Hicks Vorstoß und zog plötzlich einen Dolch und warf. Hicks konnte gerade noch ausweichen. Trotzdem erwischte es seine rechte Hüfte. Zwar hatte er ihn nur gestreift, aber dies war umso schmerzhafter. Hicks stöhnte auf vor Schmerz, hörte aber nicht auf sich zu verteidigen. Ihr Kampf war nun unerbittlich geworden. Sie bekämpften einander mit allem was sie hatten.
,,Was wirst du machen, wenn ich deine Astrid umgebracht habe? Alle deine Freunde? Ohnezahn? Deinen Vater? Ich werde sie alle töten Hicks und nicht zuletzt dich!",keuchte Jason mit einem fanatischen Glimmen in den Augen. Ihre Schwerte schlugen gegeneinander. ,,Nicht wenn ich zuvor dich und deine Brüder töte." Hicks holte zum Schlag aus.
,,Hast du überhaupt schon mal getötet? Kannst du das überhaupt? Einen Menschen umbringen?"
Jason parierte Hicks Schlag. ,,Das werde ich an dir herausfinden." Wieder kreuzten sich ihre Klingen. Jason wich gerade einem erneuten Angriff Hicks aus, als es um sie herum eine riesige Explosion gab. Die beiden Kämpfenden folgen durch die Luft. Ihre Schwerter glitten ihnen aus den Händen, hinunter vom Podest. Sie selbst schlugen hart auf dem Holz auf. Sofort rappelten sich beide auf. Da niemand mehr eine Waffe hatte gingen sie so aufeinander los. Hicks duckte sich weg und traf Jason dafür in die Magengrube. Der trat seinem Peiniger gegen die Prothese, sodass Hicks wegrutschte. Er lag nun am Boden und Jason kam grinsend auf ihn zu. Er hielt den Dolch in der Hand, mit dem er Hicks vorhin an der Hüfte getroffen hatte. ,,Und das wird dein Ende sein Hicks Horrendus Haddock."
Sein Grinsen wurde schon fast dämonisch und jede Vernunft schien aus ihm gewichen zu sein. Doch bevor er etwas tun konnte, hatte Hicks seine Prothese abgenommen. Er sprang auf und stand auf einem Bein und am Galgen festhaltend da und bevor Jason reagieren konnte, holte Hicks aus. Jason war überrumpelt von dieser Aktion und die Prothese traf ihn mit voller Wucht im Gesicht. Er ließ den Dolch fallen, welcher klappernd zu Boden fiel. Dann schwankte er etwas und ging schlussendlich in die Knie. Er fiel nach hinten. Hicks sprang sofort auf ihn, um seinen Feind eventuell am aufstehen zu hindern.
Jason schaute Hicks an. Beide atmeten schwer.
,,Na los. Töte mich.",flüsterte Jason. Hicks schaute ihn an. Er wusste, er könnte es nicht tun. Nicht jetzt. Nicht so.
,,Heute nicht.",sagte er. Stattdessen holte er aus und traf Jasons Kinn. Sofort setzte die gewünschte Wirkung ein. Jason war kurz vor einer Ohnmacht. Hicks riss Jasons Rüstung auf, sodass er oberkörperfrei war. ,,Ich hatte ja bereits gesagt, dass ich mich an dir rächen werde. Und dies soll zusätzlich deinem Bruder als Zeichen dienen. Meine Taten haben nämlich ebenfalls auch immer einen tieferen Sinn." Hicks griff nach dem Dolch. Er holte aus und fing seinerseits an, Buchstaben in Jasons Oberkörper zu ritzen. Blut spritzte ihm entgegen und ihm wurde schlecht. Selbsthass flammte erneut in ihm auf, doch nichtsdestotrotz machte er weiter, angetrieben von dem glühenden Hass und Schmerz der in seiner Brust flammte. Jason schrie auf, doch der Kampfeslärm übertönte jedes seiner Geräusche. Er war sehr nah an einer Ohnmacht. Kurz darauf erhob Hicks sich mit blutbedeckten Händen. Er schaute auf sein Werk und erneut wurde ihm schlecht. Auf Jasons Oberkörper erblickte man nun das blutrote Zeichen der Drachenjäger. Hicks schluckte schwer den sauren Geschmack in seinen Rachen hinunter, der sich auf den Weg nach oben gemacht hatte. Etwas wackelig ging er zum Galgen und zog den Strick hinunter. Er wickelte ihn rasch um Jasons Fuß und zog das Seil hoch, sodass dieser jetzt bewusstlos, kopfüber vom Galgen hing. Als letztes rammte er den Dolch in den Pfahl, an dem Jason hing. Nun war es Zeit für ihn, von hier zu verschwinden. Hicks stolperte gerade zur Treppe, um sich einen Weg zu irgendjemanden durchzukämpfen, obwohl er weder Waffen noch Kraft dafür hatte, als er auf die Knie fiel. Er konnte kaum noch richtig sehen. Die Welt verschwamm vor seinen Augen. Seine Hüfte und vor allem seine Schulter pochten unnatürlich. Er musste anscheinend viel Blut veloren haben. Plötzlich kam jemand die Treppe hinaufgerannt. Es war Astrid. Er erkannte sie nur verschwommen.
,,Allmächtiger Thor Hicks! Komm schnell wir müssen dich von hier wegbringen."
Sie zog ihn auf die Beine. Benommen fragte Hicks sich, wie sie das schaffte, er war schließlich so viel größer und schwerer als sie. Kurz darauf spürte er Drachenschuppen unter sich. Er öffnete mit trüben Blick ein letztes mal die Augen. Er sah schwarze Schuppen. Es musste Ohnezahn sein auf dem er lag. Das war das letztes was er dachte, bevor er in die Schattenwelt glitt.

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