Die Wahrheit

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Am nächsten Morgen verlässt Elisabeth schon früh das Haus, da sie in die Stadt möchte. Sie hat mich zwar gefragt, ob ich mitgehen möchte, aber ich habe gesagt, dass mir nicht danach ist in die Stadt zu fahren. Sie meinte ich solle mich etwas ausruhen, da ich heute etwas blass um die Nase aussehen würde, und ist gefahren. Ich frage mich ob man mir die Schwangerschaft schon ansehen würde, doch als ich mich im Spiegel betrachte, merke ich wie flach mein Bauch noch wirkt wenn ich ihn gut verstecke. Blass war ich schon immer, aber das kann sie ja nicht wissen. Vielleicht interpretiere ich auch viel zu viel hinein, wer weiss das schon. Da wir für einige Stunden alleine sind, habe ich mir etwas kleines überlegt.

Ich packe einen Korb mit ein paar Leckereien und mache mich damit auf den Weg zu Jamie. Der gerade dabei ist den Hengst zu satteln. „Kleine Pause gefällig?" Ich lächle ihn an und sehe, dass er sich darüber freut. Seine Augen leuchten auf und ein breites Lächeln umspielt seine Lippen. Er schaut neugierig in den Korb und als seine Augen sein Plaid entdecken, lächelt er noch mehr. „Ich hab mich immer gefragt wo es bloss ist. Es war unauffindbar." Ich lache und schaue ihn schuldbewusst an. „Ich musste es verstecken, wenn sie es finden würde..." Ich verstumme und Jamie beginnt zu nicken. Er versteht warum ich das getan habe. „Schon gut, Sassenach." Er haucht mir einen Kuss auf die Stirn, ich schliesse die Augen und geniesse diesen Augenblick der ungestörten Zweisamkeit. „Lass uns etwas essen." Wir setzen uns auf sein Plaid und machen uns über das kleine Picknick her. „Ich mag Elisabeth, sie ist wirklich nett. Nur..."

Ich breche wieder ab und weiss nicht was ich sagen soll. Es sind mehr Vermutungen als stichhaltige Beweise. „Nur?", hakt Jamie nach. Ich kaue auf meiner Unterlippe und spüre wie der sanfte Wind mir ins Gesicht weht. Es ist so friedlich hier, plötzlich kriege ich Angst, dass Frank die friedliche Ruhe zerstören könnte. Und diese Gefahr besteht, ich kenne ihn. Wenn er sich irgendwo festgebissen hat, lässt er nicht mehr los bis er hat was er will. In diesem Punkt gleicht er Black Jack Randall sehr. „Ich habe manchmal das Gefühl das sie etwas ahnt. Elisabeth meine ich. Sie macht seltsame Andeutungen, wie heute Morgen, als sie meinte das ich blass aussehe und mich ausruhen sollte."

Jamie liegt entspannt neben mir und schaut zu mir auf. „Du musst keine Angst haben, Claire. Ich bin bei dir und werde dich vor allem und jedem beschützen." Ich nicke leicht, obwohl ich an das glauben möchte, spüre ich tief in mir drin, dass uns schon bald etwas schreckliches widerfahren wird. Nur weiss ich nicht was es ist. „Und jetzt komm her." Ein leichtes Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, als ich mich neben ihn lege und mich an ihn kuschle. Wir liegen da und geniessen die Wärme und die Nähe des anderen. Seine Hand ruht auf meinem Bauch, ein wunderschönes Gefühl. „Ich wünschte sie würde erst Morgen zurück kommen, dann hätten wir noch mehr Zeit für einander." Mir geht es gleich und ich frage mich, wie lange wir das noch aushalten müssen. So lange es nun mal nötig ist, eigentlich eine einfache Antwort. Aber sie ist so schwer das man meinen könnte, es lägen Granitbrocken auf unseren Schultern und unseren Herzen. „Wir schaffen das, Jamie.", flüstere ich und schliesse die Augen. Spüre wie mich die Müdigkeit einholt und mich in ihre weichen Flügel hüllt. Ich werde von Jamie geweckt, der mich leicht an der Schulter rüttelt. „Sassenach, wach auf."

Sein Gesicht schwebt über mir, ich lächle ihn an und streichle mit meinem Finger über seine Wange. „Ich habe gerade so schön geträumt.", murmle ich und kuschle mich an seinen warmen Körper. Doch er setzt sich auf, so dass ich ganz aufwache. „Über was denn?", fragt er belustigt. Ich setze mich ebenfalls auf und strecke mich ausgiebig, bevor ich ihm antworte. „Wir haben eine Pferderanch besessen, und viele Kinder sind um uns herum getollt. Es war so friedlich und dann hast du mich geweckt." Ich schmolle leicht, was ihn zum Lachen bringt.

„Habe ich das? Das tut mir leid." Ich boxe ihm leicht in die Seite und werde als Strafe dafür von ihm durchgekitzelt. Ich beginne zu kreischen und kann vor lachen kaum mehr atmen. „Aufhören!", kreische ich. Doch Jamie lässt nicht von mir ab, erst als ich mich nicht mehr wehre. Er beugt sich über mich und küsst mich, ich erwidere den Kuss und mache mich daran sein Hemd aufzuknöpfen. Wie lange ist es her, dass ich seine nackte Brust das letzte Mal berührt habe? Ich weiss es schon gar nicht mehr und es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. „Was hast du vor, Sassenach." Ich streiche ihm sein rotes lockiges Haar aus dem Gesicht und schaue in seine tiefblauen Augen. „Ich vermisse dich.", es ist raus bevor ich darüber nachgedacht habe. Aber es entspricht der Wahrheit. „Mir geht es doch genauso. Wahrscheinlich bin ich der grösste Narr in ganz England, aber ich kann nicht." Ich schaue hinunter und sehe den Beweis, dass er es kann, als ich danach greifen möchte, weicht er zurück. „Nicht weil ich es nicht könnte, es ist zu gefährlich. Versteh doch Claire..." Ich unterbreche ihn in dem ich nicke, ich weiss was er meint. Es wäre einfach zu leichtsinnig, also schlucke ich meine Begierde runter und küsse ihn sanft. „Du bist kein Narr, ein kleiner vielleicht. Aber du hast recht."

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