Wir schaffen das, versprochen.

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Wir sind jetzt seit zwei Tagen bei Elisabeth und ich muss sagen, ich fühle mich hier wirklich wohl. Sie ist eine sehr nette alte Frau und freut sich über die ungewohnte Lautstärke. Obwohl sich Jamie nach wie vor lieber bei den Pferden aufhält, als im Haus. Aber er liebt diese Tiere nun mal, also lasse ich ihm seinen Freiraum. „Wie lange sind Sie schon verheiratet?" Elisabeth sieht mich neugierig an, noch immer stellt sie mir sehr viele Fragen. Die ich alle so gut es eben geht beantworte. „Seit sechs Jahren." Ich trockne meine Hände an der Schürze ab und nehme einen Schluck Wasser. Die alte Frau nickt und beginnt den Teig zu kneten, ich beobachte sie dabei. Sie ist sehr geschickt darin, wie Mrs Fitz auf Burg Leoch.

Bei der Erinnerung schleicht sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. Wie es ihnen wohl geht? Ob sie noch leben? Ich weiss es nicht, Frank wüsste es. Immerhin ist er Historiker und könnte sich innert Stunden in das Geschehene hinein lesen. Schnell schiebe ich den Gedanken bei Seite und stelle das Glas auf den Tisch ab. „Und Sie? Waren Sie verheiratet?" Wenn sie mir schon so viele Fragen stellen darf, kann ich das auch. Sie hält für einen Moment inne und sieht mich dann mit einem merkwürdigen Blick an. „Ich war es, ja. Aber wie Sie es schon so trefflich gesagt haben. Der Krieg nimmt einem alles." Damit wendet sie sich wieder dem Teig zu, den sie mit einer Kraft bearbeitet die mich beeindruckt. „Er ist gestorben, richtig?" Sie schweigt, was mir Antwort genug ist. Ich will etwas sagen, doch ich weiss nicht was man dazu sagen soll. Ich habe viele Männer sterben sehen, zu viele vielleicht. Und das in zwei Zeitepochen, manchmal ist es wirklich seltsam.

Ich reiste durch die Zeit in die Vergangenheit und von dort wieder in die Gegenwart zurück. Manchmal frage ich mich, was geschehen wäre, wenn wir dort geblieben wären. Wäre Jamie jetzt tot? Gefallen bei Culloden Moore, oder würde er als Strafgefangener in einem englischen Gefängnis schmoren? Beides wäre schrecklich, für ihn, wie für mich und das ungeborene Kind. „Wieso kommt es, dass ihr Cousin so viel über Pferde weiss? Besitzt Ihre Familie eine Pferdezucht?" Elisabeth sieht mich an, ihre Augen haben einen seltsamen, beinahe wissenden Ausdruck. „Nein. Jamie...er war für ein paar Jahre in England. Vor dem Krieg. Dort hat er wohl mit Pferden gearbeitet. So genau weiss ich das nicht." Wieso stellt sie mir auch so viele Fragen? Ich weiss gar nicht mehr was sie mich am Anfang gefragt hat. Vielleicht ist das auch nur eine Taktik, weil sie etwas ahnt. Ich weiss es nicht, aber ich muss besser auf meine Antworten acht geben.

Die Haustür geht auf und Jamie steht im Flur, obwohl ich ihm den Rücken zugewandt habe, spüre ich seinen Blick auf mir ruhen. Mein Herz pocht auf einmal viel schneller und ich muss mich zur Ruhe zwingen. „Wie schön Sie wieder einmal im Haus zu sehen, junger Mann.", begrüsst sie Jamie. Ich drehe mich um und sehe wie er dasteht. Gross, mit breiten Schultern. Das rote Haar lockig, es umrahmt sein wunderschönes Gesicht. „Wir haben gerade von deinem Aufenthalt in England geredet, wo du gelernt hast so gut mit Pferden umzugehen." Es ist besser wenn auch Jamie von meinen Antworten weiss. So schöpft die alte Frau nicht sofort Verdacht, oder bekommt Zweifel da sich unsere Antworten decken. „Aye. England. Eine sehr lehrreiche Zeit." Ich wende ihm wieder den Rücken zu, so dass er mein Lachen nicht sehen kann. Jamie ist ein Meister darin sich zu verstecken, aber bei offensichtlichen Lügen ist er ein bisschen befangen. Ich höre wie Elisabeth auf ihn zu geht und mit ihm spricht, als sie ins Wohnzimmer gehen, atme ich erleichtert auf. Ich widme mich dem Teig für das Brot zu und lege ihn anschliessend in eine Schüssel, wo er erst einmal ein bisschen ruhen muss. Als Elisabeth wieder in die Küche kommt, habe ich bereits alles abgewaschen und verräumt. „Ich habe Ihrem Cousin einen Auftrag gegeben. Ich habe einen Karren der repariert werden müsste, da ich morgen in die Stadt fahren möchte."

Ich nicke und sage, dass Jamie das sicherlich hinbekommt. Das Lächeln der Frau könnte man als erfreut deuten, aber es könnte genauso gut auch ein Lächeln sein, das zeigt, dass sie langsam dahinter kommt. Nach einem kleinen Mittagessen zieht sich Elisabeth nach oben zurück, um wie sie es nennt, ein kleines Nickerchen zu machen. Diese Zeit nutze ich um nach Jamie zu sehen. Draussen ist es mild und es tut gut wieder einmal ganz allein zu sein. Die Koppel liegt etwas hinter dem Haus, man kann es vom Haus aus nicht sehen. Also bin ich mit Jamie ganz ungestört, ausser den Pferden vielleicht. Aber die werden bestimmt nichts verraten. „Hier. Ich dachte du könntest das vertragen." Jamie dreht sich um und lächelt mich an. „Aye, danke Sassenach." Er nimmt das Glas Limonade an und trinkt es in einem Zug leer. „Das schmeckt gut. Was ist das?" Ich lächle und erkläre ihm, dass man das aus Zitronen macht.

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