Der beste Freund des Menschen [Remus/Sirius]

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Ich habe mal einen Harry Potter Oneshot auf eine andere Art und Weise versucht zu schreiben. ^^ Special greetings Descaladumidera ^^

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Der gefrorene Ast brach in der Mitte auseinander, als er drauftrat. Schon seit einer ganzen Weile irrte der junge Mann im Wald umher. Man könnte meinen, dass er die kühle Winterluft genießen wollte, oder er noch nach verbliebenen Pilzen Ausschau halten würde, doch seine Beweggründe waren etwas ganz Anderes. Innerlich fühlte sich der Junge wie eine Zeitbombe, die jederzeit explodieren und in die Luft gehen könnte. Er musste an solchen Tagen einfach raus. Raus, aus seinem Käfig. Raus aus seinem inneren Gefängnis.

Remus Lupin bevorzugte immer den Wald. Hier war er ungestört, da nur sehr selten Menschen vorbeikamen und hatte Zeit zum Nachdenken. Vielleicht war aber das auch sein Problem. Er dachte zu viel nach. Zu viel über sein recht einsames Leben und auch zu viel über seine Schwierigkeiten in der Schule.

Es gab da nämlich so einen Jungen mit dem Namen Fenrir Greyback, der ihm ziemlich die Hölle heiß machte. Jede Gelegenheit nutzte er, um Remus auf irgendeine Art und Weise zu demütigen. Erst heute war wieder etwas in der Schule vorgefallen, was er nicht so schnell vergessen konnte.

Remus hatte sich endlich getraut seinen Schwarm, ein sehr hübsches Mädchen mit dem Namen Nymphadora Tonks, anzusprechen. Anfangs war es doch eher ein recht unbeholfenes Gespräch gewesen und er hatte sie auch nur ansprechen können, weil sein Klassenkamerad James Potter ihn dazu ermutigt hat. Remus konnte nicht von sich behaupten, dass er eine Freundschaft mit James führte. Aber sie verstanden sich doch relativ gut und arbeiteten auch immer in Zweierteams bei Gruppenaufgaben. Er hat also heute Nymphadora Tonks angesprochen.

„Hallo", hatte Remus leise gesagt.

„Hey", hatte sie ihn begrüßt und ein strahlendes Lächeln geschenkt, was ihn sogleich aus der Bahn geworfen hatte.

Er wollte ihr irgendetwas sagen. Wahrscheinlich ein Kompliment machen. Oder sich sogar etwas über ihre Lieblingsband unterhalten, da sie ein T-Shirt von den „Schicksalsschwestern" trug, die er selbst auch sehr mochte. Doch da kam dann Fenrir Greyback dazu.

„Na, Lupin? Versuchst du wieder kläglich, Weiber aufzureißen?", hatte er extralaut gefragt, damit es ja alle mitbekommen hatten.

„Verzieh dich, Greyback", hatte James gebrummelt und versucht den kräftigen Schüler wegzuziehen.

Wie das geendet hatte, war vorauszusehend gewesen. Fenrir hatte James einen Kinnhaken verpasst, James zurückgeschlagen und die beiden Jungen waren schließlich in eine Prügelei verwickelt gewesen. Nymphadora hatte sich kopfschüttelnd verzogen und schließlich war ein Lehrer aufgetaucht und hatte James und Fenrir trennen müssen. Es war also das reinste Desaster gewesen.

Remus verzog das Gesicht, als er daran dachte. Nein, es war es nicht nur einer seiner schlimmsten Momente an der Schule gewesen, sondern es war der schlimmste Moment in seinem ganzen Leben gewesen.

Mit einem lauten Seufzen setzte er sich auf einen Baumstamm. Es war doch recht frisch geworden und Remus verschränkte seine Arme vor der Brust. Normalerweise müsste der Junge langsam nach Hause gehen, doch er war nicht sonderlich erpicht darauf, seinen Eltern zu begegnen.

Natürlich war es Lyall und Hope Lupin gewiss, dass ihr Sohn soziale Schwierigkeiten, vor allem in der Schule hatte. Sie versuchten schon die ganze Zeit mit ihm darüber zu reden, aber er wollte einfach nicht zuhören. Es war einfach eine Angewohnheit von Remus, grundsätzlich Konfliktsituationen und Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Doch es war ihm scheinbar bestimmt, diese Dinge magisch anzuziehen.

Mit einer Handbewegung wedelte er seine Gedanken zur Seite und versuchte sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Ein kalter, dennoch sanfter Wind wehte an ihm vorbei und ließ einzelne, mit Tau überzogene Blätter aufwirbeln. Remus bemerkte ein Eichhörnchen mit buschigem Schweif, welches über den gefrorenen Waldboden lief und schließlich an einer Tanne emporkletterte.

„Wahrscheinlich sucht es Schutz in seinem Bau", dachte sich Remus. „Oder bringt Nahrung für seine Familie."

Wieder einmal bemerkte er, wie allein er doch war. Nicht, dass es ihm sonderlich etwas ausmachte. Nein, er genoss sogar die Ruhe. Doch an manchen Tagen oder in einigen Situationen wünschte sich Remus einfach jemanden, mit dem er reden konnte. Er könnte theoretisch James anrufen, doch für ihn redete sein Klassenkamerad zu viel. Remus sehnte sich nach einem Freund, dem er alles erzählen konnte, aber nur zuhörte.

Doch es sollte an diesem Tag geschehen, dass seine Gebete erhört wurden.

Noch eine Weile starrte Remus in die Ferne, bis er ein seltsames Geräusch vernahm. Sofort sah er auf und sprang von dem Baumstamm runter.

„Wer ist da?", fragte er, doch es kam keine Antwort.

Sein Herz pochte ihm bis zum Hals. Bestimmt war es Greyback, der nur darauf gewartet hatte, ihn alleine zu erwischen und den Garaus zu machen. Remus schluckte. Normalerweise würde ein vernünftiger Mensch weglaufen, doch wenn es tatsächlich Fenrir sein sollte, würde er ihm sogar eine Freude damit bereiten. Also blieb Remus stehen und sah weiterhin auf den Busch, der sich bewegte. Die Blätter raschelten immer mehr. Wahrscheinlich würde er gleich rauspringen ...

Doch statt einem kräftigen Schüler trat ein schwarzer, großer Hund mit struppigem Fell heraus. Erleichtert atmete Remus aus. Der Hund sah ihn aus grauen, müden Augen an. Er setzte sich gegenüber von ihm und legte den Kopf schief.

„Was machst du denn hier, so ganz alleine?", fragte er das Tier.

Natürlich antwortete der Hund nicht, sondern sah Remus weiterhin mit schiefgelegtem Kopf nur an.

„Du bist gerne alleine, nicht wahr?"

Der Hund fing an, sich hinter dem Ohr zu kratzen. Remus musste leicht schmunzeln.

„Weißt du, ich bevorzuge auch die Einsamkeit. Aber manchmal hätte ich gerne jemanden, der mir einfach nur zuhörte."

Sofort hörte das Tier auf, sich zu kratzen und sah Remus wieder an.

„Verstehst du mich?", fragte der Junge leise.

Die grauen Augen von dem Hund funkelten.

„Nun, ich habe nämlich so meine Probleme ...", fing Remus an und setzte sich wieder auf den Baumstamm, um dem Hund alles zu erzählen.

Er kam sich dabei leicht lächerlich vor. Da saß ein wildfremdes Tier vor ihm und er sprach mit ihm über Gott und die Welt. Hier und da scheinen die Augen zu blitzen, doch Remus ließ sich davon nicht beirren. Er redete und sprach, wie sonst nie zuvor. Kein einziges Mal wurde der Junge unterbrochen und die ganze Zeit über hielt er den Blickkontakt mit dem Hund.

„... und nun sitze ich hier und rede mit dir", beendete Remus seine Erzählung. „Ich glaube, dass ich dich mitnehme. Meine Eltern werden wahrscheinlich nicht sonderlich begeistert sein, aber ich werde sie schon überreden können", sagte er und stand synchron mit dem Hund auf.

„Du brauchst aber noch einen Namen", meinte er und sah das schwarze Tier wieder an. Remus überlegte eine Zeit lang, doch dann sagte er:

„Ich werde dich Sirius nennen, wie das Sternenbild vom ‚Großen Hund'."

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Ja, eine etwas andere und ungewohnte (vielleicht auch seltsame) Art und ich bin gespannt, wie euch der Oneshot diesesmal gefallen hat ^-^


harry potter; ᵒⁿᵉˢʰᵒᵗˢ ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt