Madhouse

Land of Love

Es war gerade mal kurz nach zehn Uhr, als sein Handy zum ersten Mal klingelte. Dran war Ruth, die ihm mit ohrenbetäubendem Geschrei zum Geburtstag gratulierte. Auf ihn folgten Nicola, seine Eltern, Simon, Paul, Lou, ein alter Schulfreund ... irgendwann hatte Liam die Schnauze voll und schaltete es aus. Doch einige ließen sich durch nichts von irgendwas abhalten und das wusste er, weshalb er sich genüsslich umdrehte und wieder die Augen schloss. Heute brauchte er so viel Ruhe, wie er bekommen konnte, bevor ihn das geballte Chaos erwarten würde.

Er gammelte den ganzen Nachmittag in seinem Bett herum, verließ es nur zum Essen und um das Bad zu benutzen. Erst gegen sechs Uhr schwang er sich dann ernsthaft aus den Federn, sprang unter die Dusche und machte sich fertig. Dann schob er die Reste von gestern Abend in die Mikrowelle.

Bald würde seine lebensmüde Truppe hier auftauchen, um ihn auf seine eigene Party zu entführen, von der er keinerlei Ahnung hatte, wie sie aussah, denn er hatte sich weder um die Einladung der Gäste gekümmert, noch um die Location. Das hatten die Jungs in die Hand genommen.

Tatsächlich war es kurz nach Neun, als es endlich an seiner Tür klingelte. Liam hatte die vergangene Stunde damit zugebracht, Emails mit Geburtstagswünschen zu beantworten und auf Twitter fälschlicherweise zu verkünden, dass er bei seinen Eltern feierte, unterstützt von einem Bild, dass er bereits vor einigen Wochen mit Nicola und Ruth aufgenommen hatte und das dem Betrachter eine Geburtstagsparty im elterlichen Garten vorgaukelte.

Mit bester Laune spazierte er zur Tür.

Er war ausgeschlafen und absolut bereit für das, was ihn erwartete. Was auch immer es sein sollte!

„Leeyum!"

Louis sprang ihm mit so viel Schwung in die Arme, dass Liam strauchelte. Doch statt ihn aufzufangen, stürzte Harry hinterher und seine Kumpels begruben ihn unter sich. Niall gab ihm schließlich den letzten Rest, in dem er sich auf die drei am Boden liegenden Jungs warf und dabei die Arme ausbreitete.

Liam schnappte verzweifelt nach Luft, als der Druck auf seinem Brustkorb irgendwann weniger wurde.

„Alles Gute zum Geburtstag, Kumpel", wünschte Zayn ihm und reichte ihm die Hand, um ihn hochzuziehen.

„Danke", hustete Liam, als er wieder auf den Beinen stand und auf seine drei verknoteten Freunde starrte. „Ihr habt doch echt 'nen Schlag."

„Noch nicht", antwortete Harry grinsend. „Erst später, wenn wir alle besoffen sind."

Louis und Niall lachten, während sie sich aufrappelten, weil Liam mit den Augen rollte.

„Komm schon", quengelte Louis. „Wenigstens heute."

„Jungs, ich werde bloß Vierundzwanzig. Kein Grund, zu übertreiben", unternahm er einen letzten Versuch, doch es war hoffnungslos. Mittlerweile war auch Niall wieder aufgestanden und alle Vier schienen der Annahme, dass sie es heute ordentlich krachen lassen würden.

So kam es, dass er sich wenig später in einem Taxi befand, ohne auch nur den blassesten Schimmer, wohin es ging. Die Jungs alberten die ganze Zeit herum, doch es störte ihn nicht wirklich. Er war in Gedanken schon mitten in der Party und bei der Tatsache, dass Juniper ja heute mit ihm würde tanzen müssen, wenn sie nicht ihr Gesicht verlieren wollte.

„Wohin fahren wir?", fragte Liam nach hinten, denn all seine Freunde saßen auf der Rückbank des Busses.

„Keine Ahnung", antwortete Harry, der ihn als Einziger gehört hatte. „Zayn hat die Location ausgesucht."

„Was ist mit mir?" Zayn, der gerade mit Louis zusammen Niall geärgert hatte, schaute auf.

„Wohin fahren wir?", wiederholte Liam und versuchte, nicht zu lachen, weil Louis, während er mit Zayn sprach und ihn sozusagen ablenkte, eine Tube pinkes Glitzergel aus der Hosentasche holte und damit unauffällig dessen Haare beschmierte. Niall stopfte sich eine Handvoll der mitgebrachten Gummibärchen in den Mund, um sich das Lachen zu verkneifen.