Gefahren lauern überall

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Am nächsten Morgen sind wir alle in der Küche und frühstücken. Es regnet wie aus Eimer und keiner möchte in diesem Wetter draussen sein. Nicht einmal Jamie, der ja sonst immer bei den Pferden ist. Er und Elisabeth unterhalten sich prächtig, ich stehe im Türrahmen und schaue ihnen dabei zu. Die Erleichterung ist uns allen anzusehen, nicht nur Jamie und mir auch Elisabeth scheint irgendwie erleichtert zu sein. Es ist schon ein Wunder das sie uns diese irrwitzige Geschichte glaubt, aber ich beklage mich nicht. Im Gegenteil, es beruhigt mich das sie es glaubt, auch mir fällt es ab und an schwer es zu verstehen. In die Vergangenheit zu reisen ist eine Sache, aber danach mit einem Highlander aus dem 18 Jahrhundert zurück zu kehren ist eine andere Sache. Etwas das es wahrscheinlich noch nie gegeben hat, und auch nie mehr geben wird. „Claire, mo nigehan don.", reisst mich Jamies leise Stimme aus meinen Gedanken.

Ich blinzle und lächle ihn an, schaue in sein wunderschönes Gesicht das von einigen roten Locken eingerahmt wird. „In welche Gedanken hast du dich dieses Mal zurück gezogen?", sein Lächeln ist umwerfend, doch in seinen blauen Augen erkenne ich, dass er sich um mich sorgt. Beruhigend lächle ich ihn an und sage ihm, dass ich nur froh bin endlich die Wahrheit gesagt zu haben. Er nickt und haucht mir einen Kuss auf die Wange, danach geht er nach oben. Ich setze mich an den Tisch und nehme einen Schluck von meinem Tee, der nach Schwarztee mit einem Schuss Zitrone schmeckt. „Sie geben wirklich ein schönes Paar ab, Claire." Sie zwinkert mir zu was mich schmunzeln lässt. „Was haben Sie vor wenn ein wenig Gras über die Sache gewachsen ist?" Eigentlich habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht, aber Elisabeth hat recht.

„Ich habe noch etwas Geld von meinem Onkel Lamb, er hat es mir vermacht. Damit möchte ich uns ein neues Leben ermöglichen, ich könnte, sobald das Kind ein wenig grösser ist, wieder als Krankenschwester arbeiten. Und Jamie... nun, er könnte eine Anstellung bei einem Pferdehof antreten.", spinne ich meine Gedanken weiter. Elisabeth nickt begeistert und meint, dass in der Nähe ein altes Haus leer steht. „Es muss zwar noch einiges getan und gemacht werden, aber es wäre gross genug für eine Familie." Sie sieht auf meinem noch etwas bescheidenen Bauch, jetzt da sie es weiss, muss ich mich hier nicht mehr verstecken. Was eine grosse Erleichterung ist, denn immer darauf zu achten ob man meinen Bauch sehen könnte, oder nicht war auf die Zeit anstrengend geworden. „Ich weiss nicht ob Jamie das recht wäre. Er ist Schotte durch und durch.", sage ich lächelnd. Elisabeth nickt verständnisvoll, sie ist zwar wie ich Engländerin, aber wenn man so nahe an der schottischen Grenze wohnt, weiss man wie diese Menschen ticken. „Ich verstehe. Aber es wäre ein Anfang, denken Sie nicht?"

Ich schaue aus dem Fenster, denn etwas hat meine Aufmerksamkeit erregt. Zuerst weiss ich nicht was es ist, doch dann fährt mir die Erkenntnis durch Mark und Bein. „Frank. Er ist da!" So schnell, dass der Stuhl zu Boden fällt, bin ich auf den Beinen und starre angestrengt durch das Fenster. Der Himmel ist grau und der Regen ist stark, so stark, dass er einem die Sicht etwas nimmt. Doch ich habe gute Augen und ich erkenne die immer nähende Staubwolke die der Wagen erzeugt. Mein Herz beginnt zu rasen, pocht so stark gegen sein knochiges Gefängnis, dass es schmerzt. „Jamie?", rufe ich so laut ich kann. Über uns rumpelt es und eilige Schritte sind zu hören, wie in Trance kämpfe ich mich durch die Küche in den Flur. Wo ich auf Jamie treffe, der durch meine Stimme alarmiert wurde.

„Was hast du, Sassenach?" Er sieht von mir zur der älteren Frau die hinter mir steht immer wieder hin und her. „Frank. Er ist da." Ich nicke zum Fenster, wo man den Wagen bereits sehen kann. Jamies Halsmuskeln zeichnen sich unter der dünnen Haut deutlich ab, als er schluckt. Er flucht etwas auf Gälisch und stellt sich schützend vor mich. „Ich werde diesen verdammten Engländer aufschlitzen, wenn er dir etwas antun will.", knurrt er. Ich sehe wie sich seine gesamten Muskeln anspannen und er sich innerlich auf einen Kampf vorbereitet. „Nein. Ich werde ihn ablenken, während ich zur Hintertür rausgeht und zu der Koppel rennt." Wir drehen uns beide zu Elisabeth um die uns milde anlächelt. Ein Schatten taucht vor der Tür auf und uns allen bleibt das Herz stehen. „Jetzt geht.", flüstert sie und sieht uns eindringlich an. Ein lautes Poltern bewegt uns endlich zum Gehen, Jamies Hand sucht die meine und als er sie umschliesst, habe ich das Gefühl, dass dieser Tag kein gutes Ende nehmen wird. Wir rennen durch das Haus zur Hintertür die zur Koppel führt.

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