Der Teufel trägt rosa Schuhe

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Vor ein paar Stunden, hatte es geklingelt. Dieser Moment hatte alles verändert. Ist es nicht lustig, dass eine Sekunde ausreicht, um dein komplettes Leben auf den Kopf zu stellen?

Ich saß auf der Couch im Wohnzimmer der Baumgardens, schaute ihr beim Spielen zu, und dachte an die vergangenen Stunden.

Als Max die Tür öffnete, um Frank und das Mädchen hinein zulassen, hatte sie gezögert, bevor sie den ersten Schritt in unser Haus gemacht hatte.

„Hallo" begrüßte ich sie herzlich. „Ich bin Mary Jane." Ich lächelte sie an.

Sie sah kurz vom Boden auf, und mir flüchtig ins Gesicht.

Es war ein hübsches kleines Mädchen, mit langen braunen Haaren, und hellblauen Augen.

Eingehend, hatte sie auf ihre Schuhe gestarrt. Frank hatte sie losgelassen und Max mit sich in die Küche gezogen.

Ich war alleine mit ihr zurückgeblieben. Als sich die Tür hinter Frank und Max geschlossen hatte, hob sie plötzlich den Kopf und schaute mich mit nassen Augen an.

„Ich will heim.” hatte sie in befehlendem Ton gesagt. „Jetzt.” betonte sie, da ich mich nicht gerührt hatte.

„Wie lautet denn dein neuer Name?” hatte ich gefragt, um das Thema zu überspielen.

Sie hatte sich vor mir aufgebaut, und die Arme verschenkt. „Hör zu, Mary Jane, oder wie auch immer du jetzt heißt, mir ist egal wer du bist, und wieso ich hier bin. Sobald sich die Situation zuhause beruhigt hat, bin ich weg.”

Die Situation hätte etwas lächerliches haben sollen. Und doch, erkannte ich mich selbst in ihrem Verhalten wieder. Um genau zu sein, war sie in dem selben Alter, wie ich damals, als ich zu den Danesis kam.

Nur, wenn man sich ansah, was aus mir geworden war, verging einem das Lachen. Damals, war ich in diese Mafia Schiene hineingezwängt worden. Täglich fragte ich mich, was wohl aus mir geworden wäre, wenn ich von einer normalen Familie adoptiert worden wäre.

Höchstwarscheinlich, genau das hier. Ein Haus in der Vorstadt, ein Mann, und ein Kind - der Traum vieler junger Frauen - für mich jedoch, ein absoluter Albtraum.

Und doch, wünschte ich dem Mädchen die Normalität, die ich niemals hatte.

„Ich hasse dieses Hau...” Hatte sie wieder angefangen zu nörgeln, doch ich hatte sie am Arm gepackt und ihr tief in die Augen gesehen.

„Nein. Jetzt hörst DU MIR mal zu. Es steht ziemlich ernst um unser aller Leben. Wenn dich hier einer findet, bist du tot, und wir gleich mit. Also, wirst du schön mitspielen, und auf alles hören was wir dir sagen, verstanden?”

Irritiert starrte sie zu mir hoch, nickte aber dann.

„Ich Frage dich noch einmal. Wie lautet dein Deckname?” Ich betonte die Silben meiner Frage mit viel Nachdruck.

Sie schaute wieder zu Boden, und antwortete kleinlaut : „Amber.”

In dem Moment, waren Max und Frank wieder ins Zimmer gekommen, und ich hatte sie losgelassen.

Gedankenversunken starrte ich noch immer auf das weiße Parkett im Wohnzimmer der Baumgardens, als Roselyn sich neben mich fallen ließ, und mich ernst ansah.

„Ich hätte da eine ziemlich...naja...unangenehme Frage an dich.” unbehaglich zupfte sie an ihrem Ärmel herum.

Ich lächelte sie ermutigend an.

„Also...ähm...wie soll ich dass nur höflich formulieren?
...ist...ähm...Amber...ähm...adoptiert?”

Ich lächelte, und nickte.
„Ja. Max und ich haben sie vor einigen Jahren adoptiert.”

„Und weiß sie...dass sie...ähm...nicht eure richtige Tochter ist?” fragte sie nervös.

Mein lächeln erstarb.
„Dass sie adoptiert ist, bedeutet nicht dass sie nicht unsere richtige Tochter ist.” antwortete ich kalt.

„Jaja, aber ich meine, im Grunde deines Herzens ist da doch ein Unterschied, oder? Ich meine, ich könnte ein adoptiertes Kind niemals so lieben wie ich meinen kleinen Todd liebe.” Meinte sie, und warf einen Blick in Richtung eines übergewichtigen Jungen, der gerade mit Amber spielte.

Er steckte sich  nur Geistesabwesend einen Finger in die Nase.

Angewidert schaute ich wieder in Richtung von Roselyn.

Es klingelte an der Tür, und Roselyn sprang sofort auf.

Ein Augenblick später, kam sie gefolgt von einer großen Blondine ins Wohnzimmer zurück.

„Hallo. Ich bin Kathrin” Begrüßte sie mich übertrieben nett. „Ich habe gehört dass sie neu eingezo...” Ein gellender Schrei unterbrach sie, und lies alle zusammen zucken.

Ich wirbelte herum.

Todd lag schreiend auf dem Boden, und hielt sich mit beiden Händen das Ohr. Sein Gesicht war Blut überströmt.

Amber stand hinter ihm, mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht.

Blut rann ihr am Kinn hinab.

Ein Tropfen davon landete auf ihren rosanen Schuhen.

Little Miss Mafia IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt