Kapitel 7

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Am nächsten Tag beschließe ich endlich wieder zu schreiben. Ich sehe mit einige unfertige Bücher an und kann mich nicht entscheiden an welchem ich arbeiten soll. Plötzlich fällt mein Blick auf die unterste Lade meines Schreibtisches. Ewig habe ich diese nicht mehr geöffnet. Zögerlich öffne ich sie. Darin liegt mein letzter Liebesroman. Der, zu dem mich Peter inspiriert hat. Der, den ich nie vollenden konnte weil mein Herz brach.
Als ich die Türklingel höre schließe ich sie schnell wieder. Und verschliesse damit die Erinnerung an meine Vergangenheit. Und als ich die Tür öffne steht dort mein Problem der Gegenwart.
"Hallo Luke" "Will" seufze ich und lass ihn herein.
"Sind Nathan und Sarah zu hause?"
"Nein, die besuchen Freunde."
"Gut. Ich wollte zwar Nathan besser kennenlernen aber so können wir wenigstens ungestört reden."
"Will, da gibt es nichts zu reden. Was passiert ist, ist passiert. Doch es war eine einmalige Sache und wir sollten es einfach vergessen."
"Du bist so feige. Dir hat es auch gefallen. Warum bist du so abwesend."
"Ich bin immer noch verheiratet."
Will lacht laut auf. "Und? Das ist dein einziges Argument?"
"Es ist mein Ernst. Ich werde meine Ehe nicht aufgeben."
"Wie lange willst du diese Lüge noch leben?"
"Solang sie funktioniert!"
"Warum? Was bringt es dir? Sarahs Mutter ist schon lang kein Argument mehr. Nathans Vater würdest du trotzdem bleiben. Warum gibst du weiterhin vor etwas zu sein was du nicht bist"
"Weil ich mein Leben liebe so wie es ist. Mehr brauche ich nicht."
"Und was ist mit wahrer Liebe? Du hast Liebesromane verfasst. Du kannst mir nicht erklären das sie plötzlich nicht mehr brauchst."
"Diese sogenannte wahre Liebe hat mir die schlimmste Zeit meines Lebens eingebracht. Hätte Sarah mich nicht aus meinen Loch geholt würde ich heute noch daran verzweifeln."
"Und nur wegen deiner schlechten Erfahrungen willst du dich nie wieder ernsthaft auf jemanden einlassen."
"Ich bin glücklich so wie es jetzt ist. Warum sollte ich das riskieren?"
"Warum bist du bloss so stur? Siehst du nicht was du verpasst?"
"Ich sehe was ich verpasse. Ich verpasse es betrogen zu werden, verlassen zu werden, unglücklich zu sein."
"Du verpasst mich, verdammt. Wir wissen beide das wir nicht hinter Sarahs Rücken eine Affäre haben konnen. Doch ich will auch nicht das es endet. Wir könnten es ihr sagen. Und könnten es danach richtig miteinander versuchen."
"Richtig versuchen? Also in Richtung Beziehung?" frage ich nach.
"Ja" sagt er schlicht und kommt näher. "Warum?"
"Weil ich dich mag. Weil du etwas besonderes bist. Und ich würde gern sehen ob daraus was wird." Seine Hand umschließt meine und eine wohlige Wärme geht von ihm aus.
"Und was wenn nichts draus wird?" frage ich ihn.
"Dann ist es eben so. Trotzdem wär es doch einen Versuch wert?"
Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und legt seine Lippen vorsichtig auf meine. Es ist diese Zärtlichkeit, dieses liebevolle Verhalten das mich vollkommen dahinschmelzen lässt. Ich schlinge meine Arme um ihn und fühl mich ihm so nah wie schon lange keinen mehr. Zu lange. Seit Peter nicht mehr. Und diese Erkenntnis ist es die mich wieder zurück in die Realität bringt. Ich löse mich von ihm und kann ihm kaum in die Augen sehen. "Es tut mir leid, Will. Ich kann das nicht. Ich will keine Beziehung und ich will meine Familie nicht verlassen."
Ich dreh mich um und lass ihn einfach stehen. "Denk drüber nach" ruft er mir hinterher. Schnell schließe ich die Tür hinter mir und lehne mich seufzend dagegen. Wie gerne würde ich einfach zu ihm zurückgehen. Ihn umarmen. Ihn küssen. Das Gefühl haben geliebt zu werden.
Wie von selber wandert meine Hand zur Türklinke. Einen Augenblick zögere ich noch. Ist es das wirklich wert? Meine Familie zu zerstören? Wie soll ich das Nathan erklären? Was wird Sarah von mir denken? Und ist es Will überhaupt wert? Ich würde mich verletzlich machen. Er könnte mich genauso verletzten wie Peter damals. Es würde wieder in einem gebrochenen Herzen meinerseits enden. Ich hab mir doch damals geschworen nie mehr so zu sein. Keinen mehr an mich ranzulassen. Keine Dates, keine Beziehungen, keine Liebe. Denn darauf würde es mit Will hinauslaufen. Er ist kein Typ für eine Nacht. Nicht so wie Hannes. Und genau dieser wäre jetzt die perfekte Ablenkung.
Entschlossen greife ich zum Telefon.
"Hallo, bist du zuhause?" "Ja, warum?" "und dein Freund?" "Nein" "Gut, ich komm vorbei" Ein leises Lachen ertönt durch die Leitung "Hast du es grade so nötig" "Ja" sage ich nur und lege auf. Wenig später stehe ich vor seiner Tür. So sehr ich es am Weg versucht hab, Will geht mir nicht aus dem Kopf. Als Hannes mir öffnet presse ich ihn sofort an die nächste Wand und drücke meine Lippen grob auf seine. Ich brauche Ablenkung. SOFORT.

Unverhofftes Glück (Manxman)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt