Eingebungen

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Frank

Seit zwei Stunden bin ich unterwegs, zuvor habe ich auf Claire gewartet, doch diese ist nicht erschienen. Also bin ich auf direktem Weg zum Haus von Reverend Wakefield gefahren, doch auch dort waren sie nicht. Mein Freund und Verbündeter Reginald hat mir anvertraut, dass sie nach Norden unterwegs sind. Ich kann mir zwar nicht vorstellen was sie dort wollen, aber es ist der einzige Anhaltspunkt den ich habe. Also habe ich mich in mein Auto gesetzt und bin losgefahren, doch die Nacht bricht herein ehe ich eine ganze Meile hinter mich gebracht habe. Also muss ich mir in der nächsten Ortschaft eine Unterkunft suchen, ein kleines Hotel besitzt das lausige kleine Nest und der Mann, der dieses Geschäft anscheinend schon seit Jahren führt, erklärt auf meine Frage, dass er keine Frau und keinen Mann, die auf die Beschreibung von Claire und ihrem Highlander, passt.

Ich nicke ihm zu und gehe nach oben, wo ich mein Zimmer in Augenschein nehme. Es ist sehr klein und riecht übel. Um dem entgegenzuwirken, gehe ich zum Fenster und öffne dieses. Ein kalter Windstoss weht ins Zimmer und ich geniesse den frischen Geruch nach Regen und nassem Asphalt. Danach wende ich mich vom Fenster ab und entledige mich meines Jacketts und lockere meine Krawatte. Seufzend lasse ich mich auf das wackelig aussehende Bett und spüre wie eine Feder sich nach oben drückt. „Schlimmer kommt's nimmer, von wegen.", sage ich zu mir selbst und verdrehe die Augen. Ich beschliesse einen kleinen Happen Essen zu gehen und verlasse das Zimmer und gehe nach unten, wo ich die Frau des Betreibers erwische. „Wissen Sie wo man hier etwas schlaues zu Essen bekommt?"

Sie mustert mich etwas zu lange, bevor sie antwortet. „Aye, das sollte ich sehr gut wissen, immerhin wohne ich schon mein ganzes Leben lang hier.", eifrig nickt sie um ihre Worte zu unterstreichen. Ich sehe sie auffordernd an und merke wie meine Geduld immer weiter sinkt. „Gibt es hier ein Wirtshaus, oder ein Restaurant?" Die kleine Frau scheint sich wieder an meine vorherige Frage zu erinnern und nickt wieder eifrig. „Aye, zwei Strassen weiter gibt es ein Wirtshaus." Ich bedanke mich und verlasse das schäbige Hotel, draussen werde ich von dicken Regentropfen willkommen geheissen. Murrend ziehe ich mir meinen Hut mehr ins Gesicht und mache mich auf die Suche nach dem Wirtshaus. Obwohl es erst achtzehn Uhr ist, sind die meisten Strassen bereits verlassen. Das wäre in London undenkbar, dort sind die Strassen bis weit nach Mitternacht noch mit Menschen gefüllt. Einerseits gefällt mir diese Stille, die aufgeräumten Strassen und die einfache Lebensart, dennoch bin ich froh, wenn ich Claire gefunden und sie wieder mit nach Hause nehmen kann.

Als ich es gefunden und betreten habe, setze ich mich an einen leeren Tisch und winke die Bedienung zu mir heran. Ein hübsches Mädchen, vielleicht zwanzig Jahre alt. Sie hat dunkelblondes Haar, das ihr glatt auf die Schultern fällt und ein hübsches Gesicht. „Was kann ich für Sie tun, Sir?", fragt sie mich mit ihrem schottischen Akzent. „Ich hätte gerne etwas zu Essen, was der Koch empfiehlt.", erwidere ich. Das junge Mädchen nickt und fragt mich, ob ich noch etwas zu Trinken möchte. Ich bestelle noch ein Bier und sehe wie sie in der Küche verschwindet. Einen Moment lang schaue ich ihr nach, danach wende ich mich ab und schaue die Zeitung von Heute an. Doch darin steht nichts was mich interessiert und ich fange an mich zu fragen, ob die Leute hier Claire gesehen haben. Als das Mädchen wieder an meinem Tisch erscheint und das Essen serviert, ein Eintopf mit irgendwelchem Gemüse drin was aber ganz ordentlich riecht, frage ich sie nach Claire. „Aye, ob ich diese Frau gesehen habe? Nein, ich erinnere mich nicht an eine Frau wie Sie sie beschreiben. Aber vielleicht weiss es Jerry."

Sie zeigt auf einen älteren, bulligen Mann der an der Bar sitzt und lautstark lacht. „Danke." Sie nickt und verschwindet wieder, während ich diesen Eintopf esse, der wirklich gar nicht so übel ist wie er aussieht, mache ich mir Gedanken wie ich weiter vorgehen soll. Ich spüle den letzten Bissen mit einem grossen Schluck Bier runter und wische mir den Mund mit der Serviette, die auch schon einmal bessere Tage gesehen hat, sauber. Ein kurzer Blick zur Bar, zeigt mir, dass dieser Jerry noch da ist. Was ich nicht einmal hätte tun müssen, denn sein Lachen erfüllt auch weiterhin den ganzen Raum. Ich stehe auf und setze mich neben ihn und bestelle mir einen Whisky. „Sind Sie Jerry?", frage ich den Hünen neben mir. Jerry dreht sich zu mir und mustert mich, sein Bart sieht nicht sehr gepflegt aus. Allgemein hält er wohl nicht sehr viel von Körperhygiene, was sehr schade ist. „Wer will das wissen?" Seine Stimme klingt sehr tief und der alkoholgeschwängerte Atem trifft mich mitten ins Gesicht. „Ich bin Frank Rendall...und ich bin auf der Suche nach einer Frau." Jerry zieht eine Augenbraue nach oben und mustert mich eingehend, doch ich lasse mich nicht irritieren und beschreibe ihm Claire und diesen Jamie. Ich ende und leere, das immer noch unangerührte Glas Whisky, in einem Zug.

Das Brennen setzt ein und ich geniesse dieses Gefühl, eines muss man den Schotten lassen, sie wissen wie man Whisky braut. „Ich habe schon viele Frauen gesehen, aye, und sicher schon viele die wie deine Frau ausgesehen haben, aber ich muss leider nein sagen. Diese Frau und diesen Mann habe ich hier ganz sicher nicht gesehen." Ich nicke und massiere mir die Schläfen, denn ein grässlicher Kopfschmerz hat sich gebildet. „Dann muss ich wohl weiter suchen." Ich stehe auf, hole meine Geldbörse hervor und bezahle das Essen und den Drink, danach drehe ich mich um und möchte das Wirtshaus verlassen, als mich dieser Jerry aufhält. „Wenn dir deine Frau weggelaufen ist und sie hier niemand gesehen hat, vielleicht hat sie dich auch nur aufs Korn genommen." Jerry dreht sich wieder um und schlägt seinem Saufkumpan laut lachend auf den Rücken. Ich nicke und verlasse das Wirtshaus, draussen bleibe ich stehen und schaue in die Dunkelheit. Das Plätschern des Regens und die kühle Luft vertreiben den Alkohol gänzlich aus meinem Gehirn und lässt mich wieder klar denken.

Jerrys letzte Worte gehen mir im Kopf herum, als ich den Weg zum Hotel antrete. Als ich es erreicht habe, weiss ich auch was mich daran so stutzig gemacht hat. Nicht das er mich nicht für clever hält, sondern das er daran gedacht hat das sie eine falsche Spur gelegt hat. Was sie aber nicht alleine tun konnte, es sei denn jemand hätte ihr geholfen. Und da nur jemand in Betracht kommt, bin ich doppelt und dreifach wütend. „So eine verfluchte Scheisse.", brülle ich und schlage gegen eine Hauswand. Ein Fenster wird aufgerissen und das Licht geht an. „Ruhe da draussen.", ruft jemand und schliesst das Fenster wieder. „Ja, du mir auch.", brumme ich und gehe hinein. In meinem Zimmer angekommen lasse ich mich aufs Bett sinken und reibe mir übers Gesicht. Der Reverend ist der einzige der von Claires Geschichte und diesem...diesem Highlander bescheid weiss. Also muss er ihnen auch geholfen haben, wütend balle ich die Hände zu Fäusten und könnte mich selbst in Stücke reissen, dass ich so einer einfältigen Lüge auf den Leim gegangen bin. Aber es hilft jetzt alles nichts mehr. Ich werde am nächsten Morgen losfahren und dann werde ich Reverend Wakefield einen Besuch abstatten. Danach werde ich wissen wohin Claire und dieser Jamie geflohen sind, und dann, dann werde ich meine Frau nach Hause bringen. Dort wo sie hingehört.

oh, oh! Was passiert jetzt?

eure Amanda


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