Kapitel 10

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Die nächsten Tage vergehen ohne große Vorkommnisse. Ich verkriechen mich in meiner Arbeit und gehe Will aus dem Weg. Dieser nutzt die Zeit zum seinen Enkel näher kennenzulernen. Immer wieder erwische ich mich dabei ihnen zuzusehen wenn sie gemeinsam im Garten spielen.
Als ich eines Abends wieder einmal bis spät die Nacht arbeite kommt Sarah in mein Arbeitszimmer. "Luke, ich kenn dich. Sag mir was los ist. So viel wie jetzt hast du noch nie gearbeitet. Und ich weiß das kein Abgabetermin ansteht. Außerdem bist du so launisch zur Zeit. Mal bist du total verträumt, mal total niedergeschlagen. Irgendwas stimmt nicht mit dir. Wenn ichs nicht besser wüsste würd ich sagen du bist verliebt."
Scheiße, scheiße, scheiße. Ich spüre wie die Röte in mein Gesicht schießt.
"Oh mein Gott. Du bist verknallt. Erzähl mir alles! Wer ist es? Ist es Hannes?" plappert sie aufgeregt
"Hannes? Nein. Das mit ihm war nur Sex."
"Ok. Also wer ist es dann? Kenn ich ihn?
"Hör auf mit dem Blödsinn. Wir sind verheiratet, wir haben Nathan und ich glaube nicht an die Liebe." schmeiße ich ihr wütend ins Gesicht und will gehen.
"Warte kurz" rief sie mir nach "Es tut mir leid. Ich will dich nur kurz an was erinnern."
Seufzend lasse ich mich wieder auf meinem Sessel nieder. Sarah nimmt meine Hände.
"Ich akzeptiere das du nicht reden willst. Es ist deine Entscheidung und ich werde dich nicht drängen. Aber ich möchte dich an unser Ehegelübde erinnern. Nicht dieses dämliche das wir vor allen Gästen aufsagten. Sondern das wir nur uns gegeben haben. Unsere Ehe ist wunderbar. Du hast mich damals gerettet. Du warst immer für mich und du warst immer für Nathan da. Ich könnte mir keinen besseren Ehemann vorstellen. Aber ich hab dir damals ein Versprechen gegeben. Und auch wenn du damals meintest es wäre nicht notwendig, vielleicht sogar heute noch dieser Meinung bist, meinte ich es ernst. Ich habe meinen Glauben an die wahre Liebe, im Gegensatz zu dir, nicht verloren. Und du bist nicht an mich gebunden. Unsere Ehe hat eigene Regeln und solltest du jetzt oder irgendwann die Liebe finden würde ich dich sofort gehen lassen. Ich würde mich freuen für dich, denn keiner hat es mehr verdient glücklich zu sein als du. Ich weiß das du Angst hast wieder verletzt zu werden, aber stoß ihn nicht weg. Wer auch immer es ist. Seit Peter hab ich dich nie so erlebt. Steh deinem eigenen Glück nicht im Weg."
Tränen laufen meine Wangen hinab. Sie nimmt mich liebevoll in den Arm. Das sie es ist die mich jetzt tröstet lässt meine Schuldgefühle noch größer werden. Wie kann ich ihr das nur antun.
"Wie kannst du immer noch so hoffnungsvoll sein?" frage ich sie "dir wurde doch genauso wie mir wehgetan."
"Ja, mir wurde wehgetan. Aber davor hatte ich eine wundervolle Zeit. Ich würde sie trotz allem nicht missen wollen. Die Tage die ich mit ihm hatte waren es wert."
"Du vermisst ihn immer noch, oder"
"Ja, ich hab nie aufgehört ihn zu lieben."
"Ach, Sarah. Er hat dich schwanger sitzen gelassen. Du musst damit abschließen."
Seufzend lehnt sie sich an mich. "Luke?"
"Ja"
"Er wusste nicht dass ich schwanger war."
"Was?"
"Ich wollte nicht das er wegen dem Kind bleibt. Ich wollte das er meinetwegen bleibt." Tränen laufen ihr über die Wangen. "Aber er ist nicht geblieben. Er ist zurück nach Frankreich. Kein Wort hab ich mehr von ihm gehört."
"Ihr habt euch nie ausgesprochen?"
"Nein, das wüsstest du doch."
"Ich dachte du wolltest bloss nicht darüber reden." Immer mehr Erinnnerungen an damals kamen zurück. Plötzlich fällt mir ein Detail ein. "Du hast nichts von ihm gehört seit er zurückflog?" Traurig schüttelt sie den Kopf.
"Er hat sich damals bei mir gemeldet." sage ich.
"Was? Wieso hast du das nie erwähnt."
"Weil ich dachte das er sich danach bei dir meldet. Er wollte nur von mir wissen ob du ihm überhaupt noch eine Chance geben würdest und das ich ein gutes Wort für sich einlege. Aber er wusste ja nicht das du schwanger bist. Ich hab ihm ziemlich viele Sachen an den Kopf geworfen. Wie er dich in deiner Situation zurücklassen kann. Das er sich nur bei dir melden soll wenn er es ernst meint und Verantwortung übernehmen kann. Das war damals nicht lange mach der Trennung mit Peter. Ich hab vielleicht etwas übertrieben. Und ich hab erwähnt das wir verlobt sind."
Sarah schaut mich nur erstaunt an.
"Es tut mir so leid. Ich wollte ihn wirklich nicht abschrecken, sondern nur sicher gehn das er es ernst meint. Ich wollte dich schützen. Und dabei hab ich wahrscheinlich alles schlimmer gemacht."
Tränen glitzern in ihren Augen. "Ach Luke, Ich weiß dass du es nur gut meintest. Aber es wäre meine Entscheidung gewesen Risiko einzugehen. Ich geh jetzt. Ich muss darüber nachdenken."
"Es tut mir leid. Ich werde es wieder gut machen."
Sarah nickt und schließt die Tür hinter sich.
Scheiße, was habe ich nur angerichtet. Vielleicht hätte das mit den beiden echt was werden können. Wie kann ich das bloß wieder gut machen.
Plötzlich kommt mir eine Idee. Sie liebt ihn immer noch. Was wenn es ihm genauso geht? Und er hat ein Recht darauf zu wissen dass er Vater ist. Ich wende mich wieder meinem PC zu und tippe seinen Namen in alle möglichen Netzwerke. Aber nirgends finde ich ihn. Frustriert lege ich den Kopf in meine Arme als mir plötzlich eine Idee kommt.
Obwohl es schon spät ist rufe ich Will an. Er ist bei der Polizei, er kann mir sicher helfen ihn zu finden. Ich bitte ihm um ein Treffen und er lädt mich in sein Hotelzimmer ein. Natürlich kommen mir dabei Erinnerungen an das letzte Mal als ich hier war.
"Hallo Will" begrüße ich ihn.
"Hallo Süßer"
"Ich brauch deine Hilfe" komme ich gleich zur Sache.
"Braucht da jemand einen Kuss?" Anscheinend hat er meinen Anruf falsch verstanden.
"Nein Will, ich brauch wirklich deine Hilfe. Als Polizist"
"Soll ich dir etwa Handschellen anlegen?" flüstert er in mein Ohr. Eine Gänsehaut überzieht meinen ganzen Körper. Bleib stark. Du hast eine Mission.
"Hör auf damit. Wir müssen Nathans Vater finden."
"Nathans Vater? Der Sarah einfach so sitzengelassen hat? Warum das so plötzlich? Ich dachte du hast die Rolle als Vater übernommen? Oder willst du mir etwa doch eine Chance geben und willst deswegen einen neuen Vater für Nathan finden?" Hoffnung blitzt in seinen Augen auf. "Nein, es geht um was anderes. Sarah und ich haben über damals geredet und anscheinend habe ich ziemlichen Mist gebaut. Jetzt muss ich das wieder gerade biegen."
"Inwiefern hast du Mist gebaut?"
"Das erklär ich dir später. Also? Hilfst du mir?"
Kurz überlegt er. "Unter einer Bediengung."
"Und die wäre"
"Ich bekomm einen Kuss von dir"
"Will, lass das..ich hab dir doch schon..."
"Du willst es doch auch" haucht er in mein Ohr. Und weil er damit leider sowas von recht hat beschliesst mein Körper sich nicht mehr zu wehren. Und aus einem kurzen Kuss wird ein langer. Und es folgt noch einer und noch einer. Bis er mich so weit hat das ich mir Handschellen anlegen lasse.

Unverhofftes Glück (Manxman)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt