Land of Panic

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Die Luft um ihn herum flimmerte. Es war heiß. Zu heiß. Liam drehte sich um sich selbst, doch nichts war zu sehen. Die Bäume im Hyde Park standen alle friedlich nebeneinander und ihre Blätter raschelten im Wind.

„Kommst du?", fragte ihn jemand und Liam zuckte zusammen. Hinter ihm stand Zayn, den er wohl nicht bemerkt hatte. Er schien schon etwas länger auf ihn zu warten, das würde zumindest die vielen verglühten Zigarettenstummel auf dem Boden erklären.

„Ja. Ja, klar", antwortete Liam zerstreut und folgte ihm zwischen den Bäume hindurch in Richtung des großen Sees, der in der Mitte des Parks lag. Kurz vor dem Ufer stand ein Auto, das Liam bei genauerer Betrachtung als Nialls Eigentum identifizieren konnte. Besagter Freund von ihnen hantierte im Kofferraum herum, schloss diesen jedoch schnell, als sie sich ihm näherten.

„Na endlich! Ich dachte schon, ihr hättet es vergessen", begrüßte Niall sie und bugsierte ihn gemeinsam mit Zayn auf die Rückbank des Wagens, bevor sie selbst einstiegen und Niall losfuhr. Niemand sprach ein Wort.

„Wo fahren wir hin?", wollte Liam wissen, während er durch das Fenster beobachtete, wie Niall aus dem Park hinaus fuhr – wie war er eigentlich hineingekommen, das war doch verboten? - und auf eine der Hauptstraßen abbog.

„Überall und nirgendwo hin", lautete Zayns geheimnisvolle Antwort und noch während er sprach, öffnete er das Handschuhfach und holte drei Sonnenbrillen heraus. Eine davon reichte er Liam, mit den Worten: „Die wirst du brauchen." Eine setzte er sich selbst auf und die Letzte gehörte Niall.

Mit der Zeit fuhr der Ire immer schneller. Londons Häuser flogen nur so an ihnen vorbei und irgendwann fragte Liam sich, wie Niall es schaffte, so schnell unfallfrei durch die Innenstadt zu rasen, bevor er schließlich auf die Autobahn auffuhr. Doch auf einmal befand sich eine dicke Glasscheibe zwischen den vorderen Sitzen und der Rückbank. Er konnte Niall und Zayn diskutieren sehen, aber nicht hören, was sie sagten. Und mit ihnen reden konnte er erst recht nicht.

Und dann stellte er fest, dass seine Hände gefesselt waren. Wann war das denn passiert? Liam fing an, mit den Beinen zu strampeln, nur um festzustellen, dass auch diese zusammengebunden waren. Er streckte den Oberkörper nach unten und nahm die Fesseln genauer in Augenschein, aber die Knoten waren mit einer Technik geknüpft, die er nicht kannte. Aber das war ja auch egal, mit gefesselten Händen würde er sich eh nicht befreien können.

Genau in dem Augenblick, in dem Liam sich aufrichtete, knallte es laut und Niall machte eine Vollbremsung. Doch es war zu spät. Wie in Zeitlupe konnte Liam verfolgen, wie das Auto von der Fahrbahn abkam. Er sah noch, wie Niall und Zayn die Türen aufrissen und sich aus dem fahrenden Auto stürzten, dann durchbrach es die Planken an der Seite und das Auto überschlug sich, während es in den Graben stürzte. Liam, der nicht angeschnallt gewesen war, flog durch die zerbrochene Windschutzscheibe nach draußen, bevor mit einem weiteren, lauten Knall der Motorblock in Flammen aufging.

Schwankend richtete er sich auf. Erklären konnte er sich das nicht, aber er war unverletzt. Doch wo stecken seine Freunde? Lagen sie noch immer auf der Autobahn? Waren sie verletzt?

Liam hastete um das brennende Auto herum und war den Graben schon die ersten Meter hinaufgeklettert, da drehte er sich noch einmal um und erschrak so sehr, dass er den bitteren Geschmack von Galle auf der Zunge spürte. Mitten in Nialls Kofferraum, dessen Klappe beim Aufprall aufgesprungen war, lag der kopflose, nackte Körper einer Frau.


Bumm.


Mit Schwung drehte Liam sich um, verlor den Halt und krachte auf den Boden. Seine Bettdecke hatte er im Traum bereits runtergeworfen, doch sie federte seinen Sturz nicht wirklich ab.

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