Das Beste

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Sie folgt seinem Blick nach oben.
"Jonathan?", fragt sie. "Hast du zufällig Höhenangst?"


Er schluckt.
"Hab ich bisher noch nicht herausgefunden.", bringt er dann heraus.
"Dann tun wir das jetzt.", sagt sie und geht auf das Gebäude zu.

"Hey, warte mal!", ruft er. "Ist... ist das nicht irgendwie verboten oder so?"
"Siehst du irgendwo ein Schild wo drauf steht 'Betreten verboten' oder Ähnliches? Nein? Ich auch nicht. Also los, komm jetzt du Angsthase."
Als sie das sagt ist sie schon halb durch ein Fenster, das halb unter der Erde liegt, gestiegen. 

Das ist doch verrückt, denkt er. Doch er möchte sie auch nicht enttäuschen indem er den Spießer raushängen lässt und einfach draußen stehen bleibt. Also klettert er ihr mit einem mulmigen Gefühl im Bauch durch das Fenster hinterher.

Im Gegensatz zu der Helligkeit draußen ist es in dem Raum stockduster doch das Mädchen findet ihren Weg mühelos durch die Gänge. Er folgt ihr buchstäblich blind. Die Fenster auf dieser Etage sind alle zugemauert oder mit Holz verbarrikadiert, nur einzelne Lichtstrahlen erfüllen schwach die Räume links und rechts. 

Plötzlich biegt sie links ein und setzt ein kleines "Vorsicht, Treppe." hinterher, doch er stolpert trotzdem lautstark über die ersten Stufen. Als hätte sie nichts gehört geht sie die Treppen unbeirrt weiter hoch.

"Warten könnte man ja auch mal...", knurrt er leise, klopft sich den Dreck von der Hose und holt sie dann wieder ein. Es wird heller und wenn er richtig mitgezählt hat sind die Lichtverhältnisse ab dem zweiten Stock wieder normal.
Sie steigen acht weitere Treppen hinauf bevor das Mädchen in einen Gang einbiegt, ihn entlanggeht und dann ein Zimmer betritt.

Er ist verblüfft, als er ein vollkommen eingerichtetes und wohnliches Zimmer vorfindet, das überhaupt nicht zu diesem Haus passt. In der Ecke liegt eine Matratze mit bezogener Bettwäsche, daneben ein kleiner Beistelltisch und auf ihm ein Buch, dessen Namen er nicht kennt. An den Wänden hängen Bilder, auf einigen von ihnen erkennt er das Mädchen, doch sie ist immer allein zu sehen und meist von hinten fotografiert. Ein Sofa und ein Tisch stehen an der anderen Wand und auf einem Schrank steht sogar ein Fernseher, der provisorisch an eine Steckdose angeschlossen ist.
"Der funktioniert aber nicht, oder?", er zeigt auf den Fernseher. Sie schüttelt den Kopf.

"Sind das alles deine Sachen?", fragt er verblüfft. 
"Naja, nicht alles, das Meiste habe ich auf der Straße gefunden."
"Wahnsinn, wie hast du das hier alles hochbekommen?"
"Ich...", beginnt sie und dreht den Kopf weg. "Ich hatte Hilfe."

Als würde sie schnell das Thema wechseln wollen setzt sie hinterher: "Gefällt's dir?"
Er nickt. "Ja, das ist ziemlich beeindruckend. Aber du schläfst doch nicht etwa hier, oder?", fragt er und im gleichen Moment lässt er sich auf die Matratze fallen.

"Naja doch manchmal schon."
"Wieso denn das? Hast du denn gar keine Angst hier? Und es muss doch mega kalt sein.", fragt er fast erschrocken.
Sie zuckt mit den Schultern und setzt sich auf das Sofa.
"Es ist angenehmer als zuhause. Ich meine, hier verdrischt mich niemand, nur weil ich mal zu viel Salz in die Spaghetti gekippt habe. Und das mit der Kälte bin ich gewohnt, mein Zuhause ist auch 'ne Bruchbude, da gehen nicht mal die Heizungen."

"Wundert sich dein Vater denn gar nicht, wo du bist?", fragt er.
Stolz antwortet sie: "Ich sag ich schlaf' bei Freunden. Obwohl ich keine Freunde hab und er auch von keinen Freunden wüsste toleriert er das. Ist wohl froh seine Ruhe zu haben und sich alleine vollsaufen zu können." Sie lehnt sich an die Wand, legt die Beine überkreuzt auf den Tisch und verschränkt ihre Arme. "Außerdem ist er gar nicht mein Vater."

Verdutzt schaut er sie an.
Für eine Antwort muss er nicht ein mal fragen. "Meine Mutter ist gestorben als ich fünf war. Lungenkrebs; aber ist wohl ihre eigene Schuld, was musste sie auch so viel rauchen. Und mein Vater hat sie schon vor meiner Geburt verlassen."

Sie macht eine kurze Pause und reibt sich das Kinn als würde sie nachdenken. 

"Ich glaub ich bin bei einem One-Night-Stand entstanden. Deshalb kann ich es ihm nicht mal übel nehmen, dass er entschieden hat mich in ein Heim zu geben, nachdem meine Mutter gestorben ist. Er hat mich wohl nicht als Tochter angesehen - ist doch verständlich, oder nicht?" Diese Worte kamen so erschreckend einfach über ihre Lippen.

Verwirrt schaut er sie an. "Nein, eigentlich nicht. Ich finde man muss für jede seiner Taten Verantwortung zeigen. Das tut mir alles echt leid. Wie kannst du darüber so locker reden? Ich meine, das muss doch echt scheiße sein."

"Eigentlich schon.", sagt sie und lacht düster. "Aber weißt du was? Man muss einfach versuchen das Beste aus der Situation zu machen."

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Ich bin sehr zufrieden mit diesem Kapitel und freue mich schon mega dadrauf weiterzuschreiben, da mir endlich eingefallen ist, was ich aus dieser Geschichte noch machen möchte. Ich hoffe ihr freut euch mindestens genau so sehr wie ich darauf, wie es weitergeht. :D


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