Kapitel 2 Teil 1

2.8K 124 11
                                    

Als Lexie benommen langsam zu sich kam, bemerkte sie sogleich, dass sie nicht in ihrem Zimmer lag. Sofort sprang sie auf, bereute dies aber sofort wieder. Stöhnend fasste sie sich an den Kopf und setzte sich sofort wieder auf das Bett. Mehrere Minuten saß sie so auf das Bett. Als die Schmerzen schließlich ein bisschen erträglicher wurden, öffnete sie wieder ihre Augen und sah sich unschlüssig um. Sie befand sich in einem sehr schlichten Zimmer. 

Ein einfaches Betts, ein kleiner Schrank und ein kaputter Stuhl. Sonst nichts! Es gab nicht einmal ein Fenster. Die Wände wurden in einem einfachen Grauton gehalten. Gedankenverloren kaute sie auf ihrer Lippe rum, als plötzlich die Tür aufschwang. Ihre Augenbrauen schossen nach oben und ihr Mund stand fassungslos offen.

„Das kann nicht sein", murmelte sie in sich hinein und sah ihn beschürzt an.

„Sag mir bitte, dass du nicht das getan hast, was ich denke", wollte sie leicht verstört von ihm wissen. Er jedoch sah sie grinsend an.

„Was meinst du?"

„Du hast mich entführt." Ganz aus dem Häuschen sprang sie auf und vergaß sogar für einen kurzen Moment ihre Kopfschmerzen. Zischend fasste sie sich an den Kopf. Warum tat ihr Kopf nur so stark weh ?

„Was hast du mit mir angestellt?"

„Kannst du nicht einfach mal still sein? Du bereitest mir Kopfschmerzen", brummte er und rieb sich kurz den Kopf.

Eingeschnappt schnappte sie nach Luft und verschränkte ihre Arme ineinander. Dass sie mehr als nur verstimmt war, konnte man ihr ansehen.

„Ich bereite dir Kopfschmerzen?Na, hör mal. Du warst der Jenige, der mich entführt hat und wer weiß, was du mit mir vorhast! Du kranker Psycho!"

„Hey, du verhältst dich so, als würde ich dich vergewaltigen oder so." Empört schüttelte er den Kopf. Auf was hatte er sich denn diesmal wieder eingelassen?

„Und warum hast du mich dann entführt? Es muss ja einen guten Grund für das alles geben!"

Für alles gibt es einen guten Grund. Zweifel nicht an deinem Schicksal und vertraue mir", rief eine Stimme, welche Lexie zusammenzucken ließ. Das war weder ihre, noch eine ihr bekannte Stimme gewesen.

„Hast du das auch gehört?", wollte sie ganz aufgeregt von ihm wissen. Innerlich bat sie darum, dass sie nicht die Einzige war, die das gehört hatte.

„Was gehört?" Verwirrt legte er die Stirn in Falten.

„Na diese Stimme! Es war eine Mädchenstimme. Sie muss noch ziemlich jung sein. So hat sich das jedenfalls angehört ..." Grübelnd sah Lexie sich im Raum um, aber konnte keine weitere Person ausmachen.

Unsicher hob er eine Augenbraue. Damit hätte er jetzt nicht gerechnet.

„Fieber hast du nicht. Der Schlag auf deinem Kopf muss wohl ziemlich hart gewesen sein. Ich werde ihn umbringen! Ich wusste, dass es ein Fehler war", murmelte er ärgerlich, nachdem er eine Hand auf ihre Stirn gelegt hatte.

„Nimm deine Pfoten gefälligst von mir. Ich hab kein Fieber. Und von was redest du? Sag mir bitte, dass du diese Stimme auch gehört hast!"

„Ich glaube, du solltest dich jetzt ein wenig hinlegen und ein bisschen schlafen. Du wolltest ja nicht freiwillig mitkommen, deswegen hat dir Matt einen ziemlich harten Schlag verpasst. Hoffentlich trägst du keine Schäden davon", das Letzte murmelte er eher in sich selbst hinein.

„Ich will aber sofort wissen, was hier los ist." Lexie war ein sehr dickköpfiger Mensch. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte man sie schwer davon abbringen.

Genervt schüttelte er den Kopf.

„Mein Name ist Azrael und ich ..."

„Was? Azrael ?", obwohl die Situation mehr als absurd war, konnte sich Lexie ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Ja, Azrael. Hast du etwa damit ein Problem?", wollte er zähneknirschend von ihr wissen. Seine geschmeidigen Gesichtszüge hatten sich verspannt. Keiner, wirklich niemand wagte es, so mit ihm zu reden. Die meisten hatten Angst vor ihm, denn er konnte schon sehr einschüchternd sein. Das dieses menschliche Mädchen, anders als andere reagierte, brachte ihn zur Weißglut. Als sie nichts darauf erwiderte, fuhr er schließlich fort.

„Ich habe dich gerettet. Na ja, du hast dank ihm sehr viel Blut verloren und du wärst dadurch fast gestorben. Deswegen habe ich dir mein Blut gegeben, damit du überlebst."

„Willst du mich eigentlich verarschen? Das ist wirklich lustig, aber jetzt sag mir bitte die Wahrheit", gekünstelt lachte sie kurz auf und sah ihn dann auffordernd an. Sie wollte die Wahrheit hören und nichts als die Wahrheit.

„Das ist aber die Wahrheit", herablassend sah er ihr in die Augen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. „Kannst du dich denn nicht daran erinnern, wie er dir dein Blut ausgesaugt hat?"

Sie schloss die Augen. Nein, das konnte nicht sein. Das war nicht möglich, denn es war nicht realistisch. So etwas konnte nicht passiert sein und doch hatte sich diese Erinnerung tief in ihr Gedächtnis gebrannt. Diesen Schmerz, den sie empfunden hatte, würde sie wohl nie mehr in ihrem Leben vergessen können.

„Nein, das stimmt nicht. Bitte sag mir, dass du mich vergewaltigen willst und mich deswegen entführt hast", murmelte sie zerstreut. Sie konnte das nicht glauben. Es war einfach nicht möglich.

„Warte, was? Das hast du jetzt nicht wirklich gesagt." Er hatte schon sehr viel im Leben gesehen und gehört und selten war er baff gewesen. Azrael stand wie von dem Kopf gestoßen vor ihr und schüttelte nur den Kopf.

„Sag mir bitte, dass mich kein Vampir gebissen hat", verlangte sie aufgebracht von ihm. Sie musste es einfach von ihm hören!

„Das ist wohl die erste Phase. Verleugnung", seufzte er resigniert und deswegen holte er, ohne etwas zu sagen, das kleine Messer aus der Schrankschublade, raus.

„Dann muss ich dir das wohl beweisen",murmelte er und mit diesen Worten zog er sich die Lederjacke aus und führte das Messer zu seinem Unterarm. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, zog er einen langen Schnitt in seine Haut. Als das Blut herausquoll, schnappte Lexie erschrocken nach Luft. Doch nach ein paar Sekunden passierte etwas, womit Lexie nicht gerechnet hatte. Die Stelle heilte wie von selbst und kein Tropfen Blut war mehr zu sehen. Entgeistert sprang Lexie auf und nahm seinen Arm in ihren Händen. Sie fuhr mit ihren Fingern über die besagte Stelle. Wie vor den Kopf gestoßen sah sie verbissen auf seinen Arm. Was soeben passiert war, war doch unmöglich. Und doch ist es passiert.

Sie versuchte, eine logische Begründung zu finden, aber wie den? Sie konnte es sich nicht erklären, denn es war nicht normal. Es war einfach nicht normal!

„Wer bist du?", langsam bekam sie es mit der Angst zu tun. Vorsichtig ging sie ein paar Schritte weg von ihm, da sie dringend den Abstand brauchte.

„Die Frage müsste doch wohl eher lauten: Was bist du?", grinsend kam er auf sie zu, als wäre sie seine Beute.

„Bleib stehen! Komm mir nicht näher." Verzweiflung breitete sich in ihrem Inneren aus, als sie die Wand hinter sich spürte und er nur wenige Meter vor ihr stand. Seine Augen wurden dunkler, wachsamer und gefährlicher. Irgendetwas ging in ihm vor. Etwas, was Lexie sehen konnte, aber nicht begreifen oder gar nachvollziehen konnte.

„Scheiße", rief er wütend, während er sich von ihr wegdrehte. Er musste weg, sonst würde er dem Verlangen nicht mehr widerstehen können.

Moon Lovers - The truth Untold // Chassie GencWo Geschichten leben. Entdecke jetzt