Rabans Sicht

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//Rabans Sicht//

Ich lag mit meinem verweinten Gesicht auf meinem Bett. Ich konnte mich für diesen Moment kurz beruhigen, sonst hatte ich immer geweint. Warum sie? Warum bloß? Als ich gesehen hatte, wie dieses, dieses ach für den gab es keinen Ausdruck, der so schlimm sein konnte! Warum hatte sie sich bloß von ihm küssen lassen? Was war mit uns, ich mein, warum hatten wir uns denn schon 3 mal fast geküsst? Hatte das etwa nichts zu bedeuten? Nun fing ich wieder an zu weinen. Auch in der Pause hatte ich geweint, deshalb hatte ich mich auf der Toilette eingeschlossen. Leon war mir leider gefolgt, dabei wollte ich nur meine Ruhe haben. Als mein Freund dann kurz weg war, bin ich nach Hause gerannt und hatte meine Zimmertür abgeschlossen. Ronja hatte auch schon versucht mich anzurufen, aber ich hatte sie weggedrückt. Ich konnte jetzt nicht mit ihr reden. Ich wollte einfach alleine sein!

,,Raban? Bitte komm raus. Ich möchte endlich wissen was los ist.", ertönte die Stimme meiner nervigen Mutter. ,,Lass mich in Ruhe!", schrie ich zurück. Ich wollte meine Ruhe haben, warum kapierte die das nicht? Noch immer weinte ich. Ich hörte das meine Mutter noch etwas sagte, ich denke mal das ich rauskommen sollte und das übliche halt, aber darauf antwortete ich nicht mehr. Schon nachdem ich von der Schule gekommen war, hatte sie nach mir gefragt, aber ich hatte sie weggeschickt. Nun war sie schon wieder am nerven. Ich nahm mir mein Kissen und heulte da hinein. Ich wusste, das es jetzt vielleicht Weicheimäßig rüber kam, aber das war mir jetzt egal.

Es tat so weh...Warum musste dieser Jonas das bloß vor meinen Augen machen? Mit jeder Träne wurde dieser Schmerz schlimmer. Der Schmerz in meinem Herzen...Wie konnte mann sich bloß in so einen arroganten Typen verlieben? Warum kapierte Ronja nicht, das ich...das wir...ach Mann! Das brchte mich alles nur noch mehr zum Weinen. Ich sah immer wieder dieses Bild vor mir; der Kuss. Nein, das durfte und konnte nicht wahr sein!

,,Raban, bitte!" Jetzt erst bemerkte ich, das meine Mutter immer noch vor der Tür stand. Nun wurde ich richtig sauer: ,,Jetzt hau endlich ab!" Noch nie hatte ich meine Mutter so angeschrien. Nur ich war so sauer, aber auch traurig. Vielleicht war ich ja selber Schuld? Vielleicht hätte ich sie endlich mal küssen sollen, dann wären wir jetzt zusammen, und sie würde diesen Jonas nicht lieben. Vielleicht hatte sie ihn ja auch nur genommen, weil sie dachte, das ich gar nicht mit ihr zusammen sein wollte. Aber das stimmte nicht, ganz im Gegenteil!

Wieder hörte ich die Stimme meiner Bestimmerin: ,,Raban, wenn du nicht aufmachst, hole ich den Ersatzschlüssel!" ,,Mach doch was du willst!", gab ich zurück. Das reichte meiner Mutter anscheinend, denn ich hörte, das sie die Treppe hinunter ging. Nun war ich endlich alleine.

Ich sah zu meinem Schreibtisch, wo ich eine Schere sah. Ich stand von meinem Bett auf, und nahm sie mir. Einige sagen, das das sich selbst verletzen gut tat, vielleicht stimmte das ja? Ich setzte die Klinge an. Sollte ich das wirklich machen? Ohne weiter zu überlegen tat ich es einfach. Es schmerzte zwar, aber nicht so doll, wie die Schmerzen in meinem Herzen. Ich setzte mich neben mein Bett. Noch einmal zog ich über meine Haut, doch jetzt blutete es. Das andere, war nur ein roter Strich. Halt, warte! Bin ich krank oder so? Warum machte ich das? Es tat zwar gut, doch das war unnormal, was ich da machte. Ich konnte nicht anders, und machte es noch einmal. Wieder floss Blut.

,,Raban, was machst du da?", rief plötzlich eine Stimme geschockt, die mich hochschrecken ließ. Als ich mich umdrehte, sah ich direkt in das Gesicht meines Freundes.

,,Leon ich...", doch weiter kam ich nicht. Der Blonde riss mir die Schere aus der Hand und schmiss sie in den Mülleimer. ,,Warum machst du das?" ,,Ich habe grade erst damit angefangen und es ist dich nur wegen...", doch weiter konnte ich nicht sprechen. In meinem Hals fühlte es sich so an, als würde sich ein dicker Klos drin bilden. ,,Versprich mir, das du das nie wieder machst!", rief mein Freund entgeistert, aber auch mit besorgter Stimme. Ich nickte bloß. Was anderes konnte ich auch nicht.

Aus irgendeinem Grund brach ich wieder in Tränen aus. Ich sackte zu Boden und Leon nahm mich liebevoll in den Arm. ,,Raban, es wird alles wieder gut. Jonas führt irgendetwas im Schilde, das habe ich mitbekommen. Wir müssen nur noch herausfinden was, und das müssen wir Ronja dann nur sagen." Ich sah meinen Freund an. ,,Bist du dir Sicher?" Leon nickte. ,,Ja, und dann hast du Ronja wieder für dich." Ich sah ihn verdutzt an. ,,Woher weißt du das?" ,,Na, Ronja hat mir schon von euren Versuchen erzählt und außerdem, würdest du dann nicht hier so rum weinen." Schnell wischte ich mir die Tränen weg, doch sie flossen weiter. ,,Hey, du darfst weinen. Das ist mir lieber, als wenn du das in dir reinfrisst." Ich sah ihn dankend an. Ich muss schon echtes Glück haben, so einen guten Freund zu haben. ,,Es ist einfach nur..." Ich musste es endlich sagen: ,,Leon, ich, ich liebe sie!" Immer noch flossen meine Tränen und Leon nahm mich erneut in den Arm. Doch da fiel mir wieder etwas ein: ,,Wie bist du überhaupt in mein Zimmer gekommen? Ich hatte doch abgeschlossen." Leon erklärte mir schnell: ,,Deine Mutter hatte mir den Ersatzschlüssel gegeben. Sie bat mich, mit dir zu reden." Ich nickte bloß. Ich konnte nun nicht mehr reden. Ich vergoss noch immer Tränen. Leon kam schon mit sehr vielen Taschentücher Verpackungen an.

Den Rest des Tages verbrachte ich mit Leon. Meistens hatte ich Tränen in den Augen und wollte am liebsten meine Schere wieder nehmen, doch ich konnte und durfte nicht. Ich konnte nicht, da Leon ja bei mir war und ich durfte nicht, da es sonst falsch sein würde. Ich hoffte aber, das Leon Recht behielt, und alles wieder in Ordnung kam.

Ronja, der WirbelwindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt