Land of Foolery

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Wenn das Leben dir Zitronen schenkt, mach Limonade draus ...

Getreu diesem Motto, versuchte Juniper seit einer halben Stunde mit Engelsgeduld dem leicht unsympathischen Polizisten hinter dem Schalter zu erklären, dass Liam genauso wie sie ein Recht darauf hatte, mit Cathcart zu sprechen.

„Ich kann Sie wirklich nicht zu zweit ins Büro lassen", wiederholte der rothaarige Brillenträger ein weiteres Mal. „Das darf ich nicht, weil Sie Ihre Aussagen einzeln abgeben müssen."

„Aber wir wollen dieselbe Aussage machen", erwiderte Juniper nun schon nicht mehr ganz so geduldig.

„Das ist dem Gesetz nach egal", blockte der Mann, dem Namensschild nach Mister Stanley, ab und schob seine Brille zurecht. „Genau genommen, darf ich Sie noch nicht einmal jetzt ins Büro lassen, weil der Chef nicht da ist und ich nicht die Zeit habe, nach Ihnen zu sehen."

„Was sollen wir denn schon groß anstellen?", fragte Juniper, während Liam die Hände hinter dem Rücken verschränkte und sich im Stillen an dem Gedanken festhielt, dass Cathcart bestimmt jeden Moment hereinkam und seinen Mitarbeiter wegen dessen Unfähigkeit zur Sau machte.

„Sie könnten sich Akten anschauen, die nicht für Ihre Augen bestimmt sind. Oder Sie könnten das Büro verwanzen, um den Chef auszuspähen", plapperte Stanley sofort darauf los.

„Das meinen Sie nicht ernst", stöhnte Juniper genervt und beugte sich näher zu den Sprechlöchern in der gläsernen Trennwand. „Hören Sie, Mister Stanley. Cathcart hat uns telefonisch gebeten, dass wir in seinem Büro auf ihn warten und das hat mit Gründen zwecks unserer eigenen Sicherheit zu tun."

„Können Sie das beweisen? Nein? Nun, Vorschrift ist Vorschrift", maulte Stanley und rümpfte die Nase. „Und jetzt will ich kein Wort mehr darüber hören. Sie warten bitte, bis der Chef wieder im Haus ist, oder Sie kommen morgen wieder."

„Lass's gut sein." Liam nahm ihre Hand und zog sie zum Wartebereich, wo sie sich mit dem Rücken zu Stanley setzten, der sie misstrauisch beäugte. „Den kriegst du nicht klein."

„Hoffentlich macht Cathcart ihn nieder", brummte Juniper und warf Stanley einen vernichtenden Blick zu, so dass der sich schnell wieder den Papieren zuwandte, die er bereits bei ihrem Eintreffen fleißig mit dem Kugelschreiber bekritzelt hatte.

Kaum, dass sie Stanley endgültig die Rücken zugekehrt hatten, bimmelte Liams Handy.

„Eine WhatsApp von Louis", sagte er auf Junipers fragenden Blick hin. „Er schreibt: Ich soll euch von Harold sagen, dass das eure beste Idee war, seid er euch beide kennt. P.S.: Liam, er will alles über eure erste Nacht wissen!"

„Niemals!", fauchte Juniper und drohte Liam mit der Faust. „Wehe dir!"

„Das hatte ich nicht vor", beruhigte er sie und es stimmte. Harrys Gesicht wäre zwar göttlich ausgefallen, aber irgendwie wollte er die Details für sich behalten.

In genau diesem Augenblick läutete noch ein anderes Telefon und kurz darauf konnten sie hören, wie Stanley hektisch die Papiere auf seinem Schreibtisch zusammenkramte. Wer auch immer am anderen Ende der Leitung hing, brüllte anständig hinein und irgendwie wurde Liam das Gefühl nicht los, dass es Cathcart war, der Stanleys Gehör so stark beeinträchtigte.

Seine Vermutung bestätigte sich, denn wenig später kam Stanley zu ihnen geschlurft, mit hängenden Schultern und hochrotem Gesicht, und murmelte: „Der Chef hat angerufen. Sie dürfen in sein Büro, wenn Sie möchten."

Juniper schenkte ihm ein unfaires, triumphierendes Lächeln, bevor sie an ihm vorbei den Gang hinunter stolzierte und Liam dabei mit sich zog.

Bereits als sie eintraten, bemerkten sie das Chaos im Zimmer. Auf dem Schreibtisch stapelten sich mehrere Akten, das Pinnboard war unübersichtlich mit kleinen, gelben Notizzetteln voll gepinnt. Ein Regenschirm lag quer auf dem Boden und Juniper hob ihn vorsichtig auf, um ihn an den Jackenständer zu lehnen. Cathcart war sonst nicht so unordentlich, woraus sie beide schlossen, dass er ziemlich hektisch aufgebrochen sein musste. Ob es was mit ihrem Fall zu tun hatte?

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