Lass mich alleine

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Das Wasser des Teiches ist klar. Auf der glitzernden Wasseroberfläche planschen fröhlich ein paar Enten und in dem Kronen der Bäumen zwitschern Vögel.
Eigentlich ist es wunderschön hier. Alleine im Wald, wo die Ruhe die Oberhand gewinnt. Aber ich fühle nichts. In mir herrscht eine tiefe Dunkelheit.
Ich darf nicht an ihn denken.

Doch es ist unmöglich.
Kaum schließe ich meine Augen, spielt sich das Szenario von Izunas Ermordung ab und treibt mir die Tränen in die Augen. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, wenn ich bemerke, dass ich ihn nie wieder sehen werde.
Getötet von meinem Freund, von dem ich dachte ich könnte ihm vertrauen.
Ich hab mich getäuscht. Ich war so naiv zu glauben, ein Senju könnte tatsächlich mein Freund werden.
Wieso war ich nur so blöd?!
Wut steigt in mir hoch, vertreibt die Trauer ein wenig. In Gedanken betrachten ich einen kleinen, weißen Stein. Er hat die Farbe von seinem Haar...
Verzweifelt werfe ich ihn in den Teich und beobachte wie er sinkt.
Warum kannst das nicht du sein, Tobi? Wieso bist du nicht an der Stelle von dem Stein gesunken? Ertrunken in deinem eigenen Scham!
Ich hoffe so sehr, dass es dir dreckig geht. Dass du von Madara in Stücke gerissen wirst, bist nichts mehr von dir da ist!
Weißt du was, Tobirama?

Du hast es gewagt, das Vertrauen eines mächtigen Clanes zu missbrauchen. Womöglich war es die Idee deines Bruders, vielleicht auch deine. Aber eines versprich ich dir.
Unsere Freundschaft ist vorbei.
Jetzt bist du an der Reihe zu leiden!

Madara p.o.v.
Vorsichtig streiche ich ihm die Haarsträhne aus der Stirn, völlig durchnässt vom hohem Fieber. Seine Brust hebt und senkt sich langsam und unregelmäßig.
Shinoi kniet vor mir und mischt eine Salbe zusammen. Sie sieht auf, als mein kleiner Bruder vor Schmerz leise aufstöhnt und drückt ihm leicht die Hand.
Er lebt.
Izuna ist am Leben, jedoch nicht mehr lange, wenn nicht bald einer der Medizinninja eine wirksame Medizin bringt. Das ist der einzige Mangel am Uchiha Clan. Wir haben kaum Ninja, die sich auf die Heilkunst spezialisieren. Alle wollen kämpfen, nicht zurückbleiben und hoffen und bangen zu müssen, alle vor dem nahen Tod retten zu können.
Anders als die Senjus...
Auch Shinoi scheint die selben Gedanken zu haben.
" Madara, du weißt Hashirama könnte ihn retten! Er schuldet es uns, immerhin war Tobirama es, der Izuna das zugefügt hat!".
Ich schüttle den Kopf. Ich hasse den Jungen.
Tobirama Senju.
Aber ich weiß, dass er es nicht war.
Es ist mir klar, dass Tobiramas Schwert im Körper meines Bruders gesteckt hat, immerhin habe ich es herausgezogen, aber ich sah in seine Augen. Und etwas darinnen machte mich stutzig.
Noch weiß ich nicht was, aber es hielt mich davon ab, ihn sofort zu töten.
" Shinoi, sei so gut und kümmere dich um Izuna. Ich werde mit Hashirama reden.".
Mit diesen Wörtern stehe ich auf und suche den Senju. Allzu lange muss ich mich nicht nach ihm umsehen, denn er wartet bereits auf mich. Mit großen Schritten eilt er auf mich zu.
"Madara! Ich entschuldige mich im Namen meines Bruders. Ich weiß, dass...".
" Du glaubst eine Entschuldigung würde reichen?! Sei kein Narr. Du kannst von Glück reden, dass ich nicht vorhabe Tobirama zu töten.".
" Was? Wirklich? Das...Geht es dir gut?", fragt Hashirama verwirrt. Dann lächelt er erleichtert:" Es ist dir also auch aufgefallen?".
Ich nicke. " Weißt du mehr darüber?".
" Ich habe eine Vermutung. Verurteile mich nicht, aber ich denke es hat etwas mit deinem Mädchen zu tun. Vor einigen Tagen tauchte sie auf und wollte etwas über Hikaru und Hayato erfahren. Sie quetschte Tobi ziemlich darüber aus.".
" Akina...Ja, auch Izuna erzählte sie davon. Was weißt du Hashirama? ".
" Du hast es doch selbst schon herausgefunden, stimmts? Diese Legende aus dem Buch der Uchihas.".
" Indra persönlich vererbte meinem Urgroßvater das Buch. Es ist von großem Wert.".
" Und es enthält wahre Geschichten. Madara, weißt du was das bedeutet?".
"Hikaru lebt. Und es besteht eine Verbindung zu Katara Ootsutzuki."

Wieder im Zelt setzte ich mich an meinen Schreibtisch, öffne eine Schublade und hole das Buch heraus. Nachdenklich betrachte ich es. Ich mochte es noch nie. Die Geschichten daraus fand ich als Kind immer verstörend, später nur noch lächerlich. Meine Brüder hingegen liebten es heiß und innig.
Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, als ich an Atami denke. Wieder steigt in mir die Erinnerung an seinen imaginären Freund auf.

Es war Abend. Ich saß mit Izuna am Boden und fütterte ihn mit Babybrei. Atami lag neben uns am Boden und zeichnete. Stolz erzählte er mir von seinem Training. Obwohl der Kleine erst 4 Jahre alt war trainierte Vater ihn. Atami war ein außergewöhnliches Kind. Noch nie kam es vor, dass ein Sprössling meiner Familie mit dem erwecktem Sharingan geboren wurde. Die Hoffnung lag auf ihm, man dachte, endlich den perfekten neuen Clanführer gefunden zu haben. Und tatsächlich bewahrten sich die Hoffnungen. Er war stark, stolz und an den gleichen Voraussetzungen interessiert wie mein Vater.
Doch jetzt war er einfach ein Kind, das in der Obhut seiner Mutter spielen konnte, ohne sich Sorgen um die Zukunft der Uchihas machen zu müssen.
Kichernd sah er bei meinen erfolglosen Versuchen meinem Babybruder seinen Brei in dem Mund zu schieben zu.
" Mutti? Kann ich auch so etwas bekommen?", fragt er mit seinen großen, roten Augen. Mutter lächelt.
"Kein Wort zu eurem Vater,mein Schatz, ja?", sagt sie und gibt ihm eine Schüssel. Atami nickt und setzt sich auf.
" Ich muss schnell los, meine Schwester braucht dringend ihre Medizin. Bin in 20 Minuten wieder da. Madara, schau etwas auf deine Brüder. ". Sie küsste mich und Atami auf die Stirn, strich Izuna durchs Haar und flitzte aus dem Haus.
Schmollend maulte Atami:" Sie vergass sich von Yam zu verabschieden!".
" Sei still und iss! Keiner Interessiert sich für deinen angeblichen Freund.", schnauzte ich ihn genervt an.
" Du bist gemein, Nii-San! Irgendwann rächt er sich an dir, wirst du schon sehen!", antwortete er und ging aus dem Raum. Sekunden später hörte ich seine Zimmertür zuknallen. Doch nicht nur das.
Niemand außer uns dreien war zu Hause. Aber Atami lachte und redet mit jemanden, als wäre noch jemand in seinem Zimmer.
Jemand, denn er sich nicht eingebildet hatte.

In den Moment, als Hashirama das Zelt betritt, bemerke ich, dass die hinterste Seite etwas dicker ist als der Rest. Verwundert untersuche ich sie genauer und sehe eine winzige Nadel in der untersten Ecke. Hashirama kommt näher und nickt mir auffordernd zu. Mit zittriger Hand ziehe ich die Nadel heraus und klappe die Seite auseinander.
" Er liebte es Sachen zu verstecken.", murmle ich. Und auch dieses Buch.
Hashirama starrt fassungslos auf das Blatt Papier, das zum Vorschein kommt.
" Was ist das?!", fragt er geschockt.
" Der Beweis.".
" Wozu?".
" Der Beweis dafür, dass Atami nicht log. Sein Freund, Yam, er existierte wirklich.".

Atami. Es tut mir leid. Hätte ich dir geglaubt, wäre alles anders geworden.

Senju or Uchiha?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt