5 Jahre später V

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Meine Schritte wirkten fast lautlos auf dem taufeuchten Gras.
Das Messer war ungewohnt und so kühl an meiner Seite, dass ich dachte, es wäre einfach nur ein langer Eisblock.

Ich hörte, wie Peeta den ersten Schuss abgab, der mit einem anders klingendem Schuss erwiderte wurde.

Ich presste mich an die Hauswand blickte noch weiter Richtung Westen.

Ich konnte eine Person ausmachen, die im Geäst der Bäume mit etwas länglichem in den Händen saß.

Ich näherte mich dem Scharfschützen und zielte sorgfältig.

Dann surrte der Pfeil durch die Luft und schnitt sie entzwei.

Die Person regte sich nicht und auch den Pfeil hatte 'Der Boss' nicht bemerkt.

Ich ging noch näher heran.
Jedes mal, wenn ich auf ein kleines Blatt oder sonstiges trat, zuckte ich zusammen.

Meine Augen waren auf den Schatten im Baum geheftet.

Peeta schoss weiter und die Person erwiderte die Schüsse mit doppelter Kraft.

Ich rannte nun, ohne bedenken, dass er mich hören würde.
Die Schüsse waren laut genug.

Ich war nur noch geschätzte zehn Meter von ihm entfernt, als die Schüsse eingestellt wurden.

Ich spannte einen Pfeil ein und atmete einmal tief durch.
Innerlich zitterte ich, doch äußerlich wirkte ich ganz ruhig.

Panisch suchte ich nach einem Versteck oder einem Schutz.
Wenn er mich jetzt entdecken würde und wenn er nur ein halbwegs guter Schütze war, wäre ich tot.

Und da! Sein Kopf drehte sich in meine Richtung! Mist!
Seine dunklen Augen strahlten nur hass aus und der Finger auf dem Abzug war total ruhig.

Drauf folgten zwei Schüsse gleichzeitig.
'Der Boss' schoss auf mich, während Peeta auf ihn schoss.
Ich ließ mich ganz schnell auf den Boden fallen und bemerkte erst dann das Blut, welches aus meiner Wange lief.

Im Fallen hatte ich den Bogen los gelassen.
Und dann passierte alles nur noch, wie in Zeitlupe.

Peeta hatte den Mann in die Hand geschossen. 'Der Boss' schrie kurz auf und nahm das Gewehr mit der anderen Hand.

Jetzt war es aus. Vorbei.
Ich konnte nicht so schnell aufstehen, bevor er mich abknallte.
Aber er tat es nicht. Ich lag ja auch immer noch auf dem Boden.

"Na, Miss Everdeen? Das wars wohl mit deinem ach so tollen Leben!" Seine Stimme klang rau und tief und das darauffolgende Lachen noch gefährlicher.

"Mein Leben war nie toll.", sagte ich schnell. "Die Hungerspiele haben mich zerstört. Und der Krieg-"
"Der Krieg ist allein deine Schuld!", fiel er mir ins Wort. "Im Krieg sind meine Frau und meine Tochter gestorben. Diesen Schmerz sollst du jetzt auch spüren!"

Ich tastete mit meinen Fingern nach irgendwas, was man als Waffe benutzen konnte.
Und da fiel es mir wieder ein!
Das Messer!

"Tja, ich werde irgendwann sterben", sagte ich mit wachsendem Selbstbewusstsein. "Aber nicht heute!"

Und dann warf ich das Messer.

Verlorene Hoffnungen (Tribute von Panem FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt