Land of Fears

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Liam fuhr viel zu schnell und ein Mal sogar über eine rote Ampel, doch es war ihm ziemlich egal und Rosie meckerte sowieso nicht herum. Sie versuchte, möglichst gefasst zu wirken, doch hin und wieder konnte sie die Tränen, die lautlos über ihre Wangen flossen, nicht verhindern.

Leider hatte es auf der Straße zum London Brigde Hospital einen Unfall gegeben und Liam den Rückstau zu spät bemerkt, weshalb sie plötzlich standen und sich ihnen auch keine Möglichkeit bot, umzukehren und einen anderen Weg zu wählen.

Fluchend schlug Liam mit den Fäusten auf das Lenkrad, solange bis Rosie beruhigend ihre Hand auf seine legte.

„Ich habe Angst", gestand sie ihm mit leiser Stimme. „Liam, ich habe solche Angst. Junie war in meinem ganzen Leben noch nie ernsthaft krank. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll."

„Ich bin ja auch da", tröstete Liam sie seinerseits. „Wir kriegen das schon irgendwie hin. Und das Hospital, in dem sie und Harry sind, ist für Privatversicherte. Da arbeiten die Besten."

Er hatte sich schon ewig nicht mehr so miserabel gefühlt. Juniper hatte ihrer Schwester am Telefon nicht gesagt, wie schwer sie und Harry verletzt waren, doch wenn man sie auf die Intensivstation befördert hatte, befürchtete Liam das Schlimmste. Ein Wunder, dass Juniper überhaupt hatte telefonieren dürfen und können!

Ohne, dass er es wollte, sammelten sich Tränen auch in seinen Augen. Er war so unglaublich wütend auf Niall und Zayn! Es war ihm nicht möglich, seinen Frust über das unreife Verhalten seiner Freunde in Worte zu fassen. Natürlich hatte der Angriff was mit ihrem Sucheintrag zu tun. Eine andere Möglichkeit gab es ja gar nicht! Liam fiel weiß Gott keine Person ein, die Juniper und Harry hätte angreifen wollen. Harry ja, der hatte durchaus den ein oder anderen Feind, aber nicht Juniper, und gemeinsame Feinde hatten sie schon gar nicht.

„Du darfst vor mir ruhig heulen, wenn dir danach ist", unterbrach Rosie seine Gedanken, nahm ihre Hand von seiner und schaltete das Fenster runter. Zeitgleich fummelte sie eins von Zayns Zigarettenpäckchen aus dem Handschuhfach. „Es ist mir eh lieber, wenn ich nicht als einziger Zombie im Krankenhaus ankomme."

Liam schloss die Augen, ein müdes Lächeln umspielte seine Lippen. Er war stinksauer, aber noch reichte es nicht, damit er heulte. Das würde erst passieren, wenn er die Verletzungen seiner Freunde mit eigenen Augen gesehen hatte. Wenn er sie überhaupt sehen durfte. Es war durchaus schon vorgekommen, dass die Ärzte Leute nicht auf die Intensivstation gelassen hatten, weil sie nicht miteinander verwandt waren. Und der Gedanke, Rosie alleine reingehen lassen zu müssen, widerte ihn an.

„Ich bin so enttäuscht von Niall und Zayn", entgegnete er Rosie und öffnete die Augen wieder, um sie anzuschauen. „Ich war noch nie so enttäuscht von ihnen. Nicht einmal, als Niall diese Sexfreundschaften mit diversen Mädchen hatte."

„Was? So einer ist das?" Rosie starrte ihn entsetzt an. „Das hätte ich jetzt auch nicht gedacht. In den Medien wird ja Harry immer als der Böse hingestellt."

„Harry ist total harmlos. Er hatte halt einfach eine Menge Pech", versicherte ihr Liam, der das Ausmaß der Berichterstattungen ja nur zu gut kannte. „Und das mit den Mädels war Nialls Sache. Ich fand's nicht toll, aber ich wollte mich auch nicht weiter einmischen. Ich dachte halt, sein gesunder Menschenverstand wird ihn wieder zur Vernunft kommen lassen und so war es dann ja auch."

Rosie schwieg, doch dank ihrer offenen, emotionalen Art konnte Liam in ihrem Gesicht genau erraten, dass sie nun über Harry nachdachte. Es wunderte ihn allerdings, dass Rosie nicht gefragt hatte, warum er eigentlich sauer auf Niall und Zayn war. Oder wusste sie es? Hatte Juniper ihr von der Entdeckung erzählt?

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