Mondlicht [Remus/Sirius]

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Für die liebe Descaladumidera

Der Wind pfiff und ließ Blätter aufwirbeln. In dem See spiegelte sich das silberne Mondlicht wider, was der Vollmond erzeugte und eine magische, einzigartige Atmosphäre bildete. Viele Menschen würden dieses Szenario als "wunderschön", oder gar "romantisch" bezeichnen. Doch für eine Person war diese Tageszeit alles andere als angenehm.

Zitternd und schweißgebadet stolperte er an den See. Die Prozedur, die der Vollmond mit sich brachte, kannte der Mann schon seit langem. Allerdings war es nach all den Jahren, nicht minder schmerzhaft geworden. Er würde sogar behaupten, dass es früher einfach gewesen war, denn damals waren drei Freunde an seiner Seite gewesen. Doch nun war er alleine. Einer war tot, von dem anderen verraten, der Andere wurde des Verrats angeklagt und saß nun unschuldig im Gefängnis und der Verräter war abgetaucht. "Sirius", jammerte der Mann und keuchte im nächsten Moment schmerzerfüllt auf. Seine Knochen knackte und langsam dehnte sich seine Haut. "Sirius!", schrie er, so wie jedes mal. Doch seit langem war keine Antwort mehr gekommen. "Sirius", murmelte der Mann kraftlos und schrie wieder auf. Seine Verwandlung war nun fast vollendet. Seine Haare wurden immer dichter und bald schon würde struppiges, langes Fell seinen gesamten Körper verzieren. Doch ehe er sein komplettes, menschliches Bewusstsein verlor, hatte er noch ein Rascheln vernehmen können und eine leise Stimme: "Remus".

Schon lange hatte Sirius Black den Mann beobachtet. Jener, der ihn jahrelang begleitet hatte und nie von seiner Seite gewichen war. Er hatte ihn schmerzlich vermisst. Remus John Lupin war immer der vernünftigste von den vier Freunden gewesen. Oft hatte er seine Nase in Büchern gehabt und für jegliche Probleme eine Lösung parat gehabt. Nur bei den Vollmondnächten nicht. In diesen Phasen war es Remus gewesen, der seine Freunde gebraucht hatte. Und nur zu gerne waren sie an seiner Seite gewesen. Hatten sie sich nicht sogar den schwierigen Animagus-Zauber erlernt, um gefahrlos mit ihm durch die Nacht zu streifen. Sirius selbst hatte die Gestalt eines Hundes angenommen und somit verstand er sich am besten mit dem Werwolf. "Wie hatte es Moony nur geschafft, all die Jahre alleine zu sein?", hatte sich der Hund-Animagi gefragt, als er ihn gesehen hatte. Sein Jammern war unerträglich gewesen.

Deswegen hatte Sirius beschlossen, sich in seine Animagus-Form zu verwandeln, um bei seinem Freund zu sein. Doch zuerst war er zögerlich gewesen. Wie würde Remus reagieren? Hatte er ihn auch als Verräter angesehen? Sirius musste schlucken, als er an damals dachte. Der Vorwurf, das Gericht, die Verurteilung... Aber ein Gefühl hatte er immer noch im Magen. Hass. Hass auf die Todesser, Hass auf das Schicksal von Harry, Hass auf Voldemort und vorallem Hass auf Peter Pettigrew. Sein Schulkamerad, sein Freund und sein Verräter. Einen Finger hatte sich der Feigling abgeschnitten, damit der Verdacht auf Sirius fiel. "Irgendwann werde ich es ihm heimzahlen", hatte der Verbliebene der Black-Söhne damals geschworen. Und das würde er auch. Bald. Doch zuerst musste er wieder seinen einzigen Freund zurückgewinnen. Remus...

Vorsichtig kam der schwarze Hund, dem Werwolf immer näher. Die Verwandlung war nun vollständig und Remus sah ihn aus grünen Augen an. Sie waren fremdartig, dennoch vertraut. Doch trotzdem passten sie nicht zu dem liebevollen, ruhigen und intelligenten Mann, den Sirius kannte. "Remus?", fragte er zögerlich. Schief sah die wolfähnliche Kreatur ihn an. Nie hatte er verstanden, was in dem Kopf eines Werwolfs vor sich ging. Es hieß, dass sie nach ihren Instinkten handeln. Also konnte Sirius nur hoffen, dass Remus ihn nicht attackieren würde.

Die Brust von Sirius hob und senkte sich unregelmäßig. Noch immer sah ihn Remus an und bewegte sich  nicht. Was er sich wohl dachte? Konnte er sich überhaupt nach an ihn erinnern? Tatze wurde leicht Unwohl bei dem Gedanken, dass sein bester Freund ihn womöglich ganz vergessen hatte ...

Zögerlich kam Remus dem schwarzen Hund näher. Ihm kam der Geruch vertraut vor, doch war er fremd. Vorsichtig schnüffelte der Werwolf. Von seinem Gegenüber schien keine Gefahr auszugehen, doch das Tier schien verängstigt zu sein. Mit schiefgelegtem Kopf betrachtete er den Hund. Was würde er jetzt tun? Es war wohl am besten, wenn er den Hund nicht beachten würde. Remus konnte einfach nichts mit ihm anfangen. Deshalb drehte sich der Werwolf um und verschwand in Richtung Wald.

Mit aufgerissenen Augen sah Sirius ihm nach. Da lief er also. Moony. Weit weg von ihm. Es hatte doch keinen Sinn. Auch Sirius wollte zuerst zurückgehen. In sein sicheres Versteck, der heulenden Hütte. Doch ein langgezogenes Heulen ließ ihn inne halten. Er mochte es, wenn Remus "sang", so wie der junge Black es immer bezeichnet hatte. Seine Augen schienen sich automatisch zu schließen, um das Heulen besser genießen zu können.

Eine Melodie, nach der er sich so sehr gesehnt hatte. Es tat gut, sie wieder zu hören. Das Heulen hatte schon immer eine bestimmte Beruhigung auf Sirius gehabt. Für ihn war es mehr, als nur ein Klang. Es fühlte sich immer so an, als ob dieses Lied seine Gebete enthielt, die in Richtung des Mondes gerufen wurden ...

Sirius öffnete die Augen. Er wusste, dass es Zeit war, wieder umzukehren. Nach einem kurzen Prozess war er wieder ein Mensch. Sehnsüchtig drehte sich der junge Black dauernd um, als er den Weg zur heulenden Hütte einschlug. Noch hatte er die Hoffnung, dass Remus aus dem Gebüsch springen würde und ihn wieder in seinem Arm halten könnte. Aber dennoch empfand er eine Art des Glückes, als Sirius an die erste Sichtigung seines Freundes, nach rund dreizehn Jahren, dachte. Wie sich sein Herzschlag beschleunigt und beinahe Purzelbäume geschlagen hatte. Er war so glücklich gewesen. Sein Ausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis der Zaubererwelt, war wohl doch nicht ganz so sinnlos gewesen ...

Als Sirius in sein provisorisches Versteck eintrat, grinste er wie ein kleines Kind. Zwar hatte der Mann nicht unbedingt das erreicht, was er wollte, dennoch war er seinem Ziel näher gekommen. Er hatte seinen alten Freund gesehen und war so froh, dass es ihm gut ging. Niemals hatte Sirius gedacht, dass Remus und er sich jemals wieder treffen würden. Das Heulen, was ihn die ganze Nacht lang begleitete, ließ ihn einen Entschluss fassen:

Morgen wollte er Moony aufsuchen und mit ihm reden.

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